Trude Teige: Als Großmutter im Regen tanzte

Klappentext:

Eine starke Frau in dunklen Zeiten. Und eine junge Frau, die zurückschauen muss, um nach vorn blicken zu können.
Als Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern auf der kleinen norwegischen Insel zurückkehrt, entdeckt sie ein Foto: Es zeigt ihre Großmutter Tekla als junge Frau mit einem deutschen Soldaten. Wer ist der unbekannte Mann? Ihre Mutter kann Juni nicht mehr fragen. Das Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter war immer von etwas Unausgesprochenem überschattet. 
Die Suche nach der Wahrheit führt Juni nach Berlin und in die kleine Stadt Demmin im Osten Deutschlands, die nach der Kapitulation von der russischen Armee überrannt wurde. Juni begreift, dass es um viel mehr geht als um eine verheimlichte Liebe. Und dass ihre Entdeckungen Konsequenzen haben für ihr eigenes Glück.
»Als Großmutter im Regen tanzte« erzählt davon, wie uns die Vergangenheit prägt bis in die Generationen der Töchter und Enkelinnen. Doch vor allem ist es eine Geschichte über die heilende Kraft der Liebe.
Drei Generationen, verbunden durch die Liebe und ein tragisches Geheimnis der Nachkriegszeit

Es gibt Bücher, die fesseln einen bereits nach wenigen Minuten. „Als Großmutter im Regen tanzte“ ist ein solches. Es gibt mehrere Erzählstränge, die im Laufe des Buches immer mehr miteinander verweben und erkennen lassen, warum die Beziehung der Großmutter Thekla mit ihrer Tochter Lilla so war, wie sie war. Warum Lilla trank und wiederum Schwierigkeiten mit ihrer Tochter Juni hatte, deren Geschichte, mit der der Großmutter, im Fokus dieses Romans ist. Diese bereits erwähnten verwebten Erzählstränge von Großmutter und Enkelin bewirken, dass ein sehr schöner Familienroman entstanden ist. Ein Liebesroman mit Happy End und teilweise ein historischer Roman. Sind einem die Vorgänge um Demmin und der Deutschenmädchen nicht bekannt, so lassen sie sich hier nachlesen.

Der Titel wirkt leicht und im Laufe des Buches wird deutlich, warum Großmutter im Regen tanzte. Der Grauen des erlebten Weltkriegs in Deutschland führte dazu, dass sie diese Momente benötigte und während eines solchen Tanzes im hohen Alter stirbt. Auf den ersten Blick scheint es sich um ein „leichtes“ Buch zu handeln, doch ist es viel mehr.

Ich kann gut nachvollziehen, warum es in Norwegen so erfolgreich war.

Maria Henk: Als Rangerin im Politik-Dschungel

 

Klappentext:

Maria ist Mitte dreißig und arbeitet seit Ewigkeiten in der Politik. Sie hat mehrere Wahlkämpfe mitgerockt, unzählige Politikerinterviews begleitet und so manche Krisenkommunikation gewuppt. Doch von der anfänglichen Euphorie im Job ist nichts mehr zu spüren. Das Kribbeln im Bauch ist einer abgeklärten Routine gewichen. Kaum ein Shitstorm kann sie mehr aus der Ruhe bringen. Sie beschließt, eine Auszeit zu nehmen, und beginnt eine Rangerausbildung in Botswana. Echte Wildnis statt Politik-Dschungel. Elefantentrompeten statt Politikerreden. Lagerfeuerabende statt Talkshowbesuche. Doch schnell erkennt sie: Politik-Dschungel und afrikanische Wildnis haben mehr gemeinsam, als sie je geahnt hätte …

Der Verlag stellt sich folgendermaßen vor: Kopfreisen Verlag – Der Verlag für Komfortzonenverlasser, Perspektivwechsler und Kopfreisende.
Mit dieser Beschreibung und der Information aus dem Klappentext wurden bei mir Erwartungen geschürt. Dieser suggeriert eine längere Ausbildung zur Rangerin. Der tatsächliche Urlaub hier als 6-wöchige Auszeit benannt, beinhaltet eine Ausbildung, die gerade 4 Wochen dauert.

