Charles Lewinsky: Rauch und Schall

Klappentext:
Goethe kommt zurück aus der Schweiz und hat zu Hause in Weimar plötzlich eine Schreibblockade. Da kann sein kleiner Sohn August noch so still sein und seine Frau Christiane noch so liebevoll um sein Wohl besorgt. Ausgerechnet sein Schwager Christian August Vulpius, ebenfalls Schriftsteller und von Goethe verachteter Viel- und Lohnschreiber, kommt ihm in dieser Situation zu Hilfe. Zu einer Hilfe, die Goethe nicht will und doch dringend braucht.

Wie soll man über ein Buch schreiben, welches mir so viel Spaß bereitet hat, es zu lesen? Gelangte ich ans Ende einer Seite, so war ich bereits auf die nächste gespannt. Im Grund konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Charles Lewinsky Goethe und die damalige Zeit ein „wenig auf die Schippe nimmt“ und versuchte so viele Infos wie möglich über Goethe ganz nebenbei unterzubringen.

Wie soll ich über ein Buch schreiben, welches mit Hämorrhoiden beginnt und mit diesen endet? Selbstverständlich haben sich diese am Ende des Buches gebessert. Weiterlesen

Christian Handel.Andreas Suchanek: Spiegelstadt. Tränen aus Gold und Silber

Klappentext:

»Babylon Berlin« goes Fantasy:
Ein magisches Berlin in den 20er-Jahren, ein zerstörerisches Familiengeheimnis und eine Liebe, die alles verändert, sind die Zutaten für den Urban-Fantasy-Roman »Spiegelstadt. Tränen aus Gold und Silber« von Christian Handel und Andreas Suchanek.
In den Schatten unserer Welt existiert eine andere Wirklichkeit: die Spiegelstadt, ein magisches Berlin, erstarrt in den glamourösen 1920er-Jahren und bewohnt von vielgestaltigen Feen-Wesen. Reisen zwischen den Welten sind streng verboten und nur mithilfe magischer goldener Tränen möglich.
Auf einer wilden Party in Berlin, die ganz im Motto der 20er-Jahre steht, begegnet Max dem ebenso attraktiven wie geheimnisvollen Lenyo – und gerät damit mitten hinein in einen blutigen Konflikt um die Herrschaft in der Feen-Welt. Verfolgt von gnadenlosen Kreaturen und gefangen in einem Netz aus Intrigen und Machtgier, ahnt keiner von ihnen, dass sie längst zum Spielball einer gefährlichen Macht geworden sind, die die Barriere zwischen den Welten bedroht … 
Die Zusammenarbeit der beiden preisgekrönten deutschen Fantasy-Autoren Christian Handel und Andreas Suchanek ist ein echter Glücksfall für alle Urban-Fantasy-Fans: »Spiegelstadt. Tränen aus Gold und Silber« ist eine mitreißende Story in einem betörenden Setting mit einer wunderschönen queeren Liebesgeschichte.

Ich musste 55 Jahre alt werden um den Begriff „Urban-Fantasy“ kennenzulernen, zu verstehen und in Form des Buches „Spiegelstadt: Tränen aus Gold und Silber“ als Lesestoff zu genießen.
Nicht erst seit Babylon Berlin mag ich Bücher und Filme, die in den 20er Jahren spielen. Insbesondere, wenn der Handlungsort Berlin ist.
Max reist nach dem Tod seiner Großmutter nach Berlin. Mit seiner Freundin aus Kindheitstagen besucht er eine Motto-Party der 20er Jahre. Dort trifft er auf Lenyo, doch bevor er ihn auf der Party näher kennenlernen kann, flieht er mit ihm von dieser. Auf der Flucht erklärt ihm dieser die Spiegelstadt, die von Feen-Wesen bewohnt ist und in den 20er Jahren stehen geblieben ist. Es gibt also das magische Berlin der 20er Jahre mit Feen-Wesen, der Spiegelstadt und das Berlin der heutigen Zeit. Reisen zwischen diesen Welten sind streng verboten und nur durch magische goldene Tränen möglich.
Mit Freundin aus Kindheitstagen und Lenyo befindet sich Max nun als Andersartiger und gleichzeitig Grenzgänger in der Spiegelstadt. Der Weg zurück ist gefährlich.
Während Max immer mehr über die Spiegelstadt, die Feen-Wesen und das Königshaus erfährt, kommt er Max näher.
Nach der Rückkehr ins heutige Berlin ist seine Reise nicht beendet. Etliche Fragen finden eine Antwort, weitere neue ergeben sich.
Um nicht zu spoilern, möchte ich nicht mehr erzählen. Nur so viel: Der Kampf um die Welten vergeht nicht ohne Gefahren und Blut, ist dabei so spannend und fantasievoll geschrieben, dass man die 352 Seiten nicht so schnell umblättern kann, wie man möchte.
Ich hätte viele weitere Stunden lesen können. Gemein, richtig gemein empfand ich das Ende. Ja, es soll der Auftakt einer Trilogie sein, doch empfand ich die letzte Seite definitiv nicht als Cliffhänger, sondern als .. ja, was? Lest selbst und bildet Euch eine Meinung.

