Kolumne: Die Ladies mit ihren Rollatoren
Nichtsahnend bog ich bei mir mit dem Auto um die Ecke auf die Hauptstraße, um dann hart bremsend zu verhindern eine ältere Dame zu überfahren. In aller Seelenruhe ging sie mitten auf der Straße kerzengerade mit ihrem Rollator spazieren. Die Bürgersteige waren auf beiden Seiten breit und ohne Fußgänger, doch aus welchen Gründen auch immer bevorzugte sie die Straßenmitte. Mit einem Gruß rollte sie lächelnd an mir vorbei, die Porreestangen wackelten in ihrem Körbchen neben der Handtasche. Im Rückspiegel beobachtete ich sie, wie sie um die Ecke bog.
Einen Bürgersteig betrat sie nicht.
Am nächsten Tag saß ich in einem Café als mir fast das Herz vor Schreck stehen blieb. Eine sehr alte Dame überquerte mit ihrem Rollator die Hauptstraße. An für sich ein normaler und nicht gefährlicher Vorgang. Wenn sie etwas hätte sehen können. Bis weit über ihren Kopf war ihr Blick durch leere Kartons behindert. Diese stapelten sich auf ihrem Rollator. Sie konnte nichts mehr sehen und die Straße nur nach Gefühl überqueren. Ich stand auf, doch Passanten halfen ihr bereits, nahmen die Kartons in die Hand und gingen mit ihr sicher über die Straße und begleiteten sie den weiteren Weg.
Wenn ich höre, dass jemand einen Rollator bekommt, assoziiere ich damit Menschen, die nicht mehr so mobil sind. Die beiden Frauen haben mich eines Besseren belehrt. Sie gingen ihren Weg, als wäre ihr Weggefährte der beste Freund.
Foto: pixaby.com, moritz320
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