Zum zweiten Mal ein 9. Mai ohne Dich

Das war der 9. Mai im vergangenen Jahr:

9. Mai

Kein runder Geburtstag für Dich.
Kein Muttertag für Dich.
Viele Grüße nach …
ja wohin?
Einem Ort, an dem es Dir besser geht?
Einem Ort, an dem Dich nichts mehr an vor dem 9. Juli erinnert?

Du fehlst.
Auf Deine Dir spezielle Art und Weise.

Deine Tochter

 

Der 9. Mai im Jahr darauf, im Jahr 2022:

Ein Tag nach Muttertag.
Ein Jahr nach Deinem 70. Geburtstag.
Seit einem Jahr und exakt 10 Monaten gibt es Dich nicht mehr, wie wir Dich kennen.
„Vermisst und nicht vergessen“ – diese viel zu häufig verwendete Plattitüde trifft es dennoch, so dass auch ich sie verwende.
Bei Erinnerungen lachend, fluchend und manchmal weinend.
Radiosender spielen viel zu viel Musik, die mit Erinnerungen an Dich verbunden sind. „Seasons in the sun“, „You´re the one that I want“, „Comptine d’un autre été““ und vieles mehr.
Gar ein Einkauf kann Erinnerungen bringen, die mit Tränen verbunden sind.

Und erneut Grüße, Liebe, Umarmungen nach… ja wohin?

Du fehlst.
Du fehlst weiter.

Deine Tochter

Kolumne: Die Qual der Wahl(en):

Wie kann es mir nur passieren, dass ich den oben genannten Gedanken hege? Durch den Wegzug aus dem Schwabenländle ins Ruhrgebiet darf ich nun erneut in kurzer Zeit für einen Landtag wählen. Ach, wenn das doch nur so einfach wäre. Seit 2013 Mitglied einer Partei und sicherlich nicht passiv tätig, die Strukturen und Gesichter im Ländle kennend, war es recht einfach, wo das Kreuz, bzw. die Kreuze, gesetzt werden.
Das war einmal. Vorkommnisse und Entscheidungen auf Bundesebene ließen Zweifel aufkommen. Zeit sich mit diesen auseinanderzusetzen und erhoffte Erneuerungen abwartend, hätten ausreichend Zeit für Diskussionen gelassen und ausreichend Zeit meine Stimme überzeugt abzugeben.

Diese Zeit gibt es gerade nicht. Die üblichen Verdächtigen, öh Spitzenkandidaten, sind bekannt. Den Infoständen konnte man nicht ausweichen und die kreativen Goddies täuschen häufig nicht über inhaltsleere, mit Floskeln versehene Wahlprogramme hinweg, an die man sich nach einem Wahlsieg nicht selten genug nicht mehr gebunden fühlt.

Und jetzt?

Ich gehöre nicht zu den Stammwählern, die einer Partei über 50 Jahre ihre Stimme geben, um sich dann zu monieren, dass für den „armen Arbeiter“ nichts getan wird oder getan wurde.
Ich gehöre nicht zu den Wählern, die aus Protest braunes Dreckszeug wählen, um es „denen da oben mal zu zeigen.“
Ich gehöre nicht zu den Wählern, die sagen „hat doch eh keinen Sinn.“

Die Anzahl der Wahlplakate inspirieren mich nicht. Auch in diesem Bundesland fällt mir auf, dass die MLPD reichlich und schnell plakatiert. Bis ins kleinste Kaff hinein. Na ja, das Erbe verstorbener Gönner muss ja sichtbar gemacht werden?
Ebenso fällt auf, dass einer anderen Partei anscheinend das Geld oder die Manpower ausgeht. Plakate dieser sind im öffentlichen Raum zu suchen. Ich lese, studiere Wahlprogramm, gehe zu Veranstaltungen und… bin so schlau, wie zuvor. Was ich nicht wählen werde, ist klar. Was ich wählen werde…..
Manchmal überkommen mich Momente, in denen ich mir sage: Ja mein Gott, welches von dem Dreckspack soll ich denn nun wählen?
Meine Momente, potenziert um die Momente vieler Wahlberechtigter in NRW, ängstigen mich dann. Gleichzeitig gilt für mich: NICHT wählen geht gar nicht!

 

Das Foto zeigt ein Goodie im Wahlkampf. Nicht mehr und nicht weniger.

