Zum Teufel mit Weihnachten

So stand er nun in voller Pracht und schaute auf die Menge herab. Mit seinen knapp zwei Metern, die an allen Stellen durchtrainiert waren und einen wohldefinierten Körper zeigten, malte er sich Chancen für einen Platz auf dem Siegertreppchen aus.
Hans, der neben ihm positioniert wurde, war mit seinen ein Meter siebzig, und den teilweise kahlen Stellen, keine Konkurrenz für ihn. Oder Fritz
den Traummaßen, der beim Interview seine geistige Beschränktheit bewies, welche dem Moderator währenddessen ein Zucken um die Mundwinkel bescherte. Sven wiederum meisterte sein Interview sehr gut, da er hier seine Eloquenz und Cleverness unter Beweis stellen konnte.
Der pummelige Andreas überzeugte ebenfalls den Moderator und das Publikum, vor allem das weibliche. Sein starkes lispeln wirkte herzallerliebst auf die Zuschauer, seine Kleinmädchenstimme weckte bei manch einem Burschen den Beschützerinstinkt. Der smarte Sven witterte einen starken Konkurrenten in ihm.
Bernd, der von seinen Mitbewerbern nur „W.W.“, die Abkürzung für wabbelnder Wackelpeter, genannt wurde, würde sicherlich nicht auf eines der Siegertreppchen kommen.
Emil, Kevin und Marcel saßen mit Hans in einem Boot. Mit jeweils ein Meter sechzig waren sie zu klein, um zu gewinnen. Zukünftige Werbepartner würden auf ihnen zu wenig Fläche zur Verfügung haben, die sie schmücken könnten.

Ein kleiner, dicker Junge aus dem Publikum schaute ihn intensiv an. Seine stämmigen Beine lugten aus der Lederkniebundhose hervor. Seine Pausbacken waren ein knappes Pfund zu viel für einen 10-jährigen Bub. Eine Ähnlichkeit zu Franz Josef Strauß ließ sich nicht verleugnen. Genauso wenig verleugnen wie das Wissen, das in diesem Tal gerne miteinander und untereinander in den Familien – ja was schon – geschah. Offene Geheimnisse, die nicht einmal die BILD Zeitung mehr interessierten.
„Meins, meins, Opa“ rief er in Richtung seines Opas.
Der Opa schaute ihn an und nickte mit dem Kopf. „Pssssst.“
Dieser Junge war ein Kind zum Kneifen. Zumindest hätte seine Mutter ihn so bezeichnet.

Sven, der nicht umsonst der smarte Sven genannt wurde, schaute wütend zurück. Er zog die Nadelbehandlung der Kneifbehandlung vor. Der Betroffene hatte länger etwas davon. Und Sven ebenfalls. Langsam, Stück für Stück, würde er die Nadeln in die Waden stecken. Leider war der Kontakt zum Publikum verboten und führte zur sofortigen Disqualifikation.
Manchmal überkamen ihn böse Gedanken. Bevorzugt in der stressigen Advents- und Weihnachtszeit, wenn viele Menschen kurz vor´m durchdrehen waren.
Um sich abzulenken, schaute er zu Ludmilla hinüber, die mit ihren Traummassen den Miss Wettbewerb gewonnen hatte. Ihre rote Schärpe aus Seide betonte ihre Kurven nur noch mehr. In Höhe der ersten Reihe stand sie kerzengerade mittig im Gang.
Er wackelte mit seinen unteren Extremitäten und hatte die Worte seiner Ex im Ohr: „Was wackelst Du denn immer da unten rum? Willst Du wieder eine andere anmachen?“
Ja, die schöne Ludmilla benebelte seinen Verstand gehörig.

Erneut hörte er den Jungen wieder „Meins, meins“ sagen und dieses Mal auf Ludmilla zeigen. Mensch, konnte der Bengel nicht einmal in ganzen Sätzen sprechen!
Der Opa stand auf. Mit der Geldbörse in der Hand ging er Richtung Kasse.
Erschrocken schaute sich Sven nach Ludmilla um, die in seine Richtung nickte.
Den Satz: „Der Gewinner der Mr. Tannenbaum Wahl 2019 ist der smarte Sven“ hörte er kaum noch. Als ihm daraufhin die goldfarbene Schärpe angelegt wurde, lief er los. Der ersehnte Wahlsieg interessierte ihn nicht mehr. Behände sprang er von der Bühne, schnappte sich Ludmilla, verknotete ihrer beider Schärpen und verließ mit wehenden Ästen und Ludmilla auf den Ästen den Veranstaltungsort. Nicht umsonst wurde er zusätzlich auch der schnelle Sven genannt.

Zum Teufel mit Weihnachten! Er würde heute Nacht und an vielen weiteren Nächten, mit Ludmilla für Nachwuchs für den nächsten Kinderwettbewerb sorgen.