Die Idee hinter dem Reisebericht und der gewonnenen Selbsterkenntnis, ist gut gemeint und wurde leider schlecht umgesetzt. Letztendlich liest sich das Buch wie ein Schulaufsatz, welcher mit Sätzen, die eher an Kalendersprüche erinnern, gespickt ist.
Die Vergleiche der Politik mit den Erlebnissen in der Rangerausbildung und während ihres Aufenthalts in Botswana sind… speziell. Seicht. Häufig habe ich da Gefühl, dass sie genannt werden, um dem Klappentext und dem Buchtitel einen Sinn zu geben. Als ehemalige Pressesprecherin der Grünen finden natürlich eher Politiker der anderen Parteien eine Erwähnung und müssen für Vergleiche herhalten. So wird Olaf Scholz gerne erwähnt und auch mal mit einem Stachelschwein verglichen. Natürlich darf das Verhalten Armin Laschets während der Flutkatastrophe im Ahrtal nicht unerwähnt bleiben.
Nach dem Lesen habe ich nicht wirklich etwas Neues erfahren, welches Tierdokumentationen, Lebenserfahrung und politisches Interesse mir nicht schon gezeigt hätten.
Der Ausstieg aus dem Hauptjob hin zu einer Tätigkeit in einer NGO wird zum Schluss beschrieben. Leider zu oberflächlich, als dass es nachvollziehbar ist. Die mehrmalige Nennung des zu engen Korsetts ändert daran leider nichts.
Von den 190 Seiten bleiben netto etwa 170 übrig. Das ist nicht viel. Doch zu viel, wenn die Formatierung im eBook das Lesen erschwert. Auf jeder Seite befinden sich zwischen einzelnen Worten viele Leerzeichen, die Absätze beginnen meist ebenfalls mit Leerzeichen. Ob diese überarbeitet werden ist mir nicht bekannt.
Schade, aus der Idee hätte man etwas machen können.

Nun weiß ich leider einmal mehr, dass nicht jede Journalistin automatisch eine gute Autorin ist.

Lars Keppler: Spinnennetz

Klappentext:
Knapp nur hat Kommissarin Saga Bauer den letzten Einsatz überlebt. Bevor sie endlich die Reha-Klinik verlassen kann, erreicht sie noch eine handgeschriebene Postkarte: „Eine blutrote Pistole liegt vor mir. In deren Magazin befinden sich neun weiße Kugeln. Eine dieser Kugeln ist für Joona Linna bestimmt. Die einzige Person, die ihn retten kann, bist du.“ Unterschrieben ist die Karte mit einem Anagramm vom Serienmörder Jurek Walter. Als Saga von dieser Drohung Joona Linna erzählt, winkt der ab. Er ist sicher, dass Jurek Walter nicht mehr lebt. Doch bald wird klar, dass die Drohung ernst gemeint war. Und damit beginnt die gefährlichste Jagd auf einen Serienmörder, die Schweden je erlebt hat …

Hochspannung ist von Anfang an in diesem Buch mit dem passenden Cover gegeben. Die Handlung erstreckt sich über pralle 656 Seiten und wieder einmal spielt Jurek Walter eine wichtige Rolle. Saga Bauer erhielt vor Jahren eine Postkarte in der beschrieben wird, dass es eine blutrote Pistole mit 9 weißen Kugeln gibt. Eine dieser Kugeln ist für Joona Lina bestimmt. Inzwischen hat sie die REHA-Klinik verlassen, arbeitet als Detektivin und hofft bald wieder als Polizistin/mit Joona Lina arbeiten zu können.
Der erste Mord geschieht, bei dem das Opfer mit einer weißen Kugel getötet wird. Wird Joona Lina nun das nächste Opfer sein? Bald wird klar, dass ein Serienmörder unterwegs ist. Lebt Jurek Walter doch noch? Hat er einen Komplizen?
Bereits in der Mitte des Buches wird die Identität des Serienmörders gelüftet, was der Spannung keinen Abbruch tut.

Wie ich betone: Das Buch ist spannend. Reicht dies für ein gutes Buch aus? Die beschriebene Brutalität empfinde ich oft als unnötig, ebenso die Menge an erotischen Szenen, die für die Handlung meist überflüssig sind. Wie oft und durch wen Saga Bauer geleckt wird, interessiert mich schlichtweg nicht. Hinzu gibt es etliche logische Fehler. So wird von „er wurde regelrecht hingerichtet“ erzählt, taucht zum Ende der Geschichte nur mit einem Kopfverband versehen wieder auf.
Manchmal ist weniger mehr. Bücher dürfen sich Zeit lassen. Vielleicht würden sich dann die Fehler vermeiden lassen? Vielleicht gibt es auch die Arroganz, dass dem Leser diese nicht auffallen.
Trotz allem liest sich das Buch in einem Rutsch weg. Da ich die Reihe um Joona Lina seit dem ersten Band lese, werde ich vermutlich den nächsten Band ebenfalls lesen.