Angelika Rehse: Josses Tal

Klappentext:
1930: Josef ist ein uneheliches Kind und eine Schande für seinen Großvater, der ihn seine Enttäuschung mit Schlägen täglich spüren lässt. Mit seiner Mutter im Haus der Großeltern erlebt Josef eine Kindheit, die geprägt ist von Angst und Schuld, fehlender Nähe und Geborgenheit. Als er seinen Nachbarn Wilhelm kennenlernt, erfährt er zum ersten Mal in seinem Leben Freundschaft und Zuneigung. Wilhelm beschützt und fördert Josef – und nutzt dessen Arglosigkeit aus, um für ihn, der Hitler treu ergeben ist, die Bewohner im Ort auszuspionieren. Stolz auf diese Aufgabe und seine neue Uniform wird er zu einem folgsamen Gehilfen, doch dann erfährt Josef etwas, das sein bisheriges Leben aus den Fugen geraten lässt …

Eine Postkarte aus September 1945, die ein Josef Tomulka schrieb, führte dazu, dass Helen 2004 nach Norwegen reist, um von ihm die Hintergründe zu dem Tod ihrer Urgroßmutter zu erfahren. In Norwegen trifft sie auf Josef Tomulka, der als Einzelgänger spartanisch in „Josses Tal“ lebt. Ihr erzählt er erstmalig seine Lebensgeschichte.
Als unehelicher Sohn wächst er mit seiner Mutter bei den Großeltern auf. Hier erfährt er weder Nähe oder Geborgenheit. Stattdessen verprügelt ihn sein Großvater ständig, so dass der kleine Josef in Furcht lebt. Mit dem Umzug in ein Dorf lernt er den Nachbarssohn Wilhelm kennen, der dem prügelnden Großvater Einhalt gebietet. Wilhelm nimmt ihn unter seine Fittiche und integriert ihn in seine Familie, wo er Zuneigung und Freundschaft erlebt.
Wilhelm, der Medizin studiert, ist schon recht früh ein strammer Nazi und lenkt Josef ebenfalls in die Richtung. Manipuliert ihn und fährt mit ihm zur Bücherverbrennung nach Berlin, an der beide aktiv teilnehmen. Diese wird sehr lebendig beschrieben, so dass das Gefühl entsteht als Leser live dabei gewesen zu sein. Schwer beeindruckt gerät Josef immer mehr in „die Fänge“ von Wilhelm und spioniert überzeugt die Dorfbewohner aus. Als Wilhelms Protegé geht er über die Jahre seinen braunen Weg und wird dadurch nicht nur von den Mitschülern akzeptiert.
Im Sterbebett erzählt Josefs Mutter von seinem Vater, was diesen schockiert, so dass er Zuflucht bei Wilhelms Familie sucht.
Es gibt viele Bücher, die sich mit der Nazizeit beschäftigen. Was macht dieses Buch anders oder warum lässt es sich so leicht lesen? Sicherlich liegt es an der Geschichte des kleinen, misshandelten Josef, der als er endlich wahrgenommen wird, sich manipulieren lässt und überzeugt einem Nazi/den Nazis folgt. Wie viele andere Kinder mit anderer Geschichte. Oder der Beschreibung der Dorfbewohner, die nicht alle überzeugte Nazis sind. Es gibt Widerstand, versteckten Widerspruch, der ebenfalls beschrieben wird. In Josef wachsen mit der Zeit Zweifel und er fühlt sich schuldig. Nicht nur in Bezug auf die Folgen seiner Spionage, den Tod von Helens Urgroßmutter und den Dorfbewohnern, die abreisen müssen. Diese Schuld begleitet ihn bis ins hohe Alter.
Seine aufkommenden Zweifel teilt er nicht mit Wilhelm. Auch mit niemand anderem. Wie und warum er in Norwegen als Einzelgänger lebt ist schlüssig erzählt. Ich las „Josses Tal“ recht schnell und atmete tief durch als ich es beendete. Die 408 Seiten über die gesellschaftliche Entwicklung während des Nationalsozialismus in Deutschland, anhand des Lebens von Josef zu erzählen, ist mehr als gelungen. Überzeugend, bildhaft und Nachdenkens wert. Da verzeihe ich den einen oder anderen handwerklichen Schnitzer in der Zeichnung der Figuren.