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten

 

Drei Männer im Schnee

Gegenseitig Arm in Arm untergehakt, heimkommend von einer Veranstaltung, liefen sie in ihren Nikolauskostümen zum Professor heim. Der kein Wässerchen trübende Professor Jörg, der hagere Björn und der immer mürrisch wirkende, seine Tränensäcke nicht verstecken könnende, Alexander. Ihr Nikolauskostüm kaschierte ihre wahre Natur. Ihre faszinierende Sprachgewandtheit, führte dazu, dass zu viele Menschen an ihren Lippen hingen.
Zuvor hatten sie am Nikolauszug teilgenommen und bei dem sich anschließenden Nikolausfeuer sprach der Björn einige Worte, die schnell in eine lange Rede überging. Die Buhrufe störten ihn nicht, er konzentrierte sich auf die vielen Zuschauer, die ihm laut und teilweise gröhlend, zustimmten.
Das Nikolausfeuer war erloschen und frierend liefen sie zum Haus des Professors. Der Halbmond leuchtete ihnen, neben der einzig funktionierenden Straßenlaterne, den Weg über die Neckarbrücke.
Recht verfroren und berauscht von ihrer Rede kamen sie an. Sie fühlten sich in ihren Nikolauskostümen und der sich daran befindlichen Rute so wohl, dass sie sich nicht umzogen.
Alexander ließ sich plumpsend in den dicken Ohrensessel fallen, der Björn bevorzugte den harten Strohstuhl. Jörg holte eine Flasche Asbach Uralt aus dem Schrank und schenkte jedem großzügig ein. Aufwärmen von innen war nun angesagt. Den guten Jenssen Arcana Cognac hatte er bereits zuvor gut versteckt. Es wäre ein Sakrileg gewesen ihn an diese Banausen auszuschenken.
Während er zwischen ihnen auf einem Sitzpuff aus Pelz Platz nahm (ja, der Professor hielt seinen Hintern gerne warm), schenkte er eine Runde nach der anderen aus.
Um 20 Uhr schien es, dass der Björn nicht nur von innen gut aufgewärmt war. Sein Kopf glühte ebenfalls. Das war sicherlich keinem Hormonschub geschuldet.
Wer die Idee zum „Rückwärts den Kamin hochklettern“ Wettbewerb hatte, ließ sich im Nachhinein nicht mehr feststellen.
Björn legte seine Rute ab und kaum verschwand er in der offenen Kaminstelle, so wurde er auch nicht mehr gesehen. Beinahe stießen Jörg und Alexander mit ihren Köpfen zusammen, als sie den Schacht hochblickten. Da, da waren tatsächlich die dunklen Schuhsohlen von unten zu sehen. Der Björn konnte also nicht nur gut reden, sondern auch gut klettern. Lernt man so etwas als Lehrer auf dem Gymnasium? Oder auf einer Klassenfahrt? Der Gedanke war kaum zu Ende gedacht, da kam er, nur leicht verschmutzt, unten wieder an.
Grinste siegessicher.
Der Alex, der Alex: Der wollte sich wirklich weigern. „Ich habe Rücken.“ „Ich habe Höhenangst.“
Es half alles nichts. Der Gastgeber bestand darauf, dass auch er am Wettbewerb teilnahm. Eine Runde Asbach Uralt, eine weitere Runde davon und mit Hilfe vom Björn verschwand auch er im Schacht, in dem es recht still wurde. Plötzlich wurde laut geflucht und in Sekundenschnelle war der Alex wieder unten. Insgesamt langsamer als der Björn, dafür mit einem angeknickten Fuß versehen.
Ein weiterer Asbach sollte den Schmerz lindern.
Jörg machte kein Aufheben um den Kamineinstieg. Ein großer Asbach auf Ex und schwupps verschwand er singend im Kamin. Unten am Kaminschacht glaubten Jörg und Björn ein schiefes „What shall we do with a drunken sailor“ zu hören oder war es ein schiefes „Hoch auf dem gelben Wagen?“
Nach gefühlten 10 Minuten erschien er unbeschadet. Glücklich lächelnd hatte er oben auf dem Dach den Mond und die Nachbarn angesungen.
Björn wurde einstimmig zum Sieger des „Rückwärts den Kamin hochklettern“ Wettbewerb ausgerufen. Dokumentiert wurde es mit einigen Selfies, die sofort an die Alice geschickt wurden. Sie wünschten ihr einen schönen Nikolausabend.
Die erste Flasche war schon lange geleert, die zweite nicht weit davon entfernt. Im angetrunkenen Kopf wollten sie Strippoker spielen. Den Björn begeisterte die Idee, der Alexander war strikt dagegen. Wollte er seinen Rettungsring nicht zeigen oder gab es andere Dinge zu verstecken? Hatte er vielleicht Haare auf den Rücken?
Stattdessen spielten sie Flaschendrehen. Drei Männer können dabei in dieser kleinen Runde viel Spaß haben. Die Frage: „Bist Du schon einmal ohne Slip aus dem Haus gegangen?“ wurde noch wahrheitsgemäß beantwortet. Bei der Frage: „Kannst Du Dir vorstellen mit Maske in einem Porno mitzuspielen?“ wurde das Spiel beendet.
Zu viel Alkoholgenuss macht meist hungrig. So erging es am Nikolausabend auch den dreien. Die Mägen knurrten, die Köpfe glühten, die Koordination der Beine war anders als am frühen Morgen oder noch am Nikolausfeuer.
Also wollten sie in der Altstadt beim Udo Snack eine große, leckere Currywurst Pommes essen. Mit viel Mayo.
Sie nahmen den gleichen Weg wie vom Nikolausfeuer. Dieses Mal in die andere Richtung.
Tja, wenn die letzte Straßenlaterne nicht defekt gewesen wäre, der Halbmond nicht hinter einer großen Wolke verdeckt gewesen wäre, hätten sie das große Loch in der Holzbrücke gesehen und wären nicht in den Neckar geplumpst.
Rettungsringe gab es keine, die eigenen, an den Bäuchen vorhandenen, halfen ihnen auch nicht.
An Sylvester fand man sie am Stauwehr. Arm in Arm, aufgebläht auf dem Rücken schwimmend, die Ruten im Gitter verhakt. Manch einer schwor: Sie schauten selig in die untergehende Sonne.
Oder waren es die Gaffer, die selig schauten?