Dirk Gieselmann: Der Inselmann

Klappentext:

Eine vergessene Insel, ihr stiller König und die Sehnsucht nach einem Leben abseits der Welt. »Der Inselmann« ist das ebenso berührende wie sprachmächtige Porträt eines Außenseiters und eine Hymne auf den Eigensinn. Anfang der Sechziger in einem entlegenen Teil Deutschlands. Das Ehepaar Roleder zieht auf eine unbewohnte Insel inmitten eines großen Sees. Es ist eine Flucht nach innen, vor der Stadt und der Wirklichkeit. Mit dabei ist ihr Sohn Hans, der auf der Insel ein neues Zuhause findet. Und noch so viel mehr. Denn mit der Zeit scheint der schüchterne Junge geradezu mit der Insel, den Bäumen, dem Laub, dem Moos und dem Gestein zu verwachsen. Hans wird zum König der Insel. Bis, mit dem Bescheid der Schulbehörde, die Realität in seine kleine große Traumwelt einbricht und ihn von Insel und Eltern trennt. Es ist der Beginn einer beschwerlichen Odyssee, gelenkt zunächst von gnadenlosen Institutionen des Staates und schließlich dem einen großen, pochenden Wunsch: zurückzukehren auf seine Insel, in die ersehnte Einsamkeit im Schatten der Welt. Doch: Wie wird die Insel, wie werden die Eltern ihn empfangen?
Dirk Gieselmanns Debüt ist die faszinierende literarische Studie eines Insellebens und erzählt von der Sehnsucht nach Einsamkeit in einer Gesellschaft, die das Individuum niemals alleine lässt, im Guten wie im Schlechten. »Der Inselmann« ist ein Roman, der nachhallt, voller berückender Bilder, leuchtender Sätze und magischer Kulissen.

Die Kurzbeschreibung beschreibt im Grunde den Inhalt des Buches. Die Eltern von Hans ziehen in den 60er Jahren aus der kleinen Wohnung in der Stadt auf die Insel. Hier findet er sein Reich und die Einsamkeit. Hans hält die Insel aus und die Insel ihn. Warum der Umzug erfolgte, warum die Eltern lieblos und sprachlos mit ihm umgehen wird nicht beschrieben oder erklärt. Als er zur Schule muss, verändert sich sein Leben. Täglich rudert er dorthin, schwänzt und wird bis zum 18. Lebensjahr in einer Erziehungsanstalt untergebracht. Kaum entlassen, will er nur noch zurück auf die Insel, doch sein Vater verwehrt ihm den Zutritt.
Er verdingt sich über die Jahre als Handlanger, um dann endlich wieder auf die Insel zurückkehren zu können, auf der er mindestens bis zum Alter von 70 Jahren lebt.

Reicht dies, um ein Buch zu füllen? Oh ja. Die Geschichte über den Rückzug aus der Gesellschaft und über ein weltabgewandtes Leben fasziniert. Hierzu benötigt es keine lange Geschichte. Die Bildhafte Sprache führte dazu, dass ich immer tiefer eintauchte, spürte, innehielt und hoffte, von nichts und niemanden gestört zu werden. Die Sprachgewalt hat mich umgehauen und ließ mich geistig äußerst befriedigt und gesättigt zurück.

Ich werde es gleich erneut lesen.

Sarah

Sarah saß auf der Bettkante und betrachtete das Gesicht ihres Gegenübers im Kissen. Das Gesicht von Lille. Den blonden Flaum über ihrem Mund, die lange Nase. Im Schlaf wirkte sie harmlos. „Wie konnte ich bloß auf diese Hackfresse reinfallen?“ dachte sie, während sie die Wärme der Lichter des über 2,50m großen Weihnachtsbaums im Rücken spürte. Mit Millionen auf dem Privatkonto bestand Lille, der Kosename für Alice, auf den Trend zur Zweittanne. Zählte man den kleineren Baum im Kinderzimmer der zwei Jungen mit, so beherbergte ihr Haus insgesamt drei Nordmanntannen. Drei, die Lille in wenigen Stunden allein genießen konnte.

Als Sarah nichts mehr über „Kopftuchmädchen“ „alimentierte Messerstecher“ „Festung Europa“ und anderen Nazisch… hören konnte, ritt sie irgendwann der Teufel und sie nahm ein paar größere Umbuchungen von Schweizer Firmenkonten auf Konten in Deutschland – vorrangig in Baden-Württemberg – vor. Dazu benötigte sie nicht einmal Hackerkenntnisse. Arroganz, gepaart mit Dummheit, und einfache Passwörter erleichterten ihr das Eindringen in die Onlinekonten. Nachdem die Buchungen in Deutschland öffentlich wurden, war das Geschrei groß und Sarah erwartete hohe Strafzahlungen für das Dreckspack. Wer Spendenbetrug betreibt, sollte sich nicht erwischen lassen oder zumindest nicht schweigen. So dachte Sarah nun. Es war immer noch besser Bußgeld zu zahlen, als die Gelder in einen Wahlkampf zu stecken oder in eine geplante TV-Station. Welch eine Horrorvorstellung Lille rund um die Uhr sehen zu können. Oder zu müssen.
Es geschah bereits im Herbst, dass Sarah für ihre Jungs an Nikolaus den Knecht Ruprecht buchte. DEN Knecht Ruprecht. Als sie die Fotokartei der Modellagentur durchforstete, blieb ihr Blick nicht nur einmal an ihm hängen. Als Unterwäschemodell sehr gut ausgebucht, erlebte er im Dezember regelmäßig eine Auftragsflaute, die er mit Einsätzen als Knecht Ruprecht überbrückte. Mal mit dicker Rute ausgestattet, mal mit Nikolaus im Anhang, mal mit dem Stock oder der Gerte, mal im roten Kostüm, mal nur im roten Stringtanga. Immer den Wünschen des Kunden, der Kundinnen und ihrer Kinder gerecht werdend.

