Einträge von Sabine

„Read what I see“: Fingerspuren

Mit einem leisen Plopp kullern die Orangen automatisch in die Saftpresse. Tropfen für Tropfen werden sie in der großen Karaffe aufgefangen. Der Kaffeeautomat röchelt und spukt den Kaffee in die Tasse aus. Ich sitze an einem Tisch in einem Café und möchte den neuen Thriller zu lesen beginnen, während ich ein Croissant in den heißen […]

Kolumne: Warum selber machen?

Zum letzten Mal schüttele ich das große Glas, in dem sich viele Schnittlauchblüten in Balsamicoessig eingelegt befinden. Der inzwischen rosa gefärbte Essig sieht im Sonnenlicht sehr schön aus und funkelt. Nach dem abseihen wird er in Flaschen umgefüllt und ist bereit um verschenkt zu werden. Eine Flasche bleibt bei mir, der Rest findet den Weg […]

„Read what I see“: Im Wartezimmer

Warum habe ich das Gefühl, dass die Patienten im Wartezimmer eines Orthopäden fast immer eine schlechte Laune ausstrahlen. Die Münder hängen herunter, es wird geseufzt, was das Zeug hält und die Stimmung ist zum Schneiden. Niemand lacht oder führt das Gespräch mit einem anderen Patienten. Ich kam in der Praxis an und wurde durch eine […]

Kolumne: Zivilcourage

Gestern las ich in einem älteren Text von mir das Wort „Zivilcourage“. Seitdem gehen mir zu dem Begriff einige Gedanken durch den Kopf. Wie definiert man ihn konkret? Wo beginnt Zivilcourage im Alltag, wo endet sie? Ein fiktives Beispiel (und vermutlich zur Zeit von vielen Menschen häufiger erlebt) ist die folgende Situation: In einem öffentlichen […]

Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

Klappentext: Ist das normal? Zwischen Hunderten von körperlich und geistig Behinderten als jüngster Sohn des Direktors einer Kinder- und Jugendpsychiatrie aufzuwachsen? Der junge Held in Joachim Meyerhoffs zweitem Roman kennt es nicht anders – und mag es sogar sehr. Sein Vater leitet eine Anstalt mit über 1.200 Patienten, verschwindet zu Hause aber in seinem Lesesessel. […]

„Read what I see“: Im Pub

In der Nähe des Eingangs sitzen wir an einem Tisch. Die Theke habe ich im Blickfeld, den Zigarettenduft in der Nase und die Musik in den Ohren. Ich sitze in einem Pub, einem urigen kleinen Irish Pub. Ein Teil der Wände ist in einem dunklem grün gestrichen, Werbeplakate zum St. Patrick´s Day zieren die Wände […]

Jocelyne Saucier: Ein Leben mehr

Klappentext: Dies ist die Geschichte von drei alten Männern, die sich in die nordkanadischen Wälder zurückgezogen haben. Von drei Männern, die die Freiheit lieben. Eines Tages aber ist es mit ihrer Einsiedelei vorbei. Zuerst stößt eine Fotografin zu ihnen, sie sucht nach einem der letzten Überlebenden der Großen Brände, einem gewissen Boychuck. Kurze Zeit später […]

„Read what I see“: Schwarzwälder Kirschtorte

„Ich habe meine Vitaminspritze schon gekriegt und ja, dann hat er mir noch einen Termin beim Urologen gemacht. Nee, Viagra brauche ich noch nicht.“ Ungewollt wird mir dieser Satz in einer Lautstärke um die Ohren geworfen, dass alle Nebengeräusche übertönt werden. Ich sitze in einem Straßencafé, trinke einen Milchkaffee und versuche mich in mein neues […]

Kolumne: Restaurantbesitzer und ihre Definition von „barrierefreien Räumlichkeiten“:

… oder von einer, die auszog ein barrierefreies Restaurant für eine Familienfeier zu suchen und schnell merkte, dass diese Aufgabe auch bei einem größeren Aktionsradius nicht so leicht zu lösen ist. Naiv vermutete ich zu Beginn, dass es nicht schwer sein kann, ein Restaurant für eine Familienfeier zu finden, welches für Rollstuhlfahrer geeignet ist. Es […]

„Read what I see“: Sollen wir heute den Hund grillen?

Ich bin ein Spanner. Korrekt gesagt eine Spannerin. Eine, die im Caféhaus nicht die Ohren verschließen kann und deren Augen vieles aufmerksam betrachten. Häufig registriere ich diese Beobachtungen erst später richtig. Ich kann nicht anders. So auch heute. Eine Frau um die 70 Jahre, mit dicken aufgespritzten Lippen, sitzt in meiner Nähe. Ich sehe sie […]