 

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Es kann nicht immer Butter sein

32 Cent kostet 1kg Mehl, das Päckchen Zucker liegt bei 69 Cent. 99 Cent sind übrig. Würde es für einen kleinen Guglhupf reichen?
Es war reiner Zufall, dass sie auf ihrem täglichen Morgenspaziergang die 8 Pfandflaschen gefunden hatte. Nie verließ sie ohne ihren alten, lädierten Trolley die Wohnung. Die langen Gummihandschuhe, die sie beim Pfandsammeln überzog, ließen sich darin gut verbergen. Eine Pfandbeute ebenfalls.
Ihr Arzt hatte ihr schon Monate zuvor Krankengymnastik für die Hüftarthrose verschrieben. Die Zuzahlungen hierzu konnte sie sich nicht leisten. Also nahm sie seinen Rat an und schmierte ihre Knochen durch tägliche Morgenspaziergänge, wann immer sie sich ohne zu große Schmerzen bewegen konnte.
99 Cent:
Zu wenig für 250g Butter. In einen Guglhupf gehörte Butter. Nein, es ging nicht. Sie benötigte, wenn sie sich dieses Jahr einen Kuchen außer der Reihe gönnen wollte, noch Eier. Zu gerne würde sie welche von glücklichen Hühnern kaufen. Es ging nicht.
Zaudernd stand sie weiterhin vor dem Kühlregal.
Ein Pfund Pflanzenmargarine: Dafür würde es reichen.
Zwei lose Eier dazu, die sie mit etwas Milch strecken würde: Ja, so würde es gehen. Vanillinzucker würde ihr ein Nachbar borgen müssen, ein kleiner, alter Rest Backpulver würde schon genügen. Wenn sie den Guglhupf gut aufbewahren würde und einige Scheiben in dem kleinen Gefrierfach einfrieren würde, hätte sie im Januar auch noch etwas von dem Kuchen.
Sie konnte sich kaum noch daran erinnern, wann es begonnen hatte. Als ihr Mann noch lebte konnten sie, trotz seiner kleinen Rente, Lebensmittel kaufen wenn sie sie benötigten. Auch gab es regelmäßig sonntags einen Braten oder zu Weihnachten eine kleine Nordmanntanne. Kleidung und Schuhe konnten erneuert werden. Einmal im Jahr gingen sie ins Theater. Selten ins Kino.
Vor 5 Jahren verstarb er an seiner Staublunge, die ihn seit dem 30. Lebensjahr plagte und dazu führte, dass er bereits mit 41 Jahren in Rente gehen musste.
Der Übergang zu der jetzigen Situation kam schleichend. Die Miete stieg stark von Jahr zu Jahr an. Die Heizkosten ebenfalls. Ihre jungen Nachbarn, die vor einigen Jahren als Studenten nebenan eingezogen waren, sprachen von „Gentrifizierung“. Was immer es bedeuten mochte, es hörte sich nicht gut an.
Sie packte die Einkäufe in ihren Trolley und lief langsam nach Hause zu ihrer kalten Wohnung. Nicht nur Lebensmittel waren in der letzten Zeit knapp gewesen, auch an der Heizung sparte sie. Die Kosten konnte sie kaum noch aufbringen. So heizte sie meist nur die Küche ein wenig, zog sich dicke Pullover an und ließ häufig das Licht aus. Radio konnte sie auch im Dunklen hören. An kalten Tagen schaltete sie gelegentlich den Kühlschrank aus und lagerte die wenigen Lebensmittel auf dem kalten Balkon.
Heiligabend:
In der kleinen Küche duftete es nach Kuchen. Der Guglhupf stand auf einer schönen Kuchenplatte, der Tisch war mit einer Spitzendecke gedeckt und die Heizung hatte sie zur Feier des Tages für einige Stunden weit aufgedreht. So saß sie in einem Kleid, welches ihr Mann ihr vor vielen Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte, auf der Eckbank in der Küche. Die Nachbarn borgten ihr gestern nicht nur ein Päckchen Vanillinzucker, sondern legten noch ein paar frische Tannenzweige und eine dicke rote Stumpfkerze dazu. Nun roch es in der Küche nach Weihnachten und Kuchen. Heimelig.
Im Radio lauschte sie, wie in jedem Jahr, dem Weihnachtsoratorium von Bach. Es würde ein langer Abend werden, den sie sehr genießen würde.
Bei „Ehre sei Dir, Gott gesungen“ legte sie den noch geschlossenen Brief der Hausverwaltung, der gestern per Einwurfeinschreiben in ihrem Briefkasten lag, unter die Tischdecke.