Am 6. Dezember klopfte er pünktlich um 18 Uhr an. Die Jungs waren begeistert von ihm. Obwohl ihnen die Unterschiede zwischen Nikolaus und dem Knecht Ruprecht bekannt waren, genossen sie seine dominante Show, während in der Ecke der Holzofen bollerte. Die Temperatur stieg und stieg im Haus. Dem Knecht Ruprecht wurde es offensichtlich zu warm. Viel zu warm. Daher zog er oben blank. Der mit Schweißtropfen durchtrainierte Oberkörper beeindruckte die Jungen sehr. Fasziniert lauschten sie seinen Erklärungen, wie man sich mit einer halben Stunde Training solch einen gestählten Körper antrainieren konnte. Knecht Ruprecht untertrieb und log ein bisschen. Kinder sollte man nicht demotivieren und früh genug würden sie, falls sie ernsthaft interessiert wären, seine Notlüge verstehen. Unter zwei Stunden täglich würden sie nicht davonkommen können. Nicht nur die Jungen staunten. Sarah war sprachlos: Dieser Körper. Diese Stimme. Diese Eloquenz.

Um einen langen Abend, eine lange Nacht, kurz zu machen: Während Lille in Berlin weilte, die Jungs im Bett schliefen, weihten sie und Knecht Ruprecht das Rehfell vor dem Holzofen ein.
Dabei blieb es nicht. Bereits am nächsten Tag besprachen sie ihren Auszug und den Einzug bei ihm.
In den folgenden Tagen trafen sie sich täglich. Knecht Ruprecht, der Alexander hieß und heißt, und Sarah mit ihren zwei Jungs, die ihn ebenfalls sofort in ihr großes Herz geschlossen hatten.
Die heimlichen Treffen gaben ihr so viel Energie, dass binnen 24 Stunden die Idee zu ihrem Film: „In bed with Tino and Björn“ entstand. Sie war fest davon überzeugt als Produzentin einen Kinoerfolg zu schaffen.

Es geschah an Heiligabend, als Sarah beschloss das Haus an diesem Tag endgültig, erst nach einem Abstecher an ihren ehemaligen Schreibtisch,zu verlassen. Sie loggte sich in alle ihr bekannten Schweizer Onlinekonten ein und begann ein paar (eine herrliche Untertreibung) größere Echtzeitüberweisungen von fremden Firmenkonten zu tätigen. Wie definiert man groß? Groß ist groß. So groß, dass sich viele Konten der UNHCR weltweit über die hohen Geldeingänge freuten.

Inspiriert durch: Broilers: „Alice und Sarah“

Foto: pixabay.com Alexas_Fotos

 