 

Laetitia Colombani: Der Zopf

Klappentext:

Die Lebenswege von Smita, Giulia und Sarah könnten unterschiedlicher nicht sein. In Indien setzt Smita alles daran, damit ihre Tochter lesen und schreiben lernt. In Sizilien entdeckt Giulia nach dem Unfall ihres Vaters, dass das Familienunternehmen, die letzte Perückenfabrik Palermos, ruiniert ist. Und in Montreal soll die erfolgreiche Anwältin Sarah Partnerin der Kanzlei werden, da erfährt sie von ihrer schweren Erkrankung.
Ergreifend und kunstvoll flicht Laetitia Colombani aus den drei außergewöhnlichen Geschichten einen prachtvollen Zopf.

Es gibt Bücher, die nimmt man in die Hand und kann sie, unabhängig davon auf welcher Seite man sie beiseitegelegt hat, sofort weiterlesen. Dieses Buch ist ein solches.
Auf den ersten Blick zeigt das Cover den Inhalt des Buches recht deutlich. Ein Zopf wird auf grünem Hintergrund geflochten. Dieser stellt die Gemeinsamkeit von drei Frauen dar: Ihre Haare.
Die Geschichten um Smita, eine unberührbare aus Indien, die Geschichte um eine erkrankte erfolgreiche Rechtsanwältin und die Geschichte einer Fabrikantentochter werden zum Ende des Buches in Form eines Zopfes miteinander verflochten.
Dieses Buch bezeichne ich als ein „Hachz“ Buch. Es berührt und die Geschichten gehen teilweise nah. Ein Buch, welches nun genau passend zum Herbst eingemummelt in eine Wolldecke zu Stunden auf dem Sofa verführt.
Natürlich kann nicht die ganze Lebensgeschichte der drei Frauen bis zum Ende erzählt werden. Ein spannender, wunderbarer Anfang wurde gemacht, der viel intensiver hätte ausgeschöpft werden können. Und diesen Vorwurf mache ich dem 288 Seiten Buch. Die Geschichten wurden angeschnitten, wirken wie ein Auftakt zu einem Fortsetzungsband oder gar einer Trilogie, leider nicht wie ein eigenständiges, abgeschlossenes Buch. Es weckt Hunger auf mehr.

Ich mag es nicht hungrig zu bleiben.

Lotti Huber: Diese Zitrone hat noch viel Saft

Klappentext:
Lotti Huber, am 16. Oktober 1912 als Tochter großbürgerlicher jüdischer Eltern in Kiel geboren, wollte immer zur Bühne, zum Theater. Aber die Nazis schickten sie ins KZ. Sie wurde freigekauft, ging nach Palästina und Ägypten, tanzte in Nachtklubs, heiratete einen englischen Offizier, ging dann nach Zypern, wo sie ein Restaurant eröffnete, nach 1945 mit ihrem zweiten Mann nach London und Anfang der 60er Jahre nach Berlin. Sie gab Englischunterricht, übersetzte Trivialliteratur, eröffnete eine Tanzschule, arbeitete als Filmstatistin, lernte Rosa von Praunheim kennen und wurde mit 75 Jahren zum Star. Lotti Huber starb am 31. Mai 1998 in Berlin.