Stevan Paul: Der große Glander

Klappentext:
Der junge Künstler Gustav Glander wird im New York der 1990er-Jahre zum Star der Eat-Art-Bewegung. Seine kulinarisch geprägten Arbeiten und Aktionen sind spektakuläre Inszenierungen und treffen den Nerv der Zeit, Kritiker und Sammler stürzen sich auf die Werke des schweigsamen Deutschen. Doch der Erfolg bereitet ihm Unbehagen. Nach einem Flug in die Heimat verschwindet Glander. Spurlos.
Zwölf Jahre später: Ein Restaurant in Hamburg. Es herrscht Hochbetrieb in Küche und Service. Im Speiseraum sitzt auch der bekannte Kunstkritiker Gerd Möninghaus. Dem kommt einer der anderen Gäste seltsam bekannt vor. Zu spät fällt Möninghaus ein: War das etwa Glander? Als kurze Zeit später bislang unbekannte Skizzen des verschollenen Künstlers in der Redaktion auftauchen, beginnt der engagierte Journalist zu recherchieren. Seine Suche führt ihn von Hamburg nach New York, nach St. Moritz, an den Bodensee und ins Allgäu – und er macht dabei eine überraschende Entdeckung.
Stevan Paul geht in seinem ersten Roman »Der große Glander« der Frage nach, was Essen zur Kunst macht. Er erzählt von der Liebe, vom Heimkommen und von der Freiheit, sich immer wieder selbst neu erfinden zu können. Herausgekommen ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Sorgfalt und das Authentische, eine Liebeserklärung ans Kochen – und ein großer Spaß.

Tja, mit diesem Klappentext ist bereits alles gesagt:
Das Buch handelt von Sehnsüchten, der Liebe,  Wesentlichen, von der Rückbesinnung auf die wirklich wichtigen Dinge. Vom Finden der eigenen Berufung, vom Heimkommen und letzten Endes vom Ankommen im Leben.
Ein Buch welches ein „Hach“ Gefühl gibt und mich zufrieden die letzte Seite schließen ließ.
Die Handlung ist schnell erzählt. Gustav Glander, ein junger Mann vom Land, aufgewachsen im Allgäu, entwickelt sich im New York der 90er zu einem bekannten jungen Künstler. Einem Star. Er macht „Eat-Art“ Kunst, die spektakulär ist und bei seinen Fans sehr gut ankommt. Genannt wird er der große Glander. Eher menschenscheu scheint er mit seinem Ruhm nicht so zufrieden zu sein und hinterfragt ihn.
Als sein Vater stirbt, fliegt er nach Deutschland und verschwindet spurlos.
12 Jahre später glaubt ein Kunstkritiker ihn in einem Restaurant zu erkennen. Da er gezwungenermaßen auf der Suche nach einer guten Story ist, beginnt er mit seinen Recherchen.
Wird er den großen Glander finden? Das Rätsel um sein verschwinden lösen können? Lösen können, was der große Glander nun im zweiten Leben macht?
Die Antwort lautet ja.
Warum gefällt mir das Buch so gut? Zum einen, weil es in mir dieses „Hach“ Gefühl erzeugte. Weil der Einband sehr schön gestaltet ist. Noch mehr gefällt mir aber der Inhalt. Stevan Paul war mir als Autor vollkommen unbekannt. Mir war nicht bewusst, dass ich ein Buch lese, welches von einem Foodblogger. Kochbuchautor, Rezepteerfinder geschrieben wurde.
Dementsprechend wird in diesem Buch nicht nur über die Freiheit, sich selbst zu erfinden geschrieben. Bei jeder Gelegenheit werden selbstverständlich Gerichte beschrieben. Jeder Charakter hat einen Bezug zum Kochen und das fließt im Buch mit ein. Nein, es ist kein Kochbuch, sondern ein Buch über das Leben, über das Kochen, über das trinken über verschiedene Küchen und und und.
Die Gerichte wurden übrigens nicht erfunden, sondern von Stevan Paul bereits so gekocht.