Es geschah zu jener Zeit – Barbara

Es geschah zu jener Zeit
Sinnlich betrachtete Peppone sein Küchenmesser, bevor er die Sardellen von Kopf und Schwanz befreite. Die ordinäre Hausfrau oder eine alte Mama würden hierfür eine Küchenschere verwenden. Doch Peppone, um seine favorisierten Stiche ins Herz gebracht, bevorzugte den Einsatz seines Messers, dessen handgearbeitete Klinge 21 Zentimeter maß. Im Alter von 13 Jahren wurde es ihm von seinem Capo in einer Zeremonie überreicht als er seinen Weg als Sgarrista begann.
Ein wenig Training reichte bei ihm, um bereits am Montag darauf zum ersten Mal zu töten. Aus dem Handgelenk heraus gelang ihm der sichere Stich ins Herz. Schmerzloser als es seine Auftraggeber häufig wünschten.
Wie oft er sein Handgelenk seitdem schwang ist nur dem aktuellen Capo Di Tuttu I Capi bekannt. Der ein oder andere Betonklotz, ein Säurefass oder Lupara kamen ebenfalls zum Einsatz, doch sein Liebling blieb „Barbara“. Sein Messer.
Er benötigte eine kurze Pause, um sein Acciughe Ripiene Al Forno im Kopf zu sortieren. So sehr ihn sein Kurzzeitgedächtnis verließ, so konnte er sich auf sein Langzeitgedächtnis verlassen. Eine kleine Pause im Schaukelstuhl und ein Glas Barolo Frankia von Giacomo Conterno würden ihm helfen. Der 2016er wurde ihm nach seinem letzten Auftrag vom aktuellen Capo geschenkt. Peppino genoss regelmäßig ein Glas, nicht nur zu besonderen Anlässen wie dem heutigen Familientreffen. Er ebnete ihm den Weg in das gelebte und geliebte Gestern. Ein tiefer Schluck und Mariella erschien vor seinem Auge. Ein weiterer tiefer Schluck und er roch ihr langes Haar, ihr Parfum, spürte ihre Haut an seiner Hand und hörte ihr herzliches lachen. Warum nur ließ er es zu, dass sie 1980 ihre Cousine in Avellino besuchte? Mit ihr verlor er bei dem Erdbeben ihr ungeborenes Kind. Tränen liefen über seine Wangen.
Am ersten Weihnachtstag 1978 verlobten sie sich im Haus ihrer Eltern, die nichts von seinen Fähigkeiten mit Barbara wussten. Seine Anstellung in der Kfz-Werkstatt, und der spätere Erwerb dieser, boten ihm eine perfekte Tarnung. Und dem Cappo einige Möglichkeiten der Geldwäsche, nachdem er sie später um den Handel mit hochwertigen Alfa Romeos ergänzte. Einen alten, roten Spider fuhr er heute noch. Sofern ihm sein Neffe nicht die Autoschlüssel versteckte.
Am ersten Weihnachtstag 1979 kochte er zum ersten Mal sein Sechs-Gänge-Menü für Mariella. So sehr er zur alten Garde gehörte und damals auch seine Frau am liebsten in der Küche und der Kirche sah, so sehr tauschte er am ersten Weihnachtstag die Rollen und kochte für sie.
Zuppa DI Fagiano Al Porto, Camoscio in Salami und als Vorspeise Acciughe Ripiene Al Forno waren seit damals die festne Bestandteile des Menüs. Sein Neffe bezeichnete letzteres als profanes Sardellen Sandwich. Eine angeheiratete Großnichte einer Patchworkfamilie, diese Familienform schien leider modern zu sein, gar als „Stulle mit Fischgeschmack“, nachdem sie zum ersten Mal von Sardellen Sandwiches hörte und nicht wusste, was sich dahinter verbarg.

Es geschah zu jener Zeit, dass er diese Tradition etablierte. In Erinnerung an Mariella und ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest als Ehemann und Ehefrau. Sie träumten von den vielen Bambinis, die sie schaffen wollten. Spaß an der vorbereitenden Arbeit hatten sie.
Eine weitere Träne lief über seine Wange. Im Lager seiner ehemaligen Werkstatt stand immer noch die Wiege, die er in seinen Pausen geschnitzt hatte. Seit 1980 wurde sie regelmäßig entstaubt, doch er brachte es immer noch nicht über sein Herz sie an ein Mitglied der nächsten Generationen weiterzugeben.
Kurz fand sein erster Cappo den Weg in seine Erinnerung. Dank ihm wurde er mit 13 Jahren zum Mann und ernährte fortan seine vier Schwestern und seine Mutter. Nicht lange darauf konnte er ihnen und ihm den Umzug in eine trockene Wohnung mit Badezimmer ermöglichen. Sein Vater starb Jahre zuvor bei einem Arbeitsunfall und die kleine Witwenrente stürzte seine Familie in bittere Armut. Einmal nahm seine Mutter ihn in die Arme, schaute ihm tief in die Augen und sprach: „Ein Mann muss tun, was er tun muss.“
Erteilte sie ihm damit ihren Segen? Sie sprachen nie wieder darüber.

Das Klingeln riss ihn fort von Mariella. Er öffnete seinem Neffen die Haustür und ging zurück in die Küche, um vorsichtig mit seinen Daumen das Rückgrat der Sardellen aus dem Fleisch zu lösen, so dass die beiden Filets von der äußeren Haut zusammengehalten wurden. Das Backblech fettete er mit etwas Öl ein und legte zwölf Sardellen mit der Haut nach unten dicht nebeneinander darauf. Jede Sardelle bestreute er mit etwas Kräutermischung, Pinienkernen, Salz und Pfeffer und beträufelte sie mit etwas Zitronensaft. Darauf legte er eine weitere Sardelle mit der Haut nach oben, so dass sich ein Sandwich ergab. Die halbe Scheibe Weißbrot schnitt er in Würfel und streute sie drüber. Das restliche Olivenöl goss er in einem feinen Strahl darüber.
Der Anfang war geschafft.

 

Foto: Pixabay.com Amoraio

 

Kleid und High Heels

Klack, klack

Ich liebe meine High Heels. Im Schneegestöber auf dem Brückengeländer zu der Musik zu tanzen, die sich nur im meinem Kopf befindet. Gloria Gaynors „I will survive“ hört sich nur laut in meinem Kopf gut an. Ich singe laut mit und höre dennoch das magische klack klack der Heels auf dem Geländer. „I“ – klack- „will“- klack „survive“-klack.
Nach dem halben Song ist das Ende der Brücke erreicht. Ein aufstampfen, klack klack. Eine Umdrehung. Mein rotes Kleid dreht sich mit, mein Mantel dreht sich mit. Weiter geht es. Weiterlesen

