Klappentext:
Das „Polackenkind“ ist die fünfjährige Vera auf dem Hof im Alten Land, wohin sie 1945 aus Ostpreußen mit ihrer Mutter geflohen ist. Ihr Leben lang fühlt sie sich fremd in dem großen, kalten Bauernhaus und kann trotzdem nicht davon lassen. Bis sechzig Jahre später plötzlich ihre Nichte Anne vor der Tür steht. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn aus Hamburg-Ottensen geflüchtet, wo ehrgeizige Vollwert-Eltern ihre Kinder wie Preispokale durch die Straßen tragen – und wo Annes Mann eine Andere liebt. Vera und Anne sind einander fremd und haben doch viel mehr gemeinsam, als sie ahnen.

Mit scharfem Blick und trockenem Witz erzählt Dörte Hansen von zwei Einzelgängerinnen, die überraschend finden, was sie nie gesucht haben: eine Familie. Welch eine Wohltat ist dieses Buch, nachdem ich über Wochen versuchte mit dem Buch von „Jennifer Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen“ warm zu werden. Die Autorin erlebte ich auf der Frankfurter Buchmesse und wurde richtig neugierig auf ihr Buch. Ein Buch, das mich leider nur langweilte. Ein Platz auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis ist kein Garant für ein gutes Buch. Nach 61 Seiten und etwas quer lesen gab ich auf. Es blieb der Eindruck, dass aus diesem Thema so viel hätte gemacht werden können. Dass das Buch von Seite 1 an mit dem Gedanken im Hinterkopf an einen Buchpreis X geschrieben wurde. Schade!
Wie immer im Herbst und um die Weihnachtszeit herum, gelüstet es mich nach kitschigen Büchern. Letztes Jahr las ich tatsächlich eines von Jojo Moyes. Asche über mein Haupt.
Irgendwie erwartete ich ein gefühlskitschiges Buch, als ich „Altes Land“ in die Hand bekam. Wie ich darauf aufmerksam wurde, weiß ich heute nicht mehr.
Die knorrige, aber auch liebenswerte, Vera nimmt gezwungenermaßen ihre Nichte auf. Beide sind Einzelgängerinnen die, in dem Haus mit der eigenen Geschichte, als Geflüchtete ihre Heimat finden. Die Beschreibung der Gegenwart wird mit Rückblenden unterbrochen, die die Geschichte von Vera, Annas Mutter und der des Hauses beschreiben.
Angesiedelt auf dem Land hätte die Geschichte richtig ins kitschige abgleiten können. Dem ist nicht so. Natürlich wird die Landromantik auch berücksichtigt. In Beschreibung eines gefeuerten Journalisten, der sich in dem Ort nieder lässt und nun mehr ein Leben mit Schilderungen aus der „Landlust“ leben möchte, statt als Stadtmensch. Hierbei macht er sich zum Gespött der Bewohner und diese Landleben Parodie genoss ich sehr.
Das Buch ist ganz, ganz großes Erzählkino!  Es beschreibt Gefühle, ohne Gefühle zu beschreiben. (Ist verständlich, was ich meine?) Nicht zu verwechseln mit Kitsch.
Zwischendurch, so vollkommen unerwartet, taucht ein Satz auf, der so tief ins Gefühl geht, dass ich schier das Atmen vergesse. Manchmal ist es sarkastisch geschrieben, was ich sehr mag.
Das Buch beinhaltet 287 Seiten, die satt machen. Gefühlsmäßig satt. Man legt es beendet zur Seite und fühlt sich anders als zu Beginn des Buches. Satt, zufrieden mit einem Lächeln auf den Lippen. Das bewirkt bei mir der oben genannte Schreibstil, die Verwendung von Vergleichen und Metaphern, vor allem der Inhalt.