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Jörg Maurer: Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt (Kommissar Jennerwein ermittelt, Band 11)

 

Klappentext:
In einer verschneiten Berghütte hoch über dem idyllisch gelegenen Kurort will Kommissar Jennerwein mit seinem Team feiern. Einmal ohne Ermittlungsdruck und Verbrecherjagd gemütlich am Kaminfeuer sitzen und Geschichten erzählen. Aber was bedeuten die blutigen Spuren im Schnee, die draußen zu sehen sind? Warum kreist eine Drohne über der Hütte? Und welcher unheimliche Schatten streift durch die Nacht? Während drunten im Kurort die Polizeistation verwaist ist und eine Gestalt leblos in einem versperrten Keller liegt, erkennt Jennerwein, dass er in eine Falle geraten ist, aus der es kein Entkommen gibt. Wenn er sein Team retten will, muss er mit dem Tod Schlitten fahren…

Es ist mutig von einem Autor zwei Bücher einer Serie, hier um den Kommissar Jennerwein, in einem Jahr herauszugeben. Die letzte Ausgabe erschien gerade vor einem halben Jahr. Als ich „Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt“ mit den 425 Seiten in den Händen hielt und zu lesen begann, wusste ich nicht wie ich es einsortieren sollte. Sollte dieses Geschichte ein Weihnachtskrimi werden und das Experiment verunglückte kolossal?
Drei Erzählstränge: Kommissar Jennerwein feiert Weihnachten mit seinen Kollegen auf seiner Berghütte, ein paar Snowboarder tummeln sich im Schnee undein Stinkbombenstreich in Kommissar Jennerweins Schule während seiner Jugendzeit beherrschen das Buch. Spätestens zum Schluss werden sie miteinander verwoben, doch wirkt es nicht authentisch. Das ganze Buch plätschert langweilig vor sich hin, ich quälte mich von Seite zu Seite. Immer in der Hoffnung: Nun geht es richtig los.
Diese Hoffnung wurde gnadenlos enttäuscht. Den Erzählstrang mit den Jungenderinnerungen empfand ich als überflüssig. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass er nur als Seitenfutter diente. Bücher von Jörg Maurer glänzen nicht durch eine überschaubare Seitenanzahl. Im Gegenteil.
Die Bände 1 bis 9 aus der Kommissar Jennerwein Reihe glänzten mit Sprachwitz, der mich beim Lesen immer wieder laut lachen liess. Oder absurden Gedankengänge einer sprechenden Birke oder eines Serienkillers, der sich darüber moniert, dass er keine Rente bekommen wird, da er nicht in die Rentenkasse einzahlen kann. Solche Dinge, die zum unfehlbaren Stil des Jörg Maurer gehören, fehlen leider.
Mit welchem Gefühl gehe ich aus dem Buch? Ich fühle mich veräppelt. Sollte dies eine Ausgabe für Weihnachtshasser sein, so ist die Aufgabe misslungen. Am meisten ärgere ich mich, dass ich das Buch nicht schnell genug in die Ecke legte, der Hoffnung aufsaß, es bekommt nun die Kurve. Selten habe ich meine Lebenszeit so verschwendet. An einem Buch verschwendet.

Immerhin kenne ich nun den Namen der Pathologin.
Ob ich zukünftige Bücher von Jörg Maurer in die Hand nehmen werde und sie lesen werde? Stand heute: Nein