Bevor ich auf das Buch eingehe möchte ich kurz beschreiben, warum ich es mir damals kaufte.
Zu Beginn der 90er Jahre erlebte ich Lotti Huber in vielen Talkshows. Dabei fand ich sie faszinierend. Diese kleine Person – mit dem Haardutt, mindestens einem dicken Ring an den Fingern, nicht zierlich, in Walla-Walla-Gewändern gekleidet – war mit ihrer exaltierten Art, ihrer Redensweise eine Bereicherung.
Daraufhin holte ich mir 1991 ihr Buch (damals bereits in der 5. Auflage) und las es mit Begeisterung. Auf einer ihrer Veranstaltungen ließ ich es mir signieren und nehme es alle Jahre wieder in die Hand, um es zu lesen. Wie momentan auch.
Apropos Veranstaltung: Während der Weihnachtszeit saß sie in einer Veranstaltung an einem Tische neben einem Tannenbaum und las aus ihrem Buch, performte und war in ihrem Element. Aus irgendeinem Grund fiel der Tannenbaum um, die leuchtende Deko fiel auf sie und es sah aus, als würde über ihrem Kopf für einen kurzen Moment ein Heiligenschein leuchten. Ich habe noch Fotos davon.
Unvergesslich bleibt mir ihr lispelndes „Liebchen, was darf ich Dir denn in Dein Buch schreiben?“.
Dieses Buch verlieh ich später und bekam es erst 5 Jahre später zurück. Alle Einwohnermeldeämter klapperte ich damals ab, um den Umzug/Mitzug des Buches nachzuvollziehen und um es wieder in meinen Händen zu halten. Doch nun zum Buch:  “Diese Zitrone hat noch viel Saft”, stammt aus der Beschreibung über Rosa von Praunheim von dem es hieß, er würde seine Schauspieler wie eine Zitrone auspressen. Weiterlesen

Monika Helfer: Die Bagage

Klappentext:

„Von uns wird man noch lange reden.“ Monika Helfers neuer Roman „Die Bagage“ – eine berührende Geschichte von Herkunft und Familie

josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. Mit großer Wucht erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer eigenen Herkunft?

Es gab Tage, an denen wurde man ungewollt überall auf das Buch hingewiesen. Ob in den Buchhandlungen oder in den Medien – es schien kein Weg daran vorbei zu führen. Naiverweise fiel ich darauf rein und las das Buch, wozu ich mehrere Anläufe benötigte. Die Lebensgeschichte der Großmutter und ihrer Familie, die auf 160 Seiten beschrieben wurde und die Autorin prägte, müssten doch schnell zu lesen sein. Denkste. Mir fiel es schwer.

Seit der ersten Seite stieß es mir sehr negativ auf, dass gefühlt in jedem zweiten Satz die Schönheit der Großmutter betont wurde. Böse Zungen würden behaupten, dass dies gemacht wurde, um Füllwörter zu generieren und die geringe Seitananzahl zu erhöhen, um den Preis von 19€ zu rechtfertigen. Noch bösere Zungen würden behaupten, dass die mehrmalige Nennung der Schönheit der Autorin, die äußerlich nach ihrer Großmutter kommt, nichts anderes als „Fishing for kompliments“ ist. Ich empfand es als unpassend.

Die Familiengeschichte ist recht schnell und überschaubar erzählt und gibt genau den Klappentext wieder. Arme Familie, die am Ende des Ortes in den Bergen wohnt und von der Dorfbevölkerung eher gemieden wird. Dies wird mit kleinen schönen Anekdoten beschrieben und das war es auch schon. Sprache und Inhalt sind O.K., mehr nicht.

Ich empfand sowohl den Inhalt als auch die Sprache nicht berauschend und den bereits erwähnten Preis dafür als zu hoch. Die Autorin mag von ihrer Familiengeschichte geprägt sein. Diese in schriftlicher Form der Welt mitzuteilen hätte sie nicht unbedingt machen müssen.