Lucinda Riley: Die sieben Schwestern (Band 1)

 

Klappentext:
Der Anfang der Geschichte um sieben Schwestern und deren einzigartiger Vergangenheit.
„Atlantis“ ist der Name des herrschaftlichen Anwesens am Genfer See, in dem Maia d’Aplièse und ihre Schwestern aufgewachsen sind. Sie alle wurden von ihrem geliebten Vater adoptiert, als sie noch sehr klein waren, und kennen ihre wahren Wurzeln nicht. Als er überraschend stirbt, hinterlässt er jeder seiner Töchter einen Hinweis auf ihre Vergangenheit – und Maia fasst zum ersten Mal den Mut, das Rätsel zu lösen, an dem sie nie zu rühren wagte. Ihre Reise führt sie zu einer alten Villa in Rio de Janeiro, wo sie auf die Spuren von Izabela Bonifacio stößt, einer schönen jungen Frau aus den besten Kreisen der Stadt, die in den 1920er Jahren dort gelebt hat. Maia taucht ein in Izabelas faszinierende Lebensgeschichte – und fängt an zu begreifen, wer sie wirklich ist und was dies für ihr weiteres Leben bedeutet …
Der Auftakt zur Erfolgsserie von Lucinda Riley.

Wer war Pa Salt, der sieben Mädchen adoptierte und sie abgeschieden aufwachsen ließ? Überraschend stirbt er, hinterlässt seinen Töchtern Hinweise und somit beginnt die Reihe um die sieben Schwestern.
Im ersten Band geht es um die älteste Schwester Maia. Eine Frau, die von Vernunft geleitet wird und anscheinend risikolos durchs Leben geht und irgendwie an Atlantis gebunden zu sein scheint. Stück für Stück wird dieser Eindruck aufgelöst. Sie stellt sich ihrer Herkunft und Vergangenheit. Selbstverständlich verliebt sie sich dabei.
Im Grunde ist damit bereits der Inhalt des 576 Seiten Buches erzählt. Zieht man die Leseprobe und die Anmerkungen der Autorin ab, schrumpft das Buch auf 537 Seiten. Diese 537 Seiten kamen mir zwischendurch recht lang vor. Ja, Pa Salt scheint der tolle Vater schlechthin gewesen zu sein, von dem dennoch keines seiner Kinder vieles wusste. Er bleibt geheimnisvoll, so dass ihm im nächsten Frühjahr Band 8 gewidmet wird. Der Rubel muss ja rollen?

Beim Lesen des Buches schleicht man irgendwie voran. Die Sprache ist nicht herausfordernd, im Gegenteil. Ich hätte ein Rosamunde Pilcher Buch in den Händen halten können. Dies ist nicht verwerflich. Oder gar abwertend gemeint. Entspannende Lektüre mit einer Liebesgeschichte, bei der ich als Leserin nicht viel mitdenken muss. Der interessanteste Part entfiel auf die Geschichte der Izabela Bonifacio und dem Bau des Cristo Redentor. Diese Geschichte erklärt die Herkunft von Maia, was die Aufgabe der folgenden Bücher zu sein scheint: Die Vergangenheit der einzelnen Schwestern zu erfahren und schlussendlich die von Papa Salt. Mit der sich anschließenden Leseprobe wird die Neugier auf Band 2 geweckt.

Muss man dieses Buch gelesen haben? Sicherlich nicht.
Wer ein anspruchsloses Buch mit einer netten Geschichte lesen möchte, ist mit diesem Buch gut bedient. Wie man widerstehen will, die folgenden Bände nicht zu lesen, um die Geschichten um die anderen Schwestern und von Pa Salt zu erfahren, ist mir ein Rätsel. Es kann gut sein, dass ich im Sommer nachgeben werde. Leichte Lektüre für sonnige Stunden auf dem Balkon oder am See kann man immer gebrauchen

 

„Read what I see“: Im Café Mai 2022 – Teil I

„Boh, jetzt muss ich die ganze Kinderschokolade umtauschen.“
„Musst Du nicht, überprüfe doch erst einmal die Chargennummern.“
„Chargen Watt?
„So Nummern auf der Schokolade. So steht es im Internet.“