Weihnachten in der Fremde – Rudolf

Es war noch nicht so lange her, da ging er aus dem Haus, um sich Zigaretten zu holen. Die Tage zuvor schimpfte sie noch mit ihm, weil er im Alter diesem Laster wieder neu frönen musste.
Im Sandkasten lernten sie sich damals kennen, in den Kriegstagen wuchsen sie auf und verloren sich nie aus den Augen.
Nun, mit über 80 Jahren, nahm er manchmal ihr Gesicht in die Hände, schaute sie an und flüsterte zärtlich: „Was dem Helmut seine Loki, das bist Du für mich.“
Mehr als 60 Jahre waren sie miteinander verheiratet. Sie wünschten sich Kinder, doch die Natur hatte es nicht gewollt. Letztendlich waren sie sich beide genug. Sie sahen vieles von der Welt und ihr Haus war ein offenes Haus. Freunde hatten sie reichlich, sofern sie noch lebten.
Von dem letzten Zigarettengang kam er nicht zurück. „Herzinfarkt. Er wird keine Schmerzen gespürt haben.“ So erklärte man es ihr später.
Ihr Rudolf war nicht mehr bei ihr. Sie war nicht mehr seine Loki.

Ihre Sprache hatte sie in den vergangenen Wochen, schon vor dem Umzug in dieses schöne Seniorenstift, verloren. Das letzte Wort sagte sie bei seiner Beerdigung. Der Kopf so klar, ihre Gefühle so klar, doch der Mund weigerte sich einen Ton von sich zu geben.
Ihre Freunde besuchten sie gelegentlich, doch der ausgesprochene Trost erreichte sie nicht. Sie spürte, wie ihre Freunde mit ihrer Sprachlosigkeit nicht umgehen konnten.

Trauer kann so schmerzen. Sie möchte schreien und konnte wieder nur den Mund tonlos öffnen.

Sie ging zum Schallplattenspieler und legte den Tonträger auf die LP von „Mario Lanza“. Seit vielen Jahren hörten sie ihn an Heiligabend gemeinsam. Ein kleines Ritual, bevor die Geschenke ausgepackt wurden. Ja, auch nach allen gemeinsamen Jahren hatten sie immer noch Ideen für Geschenke, mit denen sie den anderen überraschten.

Beide waren gesundheitlich auf der Höhe. Es ziepte ein wenig hier und da, aber  es reichte  immer noch, um auf dem Spielplatz in der Nähe eine Runde zu schaukeln und sich die Welt von oben anzuschauen. Keiner rechnete damit, vor dem anderen zu gehen.
Sie erinnerte sich noch gut an Ostern. Mit Rudolf besuchte sie das neue thailändische Restaurant. Das Curry mit der Erdnusssauce schmeckte ihr hervorragend. Bis sie vom Stuhl fiel und erst in der Notaufnahme aufwachte. „Lebensgefährlicher anaphylaktischer Schock.“ sagte ihr der Notarzt später. Dass sie noch einmal richtig Glück gehabt hätte. Seitdem führte sie immer ein Notfallset mit der Adrenalinspritze und den Medikamenten mit sich. Eines bewahrte sie in ihrer Handtasche, eines im Wohnzimmerschrank auf.

Heute Morgen nahm sie ihre beiden Notfallsets, legte sie auf den Boden und zertrat sie mit ihren Schuhen. Die zerstörten Reste lagen nun im Abfalleimer.
Sie setzte sich auf das alte, rote Sofa. Wie oft saß sie mit ihrem Rudolf darauf? Sie unterhielten sich, schauten einander an, tranken ihren Tee und waren sich selber genug.
Ein altes Sofa in einer Wohnung im Seniorenstift ergab kein neues zu Hause. Auch der frisch zubereitete Tee oder der Blick auf ihre Weihnachtsdekoration ergaben kein Gefühl von daheim sein. Das einzige Gefühl, welches sie spürte war, die Sehnsucht nach Rudolf.

Das hier war nicht ihr zu Hause. Nichts war ihr zu Hause ohne Rudolf.

Sie legte den Tonträger erneut auf, holte das kleine Pillendöschen aus der Handtasche und setzte sich wieder auf das Sofa. Mit geschlossenen Augen stellte sie sich vor, neben Rudolf zu sitzen. Jetzt spürte ihre linke Hand seine Hand. Mit den Falten und den Altersflecken, die sie alle einzeln kannte. Ihr Zeigefinger erspürte seinen Ehering. Wie gerne würde sie diese Hand noch einmal an ihrem Gesicht spüren, wie gerne würde sie noch einmal seine Worte hören.
Sie saß dort weiterhin mit geschlossenen Augen und hörte Mario Lanza zu. Als das letzte Lied erklang, hielt sie fest die Hand von Rudolf und öffnete mit der rechten Hand ihre kleine Pillendose.

Sie musste nicht hinein schauen, um zu wissen, dass die Erdnuss noch in ihr lag.