Rocky

„Das frisch geduschte, blonde männliche Muskelpaket fuhr rasant und betrunken mit dem Fahrrad zur Apotheke, da es ein Mittel gegen den drohenden Kater benötigte und legte sich bei dem Schneetreiben samt Fahrrad prompt auf die Fresse.“
Oma Else setzte sich irritiert ihre Lesebrille auf, um diesen Abschnitt im Lokalteil der  Tageszeitung erneut zu lesen. Ein seltsamer Artikel, der im Bereich der Unfallmeldungen veröffentlicht wurde. Ein Kürzel, aus dem der Name des Redakteurs ersichtlich wurde fehlte ebenfalls. Welch` merkwürdige Sprache wurde hier verwendet? Das passte alles nicht zu ihrer Tageszeitung. Handelte es sich hier gar um „Fake News“? So recht konnte sie mit dem Begriff nichts anfangen. Lieber las sie über Einbrüche in der Nachbarschaft oder welcher Rammler den Wettbewerb beim örtlichen Kaninchenzüchterverein gewonnen hatte. Wenn sie den Politikteil abgetrennt hatte, diesen unter die Holzscheite im kleinen Kachelofen legte und das Feuer brannte, setzte sie sich gerne an ihren Küchentisch und las bei einer starken Tasse Kaffee die Todesanzeigen. Ein kleiner Keks durfte dazu nicht fehlen. Manchmal gab es auch ein kleines Stück Butterkuchen. Selten gestand sie sich ein, dass sie dieses Ritual mochte. Zu erfahren, dass es niemanden aus ihrem Bekanntenkreis oder aus der ehemaligen Schulgemeinschaft getroffen hatte, gab ihr ein gutes Gefühl.
Dieser Artikel irritierte sie weiterhin. Ihr Enkel sprach kürzlich davon, dass die Russen den komischen Trump im Wahlkampf unterstützt und irgendwelche Dinger gedreht hätten, so dass er gewonnen hätte.
Ob hier auch gedreht wurde? Interessierten sich die Russen etwa für Bochum? Wollten sie die Tageszeitung übernehmen und den Schröder gar zum Chefredakteur machen? Da gab es doch diese Geschichte mit Gas und so. Die Genossen nahmen es ihm so übel. Vielleicht wollten die Russen ihn nun auf einen ruhigen Posten abschieben? Wer öffentlich sagte: „Hör mal, hol` mir mal ´ne Flasche Bier, sonst streike ich hier“ (so ähnlich hatte doch der Raab darüber gesungen), der würde auch … prompt auf die Fresse schreiben?
Ach, vielleicht sollte sie die ersten Seiten doch nicht immer gleich verfeuern und sie stattdessen lesen?
Muskelpaket? Wer benutzte noch solch einen Ausdruck? Else kramte in ihrem Gedächtnis und sie konnte nur einen Zusammenhang mit Arnold Schwarzenegger herstellen. Lange war es her. Damals trugen die Frauen noch Schlaghosen. Viel schlimmer: Die Männer ebenfalls.
Plötzlich schmunzelte sie. In ihrer Erinnerung gab es ein weiteres Mannsbild, welches man als Muskelpaket bezeichnen konnte: Den blonden Rocky in der Rocky Horror Picture Show. Geschaffen von dem genialen Frank N. Furter. Er, also Rocky, verzauberte die Frauen in dem Film und auch sie als Zuschauerin zog ihn eindeutig dem Frank oder dem ungelenken Brad vor. Ihre Freundin fand Eddie bedeutend attraktiver. Bedauerte sein Ableben im Film. Es musste kurz vor ihrem 30. Geburtstag gewesen sein, als sie mit besagter Freundin zum ersten Mal die „Rocky Horror Picture Show“ im Kino anschaute. Als sie sich im Winter endlich trauten im Dienstmädchenkostüm mit einem leichten Trenchcoat bekleidet den Film zu sehen, lief er bereits monatelang, Die Kinoschlange war lang und das Schneetreiben draußen heftig. Ihre Freundin erwarb mit der Kinokarte eine kleine Flasche Sekt und war bereits ein wenig betrunken, als sich der Vorhang hob. Sie fror nicht mehr. Auch heute wärmte sie ein Piccolo mehr als eine halbe Stunde heiß zu duschen.
Nicht nur sie beide, der gesamte Kinosaal amüsierte sich, hatte Spaß, sang und machte bei den Szenen mit.
Langsam fuhren sie später auf ihren Fahrrädern den Abhang herunter. Bei dem Wetter verzichteten sie auf die übliche rasante Wettfahrt. Ihre Freundin kam unten meist als Erste an. Else war ein kleiner Angsthase und trat zwischendurch zu oft auf die Bremse.
Im Laufe ihres Lebens sah sie den Film häufig. Manchmal mit Freundinnen, manchmal mit ihrem verstorbenen Mann. Inzwischen fühlte sie sich zu alt dafür. Das Dienstmädchenkostüm war ihr zu klein geworden. Doch lief „The Time Warp“ im Radio, so zuckten ihre Füße weiterhin zum Takt der Musik.
Erneut las Else den Artikel. Sie beschloss sich keine weiteren Gedanken mehr über ihn zu machen. Sonst würde sie Kopfweh bekommen. Sie hatte keine Lust zur Apotheke zu fahren und Kopfschmerztabletten holen zu müssen. Wenn der Schröder den Artikel geschrieben hat, dann hat er ihn eben geschrieben. Vielleicht würde sie morgen wieder auf solch einen komischen Text stoßen?
Heute Abend würde sie ihren Enkel anrufen. Er würde bestimmt ein Kino finden, in dem der Film laufen würde. Und ihr Dienstmädchenkostüm ließe sich sicherlich verbreitern.
“Let’s do the time-warp again.”