Ich liebe es eine Spannerin zu sein und stehe zu dieser Vorliebe. In einem Café als passive Zuhörerin Unterhaltungen mitzuhören und teilweise anzuschauen ist immer wieder ein Quell der Freude. Während der Pandemie vermisste ich einige Dinge. Vor allem die Besuche in Cafés. Unfreiwillig in Geschehnisse eingebunden zu werden, die zu eigenen Gedankengängen, Vermutungen und Geschichten führen ist eine schöne Kopfarbeit. Die Qualität des servierten Kaffee ist manchmal zweitrangig.
Heute wurde ich ein einem Café am Niederrhein fündig. Eine nette Mitarbeiterin schaufelte mir im wahrsten Sinne des Wortes noch einen Platz in der Ecke, neben zwei Seniorenpärchen, frei. Der Parkplatz ist rappelvoll mit Fahrzeugen jeder Art, an der Theke gibt es eine ständige Schlange und die Gäste, aber auch die Mitarbeiter, wirken entspannt. Den gewünschten Milchkaffee bekam ich schnell serviert, fuhr den Laptop hoch und stellte fest, dass ein kostenlosen WLAN-Zugang angeboten wird. Die ersten Satzfetzen der Gäste, die meine Ohren erreichen, deuten an, dass mir der Aufenthalt hier gefallen wird. Die runden, blaugrauen Sessel sind gemütlich. Die Tischdeko ist dezent, aber farblich abgestimmt. In den grau angemalten Marmeladengläsern von „Glück“ wurde etwas Stroh und Holz reingelegt, dazu ein Stecker mit „It´s spring time“ aufgehängt.
Die meisten Gäste scheinen hier zu frühstücken. Auf einem Tisch steht eine Etagere mit Marmelade, Wurst usw. Auf den anderen Tischen Thermoskannen mit Kaffee. Daneben kleine Müslischalen mit abgepackter Kondensmilch und Zuckerwürfeln in Papier eingewickelt. Später erfahre ich, dass es eine Kaffee Flatrate gibt. Unbewusst erwarte ich den Spruch: „Draußen gibt es nur Kännchen.“
Die zwei Pärchen neben mir diskutieren, wie bereits erwähnt, über den großen Rückruf der Kinderschokolade Produkte und wundern sich, wie es geschehen konnte.
„Boh, jetzt muss ich die ganze Kinderschokolade umtauschen.“
„Musst Du nicht, überprüfe doch erst einmal die Chargennummern.“
„Chargen Watt?“
„So Nummern auf der Schokolade. So steht es im Internet.“
„Wie konnte datt nur passieren?“
„Da wird wohl Scheisse in die Produktionsanlage gelaufen sein.“
Würde Ferrero dies zugeben?

Ich nippe an meinem heißen Milchkaffee und mutiere erneut ungewollt zur ohralen Spannerin.
„Mein Mann hat nur noch wenige Hobbies: Fernsehen, essen und furzen.“
„Warum besorgst Du Dir dann keinen neuen?“
Fast spucke ich meinen Kaffee aus. Mit ach und krach kann ich verhindern ganz laut loszulachen.
Die Sätze fallen in einer Frauenclique, die aus sechs Frauen besteht. Die anderen Frauen dieser Clique scheinen den besagten Ehemann zu kennen und gehen nicht weiter auf die Hobbies oder die neue Besorgung ein. Sie widmen sich mit ihrer Unterhaltung nun anderen Themen. Mir ist dieser Ehemann unbekannt, dennoch bauen sich vor meinem Auge einige Bilder auf. Wer kennt besagte „“Helden“ nicht von Erzählungen betagter oder auch weniger betagter Damen?

Es gibt viel zu hören und zu sehen. Hinter der Verkaufstheke arbeitet ein junges Mädchen, die mit jedem zweiten Satz sagt: „Weiß ich nicht.“ Nichts zu wissen ist nicht schlimm. Doch wie sage ich gerne: Man sollte sein Nichtwissen kompetent und eloquent verkaufen. Oder?
Ob es eine Auszubildende ist oder eine Schülerin, die sich in den Osterferien ihr Taschengeld aufbessert? Die vorgeschriebene, lange Schürze mit Rüschen steht ihr gut und lässt sie kaum älter als 16 Jahre wirken. Wo werden noch Schürzen mit Rüschen getragen? Oder mit Spitze? Der Einheitslook – oder die Corporate Identity- gibt meist die bequemen langen Bistroschürzen vor. Die weißen Bauchschürzen aus gestärkter Baumwolle gehören schon lange dem letzten Jahrhundert an.
Schauen, zuhören, Gedanken fließen lassen und parallel dazu zu schreiben führt heute vermutlich dazu, dass ich den einen oder anderen Schreibfehler fabriziere?
Von der Frauengruppe höre ich noch: „Jetzt werden zwei Ehemänner an ihrem Grab stehen. Das ist doch schön.“
„An meinem wird keiner stehen und das ist auch schön.“
Die Unterhaltung driftet in das promiskuitive Verhalten der Freundin mit den zwei Ehemännern ab. So sehr die Frauen es in ihrer weiteren Unterhaltung verurteilen, so sehr bewundert es eine von ihnen. Wenn sie noch einmal die Zeit zurückdrehen könnte, ja dann … Was würde ich machen, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte?
Was würdest Du machen?
Eine Frage, die sich manch einer nicht nur an seinem Geburtstag stellt? Momente rückgängig machen, in denen Menschen verletzt wurden? Der einen oder anderen Versuchung nachgeben?