 

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„Read what I see“: Typisch H. ……?

Der lauwarme Oktobertag verführt zu einem Besuch auf den Friedhof. Am Himmel zeigen sich dunkle Wolken, die sich langsam vor die Sonne schieben, und dennoch genug Wärme bis zu mir durchlassen. Der Weg vom Parkplatz bis zum Kolumbarium ist kurz. Über der Schulter trage ich eine große Tasche, in der sich die bepflanzte Grabschale befindet. Unter dem Arm die Gießkanne.Auf der Bank vor dem Kolumbarium setze ich die Tasche ab. Die Gießkanne stelle ich unter diese. Neben anderen. Die Grabschale platziere ich auf eine freie Fläche auf dem großen Sockel links von der Bank. Ein wenig verschiebe ich dazu eine Pflanzschale. Hier stehen Laternen neben bepflanzten Schalen, Blumentöpfen und Grablichtern.

Während ich mich mit einem Angehörigen unterhalte, wir in Erinnerungen schwelgen, nähern sich drei Männer der Bank. Ihre Unterhaltung ist bereits von weitem zu hören. Man unterhält sich darüber, dass die Zeit als Rentner nie ausreicht und dass man die Heizung natürlich so weit aufdrehen wird, wie man möchte. Ist doch egal, ob das Gas für alle reichen wird.

Inzwischen sind alle drei an der Bank angekommen. Einer von ihnen schaut sich die abgestellten Dinge auf dem Sockel an, stürzt sich beinahe auf diesen, hebt die Grabschale, die ich erst vor wenigen Minuten dort abgesetzt habe, grob an und stellt sie an eine andere Stelle. „Das ist MEIN Platz. Da stehen immer meine Dinge! Wie kann man nur so unverschämt sein und meine Schale verschieben?!“ Während er diese Sätze brüllt, schiebt er seine wenige Zentimeter beiseite, so dass sie parallel zu einer Laterne steht. „Wer wagt sich das? Hier stehen immer die Sachen für meine Frau. IMMER!“
Dieses Verhalten macht mich sprachlos. Während ihm seine Begleiter zustimmen, befürchte ich, dass ihm gleich Unmengen an weißem Schaum aus dem Mund tropfen. „Wehe, wenn auch nur ein Tropfen die Grabschale meiner Mutter benässt.“ denke ich lautlos.
Mein Angehöriger erwähnt, dass wir seine Schale etwas verschoben haben, damit eine weitere abgestellt werden konnte.
Der alte Mann zetert weiter. Mir wird es zu bunt. „Ich empfinde Ihr Verhalten als recht asozial. Natürlich ändere ich diesbezüglich meine Meinung, wenn Sie mir die Rechnung der Friedhofsverwaltung zeigen aus der hervorgeht, dass Sie die Steinfläche gepachtet haben, um ausschließlich Ihre Dinge dort abzustellen.“
„Das gibt es nur hier, dass man meinen Platz nicht respektiert.“
Aha.
Das gibt es also nur hier. Kann ich ihn wirklich als asozial bezeichnen? Eine der Definitionen lautet: „Asozial“ bezeichnet an sich ein von der anerkannten gesellschaftlichen Norm abweichendes Verhalten: Ein Individuum oder eine Gruppe verstößt durch die eigenen Handlungen gegen geltende gesellschaftliche Normen und gegen Interessen anderer Mitglieder der Gesellschaft. Greift der letzte Teil des Satzes? Oder ist es nur Egoismus, gepaart mit Altersstarrsinn? Er taxiert mich, was mich nicht aus der Ruhe bringt. Mit festem Blick betrachte ihn von oben bis unten. Das rote Poloshirt ist in eine graue Bundfaltenhose gesteckt, der beige Gürtel passt optisch nicht dazu. Ebenfalls die bunten Turnschuhe, die vermutlich nicht einmal ein zwanzigjähriger mehr tragen würde. Der über die Schultern drapierte Pulli macht das Outfit komplett. Ich möchte wetten, dass sowohl auf diesem als auch auf dem Poloshirt ein Lacostekrokodil prangen.
Für einen kurzen Moment verspüre ich den Wunsch ein Mann zu sein, den Reißverschluss meiner Hose zu öffnen und auf… Abgesehen davon, dass dies schlecht für´s Karma ist, empfinde ich diese kurze Anwallung dann doch als primitiv.