Schreibübung zu den 8 Wörtern: Schneetreiben, Fahrrad, betrunken, rasant, Apotheke, blond, Muskelpaket,  duschen

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Hans Pleschinksi: Königsallee

Klappentext:
Sommer 1954: Thomas Mann kommt zusammen mit seiner Frau Katia nach Düsseldorf, um aus dem „Felix Krull“ zu lesen, der sich zum Bestseller entwickelt. Im selben Hotel, dem „Breidenbacher Hof“, ist gleichzeitig Klaus Heuser, auf Heimaturlaub aus Asien, mit seinem Freund Anwar abgestiegen, ein Zufall, der es in sich hat. Denn Klaus Heuser, den er 1927 kennengelernt hatte, gehört zu Thomas Manns großen Lieben. In der Figur des Joseph hat er ihm ein Denkmal gesetzt. Nun sorgt die mögliche Begegnung der beiden für größte Unruhe, zusätzlich zu dem Aufruhr, den der Besuch des ins Exil gegangenen Schriftstellers im Nachkriegs-Deutschland ohnehin auslöst. Erika Mann mischt sich ein, Golo Mann und Ernst Bertram verfolgen ihre eigenen Ziele, und die Honoratioren der Stadt ringen um Haltung. Dazwischen die ewigen Fragen der Literatur, nach Ruhm und Verzicht, der Verantwortung des Künstlers und dem Preis des eigenen Lebens, nach dem Gelingen und Rang. Anschaulich und dezent, auf der Folie realer Vorkommnisse und bisher unbekannter Dokumente, dabei mit einem Anklang an „Lotte in Weimar“, lebendig und kenntnisreich, atmosphärisch und voll sprechender Details und unvergesslicher Figuren erzählt Hans Pleschinski in diesem großen Roman von Liebe, Verantwortung und Literatur – und von den 50er-Jahren in Deutschland.

Dieses Buch lieh ich mir ursprünglich aus, da es hier um Düsseldorf in den 50er Jahren geht.
Dass es sich um Thomas Mann und seinen ersten Besuch in Deutschland nach dem Krieg handelte, war für mich eher nebensächlich.
Sicherlich hatte ich Bücher von Thomas Mann gelesen, doch kann ich in seiner Biographie eher über die tragischen Selbstmorde einige seiner Kinder erfahren. Er selber, oder seine Frau, waren mir als Person nicht so wichtig. Biographien, die angelesen wurden, wurden wieder weg gelegt, da sie mir zu trocken waren.
Doch nun stieß ich auf „Königsallee“. Da ich einige Jahre in Düsseldorf lebte, kannte ich natürlich diese Straße und ja, ich kenne den Breidenbacher Hof nicht nur von außen.
Diese Geschichte interessierte mich. Wie war das Hotel in den 50er Jahren? War es in dieser Zeit auch so steif? So würdevoll?
Dieses Bedürfnis mehr darüber zu erfahren wurde auf den ersten 70 Seiten gut gestillt. Letztendlich wurde nur beschrieben, wie sich das Hotel auf den Besuch vorbereitet. Auf „ihn“.
Sehr sehr nett zu lesen.
Dem folgte die Einführung der Figur des Klaus Heuser. Jemand den Thomas Mann als 18-jährigen auf Sylt kennen lernte und später in sein Haus nach München einlud.
Dort küsste Thomas Mann Klaus Heuser und es wurde klar, dass Klaus Heuser eine der großen Lieben im Leben Thomas Manns war. „Verewigt“ in der Figur des Joseph.
Klaus Heuser ist nun das erste Mal nach vielen Jahren auf Heimatbesuch in Düsseldorf, begleitet von seinem Freund Anwar Batak Sumayputry.
Nun setzen sowohl Erika Mann (Tochter) als auch Katia Mann (Ehefrau) alles daran, dass der 79-jährige Thomas Mann im Hotel nicht auf seine ehemalige große Liebe stößt.
So besucht Erika Klaus Heuser und Partner in deren gemeinsamen Schlafzimmer, erzählt und hält lange Monologe. Zeigt ihr schauspielerisches Talent. Für meinen Geschmack hätten diese Seiten etwas kürzer ausfallen dürfen, andererseits habe ich so einiges über die Mann´s erfahren.
Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, erhält Klaus Heuser anschließend Besuch von Ernst Bertram. Patenonkel von Thomas Manns Tochter Erika, 70-jähriger Kriegsverbrecher und Dichter. Unter anderem verbrannte er Bücher mit Ausnahme derer von Thomas Mann.
Er möchte Verzeihung von Thomas Mann und möchte Klaus Heuser als Vermittler nutzen.
Doch dieser will nicht vermitteln.
Puh, diese Begegnung fand ich anstrengend, für das Buch aber wichtig.
Letztendlich taucht auch der Beisser, Golo Mann, bei Klaus Heuser auf. Auch er möchte etwas von ihm: Dass Klaus Heuser nach der Lesung Thomas Manns diesem sein neues Buch überreicht.
Klaus Heuser verweigert all´ diese Gefälligkeiten. Genießt die Zeit mit seinem Freund, genießt den Aufenthalt und nimmt letztendlich an dem Empfang nach der Lesung statt und trifft auf seinen alten Freund und „erfüllt“ alle Aufträge, um die er gebeten wurde.
Ein tolles Buch, welches mich sehr in den Bann gezogen hat.