Fortsetzung folgt ….

„Read what I see“: Im Café Mai 2022 Teil I

„Boh, jetzt muss ich die ganze Kinderschokolade umtauschen.“
„Musst Du nicht, überprüfe doch erst einmal die Chargennummern.“
„Chargen Watt?
„So Nummern auf der Schokolade. So steht es im Internet.“

Ich liebe es eine Spannerin zu sein und stehe zu dieser Vorliebe. In einem Café als passive Zuhörerin Unterhaltungen mitzuhören und teilweise anzuschauen ist immer wieder ein Quell der Freude. Während der Pandemie vermisste ich einige Dinge. Vor allem die Besuche in Cafés. Unfreiwillig in Geschehnisse eingebunden zu werden, die zu eigenen Gedankengängen, Vermutungen und Geschichten führen ist eine schöne Kopfarbeit. Die Qualität des servierten Kaffee ist manchmal zweitrangig.
Heute wurde ich ein einem Café am Niederrhein fündig. Eine nette Mitarbeiterin schaufelte mir im wahrsten Sinne des Wortes noch einen Platz in der Ecke, neben zwei Seniorenpärchen, frei. Der Parkplatz ist rappelvoll mit Fahrzeugen jeder Art, an der Theke gibt es eine ständige Schlange und die Gäste, aber auch die Mitarbeiter, wirken entspannt. Den gewünschten Milchkaffee bekam ich schnell serviert, fuhr den Laptop hoch und stellte fest, dass ein kostenlosen WLAN-Zugang angeboten wird. Die ersten Satzfetzen der Gäste, die meine Ohren erreichen, deuten an, dass mir der Aufenthalt hier gefallen wird. Die runden, blaugrauen Sessel sind gemütlich. Die Tischdeko ist dezent, aber farblich abgestimmt. In den grau angemalten Marmeladengläsern von „Glück“ wurde etwas Stroh und Holz reingelegt, dazu ein Stecker mit „It´s spring time“ aufgehängt.
Die meisten Gäste scheinen hier zu frühstücken. Auf einem Tisch steht eine Etagere mit Marmelade, Wurst usw. Auf den anderen Tischen Thermoskannen mit Kaffee. Daneben kleine Müslischalen mit abgepackter Kondensmilch und Zuckerwürfeln in Papier eingewickelt. Später erfahre ich, dass es eine Kaffee Flatrate gibt. Unbewusst erwarte ich den Spruch: „Draußen gibt es nur Kännchen.“
Die zwei Pärchen neben mir diskutieren, wie bereits erwähnt, über den großen Rückruf der Kinderschokolade Produkte und wundern sich, wie es geschehen konnte.
„Boh, jetzt muss ich die ganze Kinderschokolade umtauschen.“
„Musst Du nicht, überprüfe doch erst einmal die Chargennummern.“
„Chargen Watt?“
„So Nummern auf der Schokolade. So steht es im Internet.“
„Wie konnte datt nur passieren?“
„Da wird wohl Scheisse in die Produktionsanlage gelaufen sein.“
Würde Ferrero dies zugeben?

Ich nippe an meinem heißen Milchkaffee und mutiere erneut ungewollt zur ohralen Spannerin.
„Mein Mann hat nur noch wenige Hobbies: Fernsehen, essen und furzen.“
„Warum besorgst Du Dir dann keinen neuen?“
Fast spucke ich meinen Kaffee aus. Mit ach und krach kann ich verhindern ganz laut loszulachen.
Die Sätze fallen in einer Frauenclique, die aus sechs Frauen besteht. Die anderen Frauen dieser Clique scheinen den besagten Ehemann zu kennen und gehen nicht weiter auf die Hobbies oder die neue Besorgung ein. Sie widmen sich mit ihrer Unterhaltung nun anderen Themen. Mir ist dieser Ehemann unbekannt, dennoch bauen sich vor meinem Auge einige Bilder auf. Wer kennt besagte „“Helden“ nicht von Erzählungen betagter oder auch weniger betagter Damen?