Lucinda Riley: Die sieben Schwestern (Band 1)

 

Klappentext:
Der Anfang der Geschichte um sieben Schwestern und deren einzigartiger Vergangenheit.
„Atlantis“ ist der Name des herrschaftlichen Anwesens am Genfer See, in dem Maia d’Aplièse und ihre Schwestern aufgewachsen sind. Sie alle wurden von ihrem geliebten Vater adoptiert, als sie noch sehr klein waren, und kennen ihre wahren Wurzeln nicht. Als er überraschend stirbt, hinterlässt er jeder seiner Töchter einen Hinweis auf ihre Vergangenheit – und Maia fasst zum ersten Mal den Mut, das Rätsel zu lösen, an dem sie nie zu rühren wagte. Ihre Reise führt sie zu einer alten Villa in Rio de Janeiro, wo sie auf die Spuren von Izabela Bonifacio stößt, einer schönen jungen Frau aus den besten Kreisen der Stadt, die in den 1920er Jahren dort gelebt hat. Maia taucht ein in Izabelas faszinierende Lebensgeschichte – und fängt an zu begreifen, wer sie wirklich ist und was dies für ihr weiteres Leben bedeutet …
Der Auftakt zur Erfolgsserie von Lucinda Riley.

Wer war Pa Salt, der sieben Mädchen adoptierte und sie abgeschieden aufwachsen ließ? Überraschend stirbt er, hinterlässt seinen Töchtern Hinweise und somit beginnt die Reihe um die sieben Schwestern.
Im ersten Band geht es um die älteste Schwester Maia. Eine Frau, die von Vernunft geleitet wird und anscheinend risikolos durchs Leben geht und irgendwie an Atlantis gebunden zu sein scheint. Stück für Stück wird dieser Eindruck aufgelöst. Sie stellt sich ihrer Herkunft und Vergangenheit. Selbstverständlich verliebt sie sich dabei.
Im Grunde ist damit bereits der Inhalt des 576 Seiten Buches erzählt. Zieht man die Leseprobe und die Anmerkungen der Autorin ab, schrumpft das Buch auf 537 Seiten. Diese 537 Seiten kamen mir zwischendurch recht lang vor. Ja, Pa Salt scheint der tolle Vater schlechthin gewesen zu sein, von dem dennoch keines seiner Kinder vieles wusste. Er bleibt geheimnisvoll, so dass ihm im nächsten Frühjahr Band 8 gewidmet wird. Der Rubel muss ja rollen?

Beim Lesen des Buches schleicht man irgendwie voran. Die Sprache ist nicht herausfordernd, im Gegenteil. Ich hätte ein Rosamunde Pilcher Buch in den Händen halten können. Dies ist nicht verwerflich. Oder gar abwertend gemeint. Entspannende Lektüre mit einer Liebesgeschichte, bei der ich als Leserin nicht viel mitdenken muss. Der interessanteste Part entfiel auf die Geschichte der Izabela Bonifacio und dem Bau des Cristo Redentor. Diese Geschichte erklärt die Herkunft von Maia, was die Aufgabe der folgenden Bücher zu sein scheint: Die Vergangenheit der einzelnen Schwestern zu erfahren und schlussendlich die von Papa Salt. Mit der sich anschließenden Leseprobe wird die Neugier auf Band 2 geweckt.

Muss man dieses Buch gelesen haben? Sicherlich nicht.
Wer ein anspruchsloses Buch mit einer netten Geschichte lesen möchte, ist mit diesem Buch gut bedient. Wie man widerstehen will, die folgenden Bände nicht zu lesen, um die Geschichten um die anderen Schwestern und von Pa Salt zu erfahren, ist mir ein Rätsel. Es kann gut sein, dass ich im Sommer nachgeben werde. Leichte Lektüre für sonnige Stunden auf dem Balkon oder am See kann man immer gebrauchen

 