Ich stelle meine Ohren auf Durchzug und schüttele innerlich immer noch mit dem Kopf. Letztendlich entgehe ich der Situation, indem ich mich mit einer Besucherin ein paar Urnenfächer weiter unterhalte. Sie ist ebenfalls über den alten Mann entsetzt und erzählt von ihren Erfahrungen. Auf dem Sockel, auf dem sie und andere Dinge abstellen, werden beinahe täglich Dinge gestohlen, Pflanzen herausgerissen oder beschädigt.
Für mich ist das kaum vorstellbar und kaum nachvollziehbar. Wer und warum macht man das? Sie vermutet, dass es Angehörige sind. Wie verwahrlost muss der Charakter sein, um dies zu machen? Vor Jahren wurden einige Urnengräber im Kolumbarium aufgebrochen, Urnen und etliches mehr zerstört.
Ich frage mich, ob das typisch für H. ist? Die Zerstörung, die ich bei einem Besuch hier erfuhr, als jemand in mein heiß geliebtes Youngmobil fuhr, Fahrerflucht beging und einen Totalschaden hinterließ. Oder vor vier Wochen Reifen an meinem alten Möhrchen zerstochen wurde. Dinge, die mir nicht einmal in Irland in sozialen Brennpunkten passierten. Hier geschah es auch zum ersten Mal in einem Café, dass mein Tisch mit Kaffee, Buch und Kuchen leergeräumt war, als ich von der Toilette kam. Ein altes Ehepaar fand meinen Platz im Schatten so gut, dass sie kurzerhand meine Dinge „entsorgten“.
Ist dieser alte Mann ebenfalls typisch für H.? Oder ist er einfach nur dumm und primitiv? Er verlässt den Friedhof, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass er natürlich zur Kontrolle zurückkommen wird.

Ach, ein Kontrollfreak? Oder ein misstrauischer Mensch? Oder ein ehemaliges Parteimitglied in der ehemaligen DDR? Meine Phantasie würde noch viele weitere Vermutungen hergeben.

Laut Grabplatte verstarb seine Renate 2017. Wie mag er sich ihr gegenüber verhalten haben? Auch nur laut redend? Im Umgang rechthaberisch? Ihr zu führendes Haushaltsbuch täglich kontrollierend? Ihr die Tür aufhaltend oder vorausgehend und ihr diese vor der Nase zuschlagend? Seinen Hobbies frönend, während sie daheim die Wohnung in Schuss zu halten hatte? Sich Markenkleidung gönnend und sie musste daheim Kittel tragen? Auf Kochen, Gartenpflege und putzen reduzierend? Oder zwang er sie in eine ungeliebte Stellung, um sich stets den neuesten Mercedes leisten zu können, den er Samstag vor der Sportschau wienerte?
Ich weiß es nicht und möchte es nicht wissen.
Oder führt Trauer zu einem solchen Verhalten?
Er hat mir die heutige Zwiesprache mit meiner Mutter verdorben. Ich stehe von der Bank auf, als er erneut um die Ecke kommt. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich kontrollieren werde.“

Was kontrollieren?

Er ist doch nur ein armer Wicht.

 

 

Foto: privat

Laetitia Colombani: Der Zopf

Klappentext:

Die Lebenswege von Smita, Giulia und Sarah könnten unterschiedlicher nicht sein. In Indien setzt Smita alles daran, damit ihre Tochter lesen und schreiben lernt. In Sizilien entdeckt Giulia nach dem Unfall ihres Vaters, dass das Familienunternehmen, die letzte Perückenfabrik Palermos, ruiniert ist. Und in Montreal soll die erfolgreiche Anwältin Sarah Partnerin der Kanzlei werden, da erfährt sie von ihrer schweren Erkrankung.
Ergreifend und kunstvoll flicht Laetitia Colombani aus den drei außergewöhnlichen Geschichten einen prachtvollen Zopf.

Es gibt Bücher, die nimmt man in die Hand und kann sie, unabhängig davon auf welcher Seite man sie beiseitegelegt hat, sofort weiterlesen. Dieses Buch ist ein solches.
Auf den ersten Blick zeigt das Cover den Inhalt des Buches recht deutlich. Ein Zopf wird auf grünem Hintergrund geflochten. Dieser stellt die Gemeinsamkeit von drei Frauen dar: Ihre Haare.
Die Geschichten um Smita, eine unberührbare aus Indien, die Geschichte um eine erkrankte erfolgreiche Rechtsanwältin und die Geschichte einer Fabrikantentochter werden zum Ende des Buches in Form eines Zopfes miteinander verflochten.
Dieses Buch bezeichne ich als ein „Hachz“ Buch. Es berührt und die Geschichten gehen teilweise nah. Ein Buch, welches nun genau passend zum Herbst eingemummelt in eine Wolldecke zu Stunden auf dem Sofa verführt.
Natürlich kann nicht die ganze Lebensgeschichte der drei Frauen bis zum Ende erzählt werden. Ein spannender, wunderbarer Anfang wurde gemacht, der viel intensiver hätte ausgeschöpft werden können. Und diesen Vorwurf mache ich dem 288 Seiten Buch. Die Geschichten wurden angeschnitten, wirken wie ein Auftakt zu einem Fortsetzungsband oder gar einer Trilogie, leider nicht wie ein eigenständiges, abgeschlossenes Buch. Es weckt Hunger auf mehr.

Ich mag es nicht hungrig zu bleiben.