Es gibt viel zu hören und zu sehen. Hinter der Verkaufstheke arbeitet ein junges Mädchen, die mit jedem zweiten Satz sagt: „Weiß ich nicht.“ Nichts zu wissen ist nicht schlimm. Doch wie sage ich gerne: Man sollte sein Nichtwissen kompetent und eloquent verkaufen. Oder?
Ob es eine Auszubildende ist oder eine Schülerin, die sich in den Osterferien ihr Taschengeld aufbessert? Die vorgeschriebene, lange Schürze mit Rüschen steht ihr gut und lässt sie kaum älter als 16 Jahre wirken. Wo werden noch Schürzen mit Rüschen getragen? Oder mit Spitze? Der Einheitslook – oder die Corporate Identity- gibt meist die bequemen langen Bistroschürzen vor. Die weißen Bauchschürzen aus gestärkter Baumwolle gehören schon lange dem letzten Jahrhundert an.
Schauen, zuhören, Gedanken fließen lassen und parallel dazu zu schreiben führt heute vermutlich dazu, dass ich den einen oder anderen Schreibfehler fabriziere?
Von der Frauengruppe höre ich noch: „Jetzt werden zwei Ehemänner an ihrem Grab stehen. Das ist doch schön.“
„An meinem wird keiner stehen und das ist auch schön.“
Die Unterhaltung driftet in das promiskuitive Verhalten der Freundin mit den zwei Ehemännern ab. So sehr die Frauen es in ihrer weiteren Unterhaltung verurteilen, so sehr bewundert es eine von ihnen. Wenn sie noch einmal die Zeit zurückdrehen könnte, ja dann … Was würde ich machen, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte?
Was würdest Du machen?
Eine Frage, die sich manch einer nicht nur an seinem Geburtstag stellt? Momente rückgängig machen, in denen Menschen verletzt wurden? Der einen oder anderen Versuchung nachgeben?

Fortsetzung folgt ….

Robert Seethaler: Der letzte Satz

Klappentext:
Gustav Mahler auf seiner letzten Reise – das ergreifende Porträt des Ausnahmekünstlers. Nach „Das Feld“ und „Ein ganzes Leben“ der neue Roman von Robert Seethaler.
An Deck eines Schiffes auf dem Weg von New York nach Europa sitzt Gustav Mahler. Er ist berühmt, der größte Musiker der Welt, doch sein Körper schmerzt, hat immer schon geschmerzt. Während ihn der Schiffsjunge sanft, aber resolut umsorgt, denkt er zurück an die letzten Jahre, die Sommer in den Bergen, den Tod seiner Tochter Maria, die er manchmal noch zu sehen meint. An Anna, die andere Tochter, die gerade unten beim Frühstück sitzt, und an Alma, die Liebe seines Lebens, die ihn verrückt macht und die er längst verloren hat. Es ist seine letzte Reise.
„Der letzte Satz“ ist das ergreifende Porträt eines Künstlers als müde gewordener Arbeiter, dem die Vergangenheit in Form glasklarer Momente der Schönheit und des Bedauerns entgegentritt.

„Ein ganzes Leben“ war ein Kleinod und machte mich auf den Autor aufmerksam. „Der Traffikant“ mochte ich, mit „Das Feld“ wurde ich noch nicht warm.
Dieses Büchlein – bei 128 Seiten mag ich nicht von einem Buch schreiben, enttäuschte mich. Inhaltlich war es austauschbar. Ob er über Gustav Mahler geschrieben hat oder einen anderen Menschen, nichts brachte mich Gustav Mahler näher. Ging es wirklich um ihn? Oder einen x-beliebigen Mann? Zu abstrakt wurde G. Mahler beschrieben. Berührten die bisher gelesenen Bücher, wurden Bilder im Kopf erzeugt, war die Sprache in diesen magisch – so fehlte all´ dies in diesem Büchlein. Ein Büchlein, das was darstellen soll? Eine Biographie? Verfehlt. Ein Bericht? Verfehlt. Ein Reisebericht? Verfehlt. Eine Sammlung an Erinnerungen? Verfehlt.
Der Verlag Hanser Berlin hätte gutgetan, dieses Werk noch wachsen zu lassen, zumal 19€ für 128 Seiten ein wirklich stolzer Preis sind.
Der Aufkleber: „Spiegel Bestseller“ stellt erneut kein Qualitätsmerkmal dar.

 

Kurzes Buch = Kurze Besprechung

Das pralle Leben

Titten, Titten, Titten war das letzte was der Weihnachtsmann laut vor sich hinmurmelte, bevor er im Kamin stecken blieb. Dass ihm dies ausgerec hnet an seinem 40. Dienstjubiläum bei „Chez Susi“ passieren würde, brachte seinen ganzen Dienstplan durcheinander. Ach, die Susi. Der zweite Teil des „Chez Susi“ hatte einfach ein zu köstliches Buffet aufgebaut. Seit 1981 betrieb sie ihren Swinger Club, dessen Namensgebung bereits in den 80er Jahren von schlechtem Geschmack zeugte und im Jahr 2021 Assoziationen an Hairstylistinnen und Mantafahrerinnen weckte.