Robert Seethaler: Der letzte Satz

Klappentext:
Gustav Mahler auf seiner letzten Reise – das ergreifende Porträt des Ausnahmekünstlers. Nach „Das Feld“ und „Ein ganzes Leben“ der neue Roman von Robert Seethaler.
An Deck eines Schiffes auf dem Weg von New York nach Europa sitzt Gustav Mahler. Er ist berühmt, der größte Musiker der Welt, doch sein Körper schmerzt, hat immer schon geschmerzt. Während ihn der Schiffsjunge sanft, aber resolut umsorgt, denkt er zurück an die letzten Jahre, die Sommer in den Bergen, den Tod seiner Tochter Maria, die er manchmal noch zu sehen meint. An Anna, die andere Tochter, die gerade unten beim Frühstück sitzt, und an Alma, die Liebe seines Lebens, die ihn verrückt macht und die er längst verloren hat. Es ist seine letzte Reise.
„Der letzte Satz“ ist das ergreifende Porträt eines Künstlers als müde gewordener Arbeiter, dem die Vergangenheit in Form glasklarer Momente der Schönheit und des Bedauerns entgegentritt.

„Ein ganzes Leben“ war ein Kleinod und machte mich auf den Autor aufmerksam. „Der Traffikant“ mochte ich, mit „Das Feld“ wurde ich noch nicht warm.
Dieses Büchlein – bei 128 Seiten mag ich nicht von einem Buch schreiben, enttäuschte mich. Inhaltlich war es austauschbar. Ob er über Gustav Mahler geschrieben hat oder einen anderen Menschen, nichts brachte mich Gustav Mahler näher. Ging es wirklich um ihn? Oder einen x-beliebigen Mann? Zu abstrakt wurde G. Mahler beschrieben. Berührten die bisher gelesenen Bücher, wurden Bilder im Kopf erzeugt, war die Sprache in diesen magisch – so fehlte all´ dies in diesem Büchlein. Ein Büchlein, das was darstellen soll? Eine Biographie? Verfehlt. Ein Bericht? Verfehlt. Ein Reisebericht? Verfehlt. Eine Sammlung an Erinnerungen? Verfehlt.
Der Verlag Hanser Berlin hätte gutgetan, dieses Werk noch wachsen zu lassen, zumal 19€ für 128 Seiten ein wirklich stolzer Preis sind.
Der Aufkleber: „Spiegel Bestseller“ stellt erneut kein Qualitätsmerkmal dar.

 

Kurzes Buch = Kurze Besprechung

Hjorth & Rosenfeldt: Die Früchte, die man erntet (Ein Fall für Sebastian Bergmann, Band 7)

 

Klappentext:

Drei Morde innerhalb weniger Tage: Die beschauliche schwedische Kleinstadt Karlshamn wird vom Terror erfasst. Vanja Lithner und ihre Kollegen von der Reichsmordkommission stehen unter Druck, den Heckenschützen zu stoppen, bevor weitere Menschen ums Leben kommen. Aber es gibt keine Hinweise, keine Zeugen und keine eindeutigen Verbindungen zwischen den Opfern.
Sebastian Bergman hat sich für ein ruhigeres Leben entschieden, seit er Großvater geworden ist. Er arbeitet als Psychologe und Therapeut. Doch plötzlich wird seine Welt auf den Kopf gestellt, als ein Australier ihn aufsucht, um seine Erlebnisse während des Tsunamis 2004 zu verarbeiten. Bei dem Sebastian selbst Frau und Tochter verlor.
Wie viele andere auch, ersehnte ich den neuen Band sehnsüchtig.
Was soll ich sagen? Die Vorfreude wurde heftig enttäuscht. Dieser Band ist grottenschlecht. Auf mich wirkt es so, als hätte ein anderer Autor mitgeschrieben und nicht die beiden Autoren Hjorth & Rosenfeldt.
Die Zeitspanne zum Vorgängerroman und die eingetretenen Veränderungen sind gut erklärt.
Es kommt einfach keine Spannung auf. Liegt es am Plott? Liegt es daran, dass die Handlungsstränge, ungewohnt, hintereinander erzählt werden? Oder, dass Sebastian Bergmann ruhiger geworden ist?