 

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„Appes Bein“ (Dornröschen)

Wieder einmal saß Elfriede Machewsky auf der alten Bank im verrotteten Freizeitpark in Bottrop. Sie mochte die morbide Atmosphäre dieses Parks. Grünzeug überwucherte die verrosteten Geräte, die Wurzeln auf den ehemaligen Gehwegen brachten sie zum Stolpern. Die große, dornige, Hecke ließ ihre Gedanken abschweifen.
Schloss sie die Augen, zu fühlte sie sich wie Dornröschen. Kein wunderbares Schloss erträumte sie sich, eher ein kleines Hexenhäuschen. Gelegentlich träumte sie von einem Prinzen auf dem weißen Ross.
Vor einiger Zeit fiel sie in die Dornenhecke, die Wurzeln auf dem Gehweg waren einfach zu heimtückisch und brachten sie zu Fall. Kein Prinz befand sich in der Nähe, der den Stachel aus ihrem rechten Oberschenkel heraus zog. Ihr Prinz, Gerd Schmolke, war daheim und übersah ihn als sie zurückkam. Später ärgerte sich der Prinz, dass er nicht zur Stelle war, als der böse Stachel seine Elfriede so quälte.
Allmählich führte der Stachel zu einer Blutvergiftung. Viel zu spät suchte sie die Notaufnahme auf. Der liebe Chefarzt in der Notaufnahme sprach nur: „Schnell. Amputieren bis zum Oberschenkel.“
Dornröschen hörte es nicht. Das letzte was sie sah, war „Edward mit den Scherenhänden“. Als sie aufwachte wusste sie, Edward hatte sich um ihr Bein gekümmert und eine schicke Narbe genäht, die dem Dr. Mang vom Bodensee alle Ehre machen würde.
Elfriede gewöhnte sich an ihr appes Bein. Ja, die Elfriede hatte keine AOK Prothese, die jedem das Eigenleben zeigte. Nein, dem Dornröschen gebührte eine Vollprothese. Schick verkleidet und dem bleichen linken Bein in nichts nachstehend.
Ihr schicker Erwin halt.
Wenn sie so auf ihrer Bank im ehemaligen Freizeitpark saß, hielt sie schon mal Zwiegespräche mit ihrem Erwin. Fragte ihn auch wie denn der schöne rote Chanel Nagellack besser auf den Zehen halten könnte.
Ihr Gerd nuckelte gerne an ihren Zehen. Noch beklagte er sich nicht darüber, dass ihm ihr linker Fuß weiterhin besser mundete, als der Plastikgeschmack ihres Erwins. Sie fand aber, dass es ziemlich blöde aussah, wenn sich nach seiner Nuckelei rote Nagellackreste zwischen seinen gebleichten Zähnen befanden. Es erinnerte sie an ältere Frauen, deren Lippenstift allzu oft den Weg von den Lippen auf die Zähne fand.
Küssen mochte sie Gerd Schmolke anschließend nicht mehr.

Was ihr appes Bein gar nicht mochte, war, wenn Elfriede wieder einmal Schmetterlinge im Bauch hatte. Die Schmetterlinge blieben einfach nicht im Bauch. Sie flogen rum und schwupps kribbelte es in der Hüfte. Zu viel kribbeln führte dazu, dass das Bein abfiel.
Sah Elfriede einen gut trainierten Bauarbeiter mit einem verschmitzten Lächeln, war es um sie geschehen. Es kribbelte, sie verlor ihren Erwin und schwupps lag sie auf dem Gehweg.
Gerd Schmolke fand das gar nicht gut. Musste er Elfriede vom Gehweg auflesen, war ihm klar, dass wieder die Schmetterlinge im Spiel gewesen waren.
In seiner Gesellschaft hatte sie ihren Erwin zuletzt vor 8 Wochen verloren. Es geschah in dem Moment als er vor ihr kniete, ihren linken Fuß leicht im Mund, und sie mit einem Blick betrachtete, der sagte: „Du mein Dornröschen, bist die schönste, liebenswerteste Frau der Welt.“
Der Blick änderte sich auch nicht, als er eine Zehe von Erwin in den Mund nahm. Spätestens da wurde ihr bewusst, dass sie keinen Prinz auf dem weißen Ross benötigen würde. Sie hatte ihren Prinzen. Ihr Hexenhäuschen war die 3 Zimmer Wohnung in Bottrop, ihr Prinz der Gerd.

Ihr Erwin eine Art Stallknecht, der dafür sorgte, dass sie weiterhin gut zu Ross, äh Fuß, war.

 

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