An der Einrichtung hatte sie in all´ den Jahren nicht gespart. Nach jedem Besuch einer Sexmesse oder speziellen Einrichtungshäusern fanden sich neue Gegenstände in den Räumlichkeiten wieder. In ihrem geerbten 1200m² Domizil gab es neben den großen Liegewiesen und den vielen Betten auch spezielle Zimmer. Der erste Blick in eines dieser ließ den Weihnachtsmann damals etwas erröten. Viel erröten. Als er danach auf dem Schlitten Platz nahm, vermuteten die Rentiere, dass sein rotes Gesicht der Hektik des heiligen Abends in 1991 geschuldet war. Damals fand er es schade, sich mit ihnen nicht darüber austauschen zu können. Dank dem WWW, welches bei ihm nur zwischen Weihnachten und Sylvester zu nutzen war, konnte er nun die Kreuze, die Ketten, Peitschen und Nadeln zuordnen. Die verschiedenen Sybian Maschinen entlockten ihm inzwischen nur noch ein müdes Lächeln. Grinsen musste er, wenn er das Quietschen des großen Bauernbettes in der Bauernstube hörte. Zwischen rotkarierter Bettwäsche räkelten und bewegten sich immer ausreichend Körper beider Geschlechter. Es schien seit Jahrzehnten eines der beliebtesten Zimmer zu sein. Irgendwie rechnete der Weihnachtsmann bei seinen Terminen im Club, dass Susi ein Zimmer stylisch in eine Scheune umwandeln würde und er wildes treiben im Heu beobachten könnte, während Jürgen Drews aus den Lautsprechern dröhnen würde.

 

Der Zeitplan des Weihnachtsmanns war schon immer eng getaktet. Er kannte es kaum anders als: Rauf auf den Schlitten, runter vom Schlitten, Weihnachtsgeschenke schleppen, zurück zum Schlitten zu hecheln und die Rentiere zu Geschwindigkeitsübertretungen zu überreden. Mit „Work Life Balance“ hatte der Heiligabend schon lange nichts mehr zu tun. Manchmal versuchten die Rentiere ihn ein wenig zu entschleunigen und sangen laut „Last Christmas“. Den CD Spieler und die Lautsprecher hatte er bereits in den 90ern konfisziert, so dass nun ihre schrägen Stimmen den Song schmettern. Es hörte sich so gruselig an, so dass er meist laut lachen musste, um dann mit seinem Bariton einzustimmen.

Diese enge Taktung führte dazu, dass er sich eigentlich im Club nicht umschauen konnte. Oder umschauen sollte. Doch konnte er der Versuchung nicht widerstehen. Beim Buffet blieb er immer hängen. Während er dem aktuellen Golden Retriever 2kg frisch Faschiertes in den Napf legte, machte sich bereits Vorfreude in seinem Bauch bemerkbar. Die Susi war eine Köchin der alten Schule. So sehr sie darauf achtete, den Club zeitgemäß einzurichten, sich selber optisch immer auf dem neuesten Stand brachte oder an hohen Feiertagen die nackig spielende Coverband „The Dreamboys and Dreamgirls“ zu buchen, so blieb sie ihrem Buffetstil seit der Eröffnung treu. Während die Dreamboys und Dreamgirls inzwischen mit den Zeichen der Zeit zu kämpfen hatten, wie Körperteile, die sich der Erdanziehungskraft hingeben mussten oder Körperhaare, die jedem Färbemittel trotzten oder Falten, die sich trotz teurer Hyaluronbehandlungen immer tiefer in die Haut gruben und sogar Botox an ihnen verzweifelte, so sah Susis Mettigel an jedem Heiligabend gleich aus. Es gab Dinge, die würden sich nie ändern. Nie würde sie auf einen Golden Retriever an ihrer Seite verzichten, nie würde sie ihr Gebot „Never fuck in the same company“ brechen, nie würde es neumodischen Schnickschnack auf ihrem Buffet geben. Und solange sie einen Hund an ihrer Seite hatte, würde der Weihnachtsmann diesem 2kg Faschiertes als Geschenk vorbeibringen. Und nie würde er vergessen sich das Buffet anzuschauen. Wenn es doch nur beim Anschauen bleiben würde. Ganz unbewusst legte er seine Tour so, dass er immer dann bei „Chez Susi“ aufschlug, nachdem sie gerade die Speisen aufgebaut hatte und bevor die ersten Gäste eintrudelten. Meterweise Köstlichkeiten gab es zu sehen: Mettigel in großer Auswahl, Tomaten-Mozarella-Spieße mit Basilikum, Spargelstangen aus dem Glas mit Kochschinken umwickelt und in Mayonnaise ertrinkend, Schichtsalat, Käse-Lauch-Suppe, Käsespieße. Soleier, Frikadellen, Krabbencocktail, Eiersalat, Russisch Ei, Vanillepudding und Rote Grütze.