Als die Neuererscheinungen im Jahresrhythmus rausgeknallt wurden, waren die Bände tausendmal besser geschrieben. In der Mitte dieses Buches überlegte ich mir wirklich es beiseitezulegen und nicht weiterzulesen. Es reizte mich nicht einmal das Ende zu lesen.
Doch ich hielt durch. Es war vergeudete Lebenszeit.
Für mich ist die Reihe auserzählt. Und die Figur Sebastian Bergmann ebenfalls.
Warum es noch einen Band geben wird, bevor die Reihe beendet wird, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Wer das Buch trotzdem lesen möchte, dem sei empfohlen die Vorgängerbände zu lesen oder mindestens Bände 4 bis 6. Die Bände 1 bis 6 sind hervorragend geschrieben und verfügen meist über eine „Nagelabbeissgarantie“. 😊
Band 1: Der Mann, der kein Mörder war
Band 2: Die Frauen, die er kannte
Band 3: Die Toten, die niemand vermisst
Band 4: Das Mädchen, das verstummte
Band 5: Die Menschen, die es nicht verdienen
Band 6: Die Opfer, die man bringt

 

Jörg Maurer: Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt (Kommissar Jennerwein ermittelt, Band 11)

 

Klappentext:
In einer verschneiten Berghütte hoch über dem idyllisch gelegenen Kurort will Kommissar Jennerwein mit seinem Team feiern. Einmal ohne Ermittlungsdruck und Verbrecherjagd gemütlich am Kaminfeuer sitzen und Geschichten erzählen. Aber was bedeuten die blutigen Spuren im Schnee, die draußen zu sehen sind? Warum kreist eine Drohne über der Hütte? Und welcher unheimliche Schatten streift durch die Nacht? Während drunten im Kurort die Polizeistation verwaist ist und eine Gestalt leblos in einem versperrten Keller liegt, erkennt Jennerwein, dass er in eine Falle geraten ist, aus der es kein Entkommen gibt. Wenn er sein Team retten will, muss er mit dem Tod Schlitten fahren…

Es ist mutig von einem Autor zwei Bücher einer Serie, hier um den Kommissar Jennerwein, in einem Jahr herauszugeben. Die letzte Ausgabe erschien gerade vor einem halben Jahr. Als ich „Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt“ mit den 425 Seiten in den Händen hielt und zu lesen begann, wusste ich nicht wie ich es einsortieren sollte. Sollte dieses Geschichte ein Weihnachtskrimi werden und das Experiment verunglückte kolossal?
Drei Erzählstränge: Kommissar Jennerwein feiert Weihnachten mit seinen Kollegen auf seiner Berghütte, ein paar Snowboarder tummeln sich im Schnee undein Stinkbombenstreich in Kommissar Jennerweins Schule während seiner Jugendzeit beherrschen das Buch. Spätestens zum Schluss werden sie miteinander verwoben, doch wirkt es nicht authentisch. Das ganze Buch plätschert langweilig vor sich hin, ich quälte mich von Seite zu Seite. Immer in der Hoffnung: Nun geht es richtig los.
Diese Hoffnung wurde gnadenlos enttäuscht. Den Erzählstrang mit den Jungenderinnerungen empfand ich als überflüssig. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass er nur als Seitenfutter diente. Bücher von Jörg Maurer glänzen nicht durch eine überschaubare Seitenanzahl. Im Gegenteil.
Die Bände 1 bis 9 aus der Kommissar Jennerwein Reihe glänzten mit Sprachwitz, der mich beim Lesen immer wieder laut lachen liess. Oder absurden Gedankengänge einer sprechenden Birke oder eines Serienkillers, der sich darüber moniert, dass er keine Rente bekommen wird, da er nicht in die Rentenkasse einzahlen kann. Solche Dinge, die zum unfehlbaren Stil des Jörg Maurer gehören, fehlen leider.
Mit welchem Gefühl gehe ich aus dem Buch? Ich fühle mich veräppelt. Sollte dies eine Ausgabe für Weihnachtshasser sein, so ist die Aufgabe misslungen. Am meisten ärgere ich mich, dass ich das Buch nicht schnell genug in die Ecke legte, der Hoffnung aufsaß, es bekommt nun die Kurve. Selten habe ich meine Lebenszeit so verschwendet. An einem Buch verschwendet.

Immerhin kenne ich nun den Namen der Pathologin.
Ob ich zukünftige Bücher von Jörg Maurer in die Hand nehmen werde und sie lesen werde? Stand heute: Nein