Das liebevoll gestaltete Buffet anzuschauen, zu riechen und nicht davon zu naschen, schafft nur ein Masochist auf Diät. Diäten verpönte der Weihnachtsmann und ein Masochist war er auch nicht. Ausnahme: Der Gesang der Rentiere.

Während Susi die letzte Runde mit ihrem Golden Retriever absolvierte, nahm sich der Weihnachtsmann einen Teller und füllte ihn mit Köstlichkeient. Vorsichtig darauf bedacht, keine Spuren und leere Stellen auf den Platten zu hinterlassen. Die langsam gerinnende Mayonnaise im Eiersalat ignorierte er. Die Haut auf dem Vanillepudding ebenfalls. Voller Genuss verputzte er die Schlemmereien. Fast vergaß er die Zeit und sein Sättigungsgefühl. Die ersten Gäste trafen ein und er musste sich sputen, um nicht gesehen zu werden. Schnell stellte er seinen Teller mit dem Besteck unter das Bauernbett, rannte zum Kamin und stieg von dort nach oben. Denkste. Sein Aufstieg geriet ins Stocken. „Verdammte Laktoseintoleranz“ fluchte er in seinen Bart. Zu viel Vanillepudding, zu viel Mozarella, zu viele Käsespieße verursachten ihm ein unangenehmes Völlegefühl und einen exorbitanten Blähbauch, der ihn nun zwischen den Wänden des Schornsteins fixierte. Sarkastisch dachte er daran, dass er keine Ketten benötigte, um nicht von der Stelle zu kommen.

Wann würde er heute den Schornstein passieren können? Wie könnte er es beschleunigen, seine Luft so schnell wie möglich aus seinem Bauch zu bekommen?

Oh, heute musste er eine Erschwerniszulage beim Chef beantragen. Die Playlist stockte und WHAM sang zum vierten Mal in Folge über Last Christmas. Gut, dass die Rentiere es nicht hören konnten.

Berieselt von Weihnachtsmusik versuchte er anhand seines Verzehrs auszurechnen, wie viele Pupse er noch ablassen müsste, um die Luft in seinem Bauch deutlich zu verringern. Parallel spielten sich vor seinen Augen die Szenen ab, die er heute ungewollt in den verschiedenen Zimmern zu sehen bekam. Körper über Körper. Unmengen an original verpackten Kondomen lagen in den Ecken und Schalen herum, daneben leere Mülleimer ohne benutzte Kondome als Inhalt, kein vorzeigen des gelben Heftleins am Eingang und vögelnde Menschen als gäbe es kein Morgen mehr.

 

Heute konnte er ihnen noch fröhliche Weihnachten wünschen. An Sylvester würde er einigen von ihnen fröhliches sterben wünschen müssen.

 

 

Foto: pixabay.com

Hjorth & Rosenfeldt: Die Früchte, die man erntet (Ein Fall für Sebastian Bergmann, Band 7)

 

Klappentext:

Drei Morde innerhalb weniger Tage: Die beschauliche schwedische Kleinstadt Karlshamn wird vom Terror erfasst. Vanja Lithner und ihre Kollegen von der Reichsmordkommission stehen unter Druck, den Heckenschützen zu stoppen, bevor weitere Menschen ums Leben kommen. Aber es gibt keine Hinweise, keine Zeugen und keine eindeutigen Verbindungen zwischen den Opfern.
Sebastian Bergman hat sich für ein ruhigeres Leben entschieden, seit er Großvater geworden ist. Er arbeitet als Psychologe und Therapeut. Doch plötzlich wird seine Welt auf den Kopf gestellt, als ein Australier ihn aufsucht, um seine Erlebnisse während des Tsunamis 2004 zu verarbeiten. Bei dem Sebastian selbst Frau und Tochter verlor.
Wie viele andere auch, ersehnte ich den neuen Band sehnsüchtig.
Was soll ich sagen? Die Vorfreude wurde heftig enttäuscht. Dieser Band ist grottenschlecht. Auf mich wirkt es so, als hätte ein anderer Autor mitgeschrieben und nicht die beiden Autoren Hjorth & Rosenfeldt.
Die Zeitspanne zum Vorgängerroman und die eingetretenen Veränderungen sind gut erklärt.
Es kommt einfach keine Spannung auf. Liegt es am Plott? Liegt es daran, dass die Handlungsstränge, ungewohnt, hintereinander erzählt werden? Oder, dass Sebastian Bergmann ruhiger geworden ist?

Als die Neuererscheinungen im Jahresrhythmus rausgeknallt wurden, waren die Bände tausendmal besser geschrieben. In der Mitte dieses Buches überlegte ich mir wirklich es beiseitezulegen und nicht weiterzulesen. Es reizte mich nicht einmal das Ende zu lesen.
Doch ich hielt durch. Es war vergeudete Lebenszeit.
Für mich ist die Reihe auserzählt. Und die Figur Sebastian Bergmann ebenfalls.
Warum es noch einen Band geben wird, bevor die Reihe beendet wird, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Wer das Buch trotzdem lesen möchte, dem sei empfohlen die Vorgängerbände zu lesen oder mindestens Bände 4 bis 6. Die Bände 1 bis 6 sind hervorragend geschrieben und verfügen meist über eine „Nagelabbeissgarantie“. 😊
Band 1: Der Mann, der kein Mörder war
Band 2: Die Frauen, die er kannte
Band 3: Die Toten, die niemand vermisst
Band 4: Das Mädchen, das verstummte
Band 5: Die Menschen, die es nicht verdienen
Band 6: Die Opfer, die man bringt

 

9. Mai

9. Mai
Kein runder Geburtstag für Dich.
Kein Muttertag für Dich.
Viele Grüße nach….
ja wohin?
Einem Ort, an dem es Dir besser geht?
Einem Ort, an dem Dich nichts mehr an vor dem 9. Juli erinnert?

Du fehlst.
Auf Deine Dir spezielle Art und Weise.

Deine Tochter

Kolumne: 10 Dinge

Liegt es an dem bald anstehendem Geburtstag oder der besinnlichen Stimmung, in der ich mich gerade befinde? Einige Gedanken gehen mir durch den Kopf und führen dazu diese Aufzählung zu schreiben. Nein, keine Einkaufsliste oder eine Liste über Bücher, die ich noch lesen möchte. Es ist viel einfacher.
„10 Dinge, die ich noch machen möchte, bevor ich 55 bin:“

Erstens:
Ich möchte ein halbes Jahr in Irland in einem gemütlichen Cottage am Meer leben. Dem schwülen Sommer hier entfliehen, mir Sonnenbrände bei Spaziergängen am Meer einfangen und mein „Erlebniswohnen am Fuße der Schwäbischen Alb“ beenden. Mit den Locals im Pub am Kamin sitzen, dem knistern der Flammen zuhören und den Geruch nach Torf genießen. Scones mit jam werde ich in meinen Tagesablauf einbinden. Und der Muse weise ich durch den Bauerngarten den Weg ins Cottage.

Zweitens:
Jedes Jahr möchte ich an einer gemütlichen Lesung teilnehmen oder eine eigene organisieren. Um sich im persönlichen Miteinander auszutauschen und sich kennenzulernen: Wer schreibt denn da? Wer liest denn da?

Drittens:
Einmal möchte ich mich trauen auf einem Rammstein Konzert in der ersten Reihe zu stehen. Mitsingen bis ich heiser bin und am nächsten Tag meine Ohren suchen.

Viertens:
Ich möchte eine Granny Square Decke häkeln. Meine eigene Oma Erinnerung produzieren.

Fünftens:
Täglich mindestens eine Seite schreiben. Warum wohl?

Sechstens:
Euch durch meine Zeilen zum Lachen und Weinen bringen. Euch amüsieren und nachdenklich machen.

Siebtens:
Einen Schreibwettbewerb gewinnen. Einfach so.

Achtens:
Meine Kurzgeschichten in einem eigenen Band veröffentlicht sehen. Das Exemplar anstarren, das Notizbuch in die Hand nehmen und weiterschreiben.

Neuntens:
Den Blick auf die Besonderheiten im Alltag nicht verlieren, denn ohne sie würde es die zehnminütigen „Read what I see“ Kolumnen nicht geben.

Zehntens:
Mit einem Glas Rotwein in der Hand einen Abend vor dem Kamin mit Philipp Poisel – oder doch Denis Scheck- nö Philipp Poisel verquatschen.