Das pralle Leben

Titten, Titten, Titten war das letzte was der Weihnachtsmann laut vor sich hinmurmelte, bevor er im Kamin stecken blieb. Dass ihm dies ausgerec hnet an seinem 40. Dienstjubiläum bei „Chez Susi“ passieren würde, brachte seinen ganzen Dienstplan durcheinander. Ach, die Susi. Der zweite Teil des „Chez Susi“ hatte einfach ein zu köstliches Buffet aufgebaut. Seit 1981 betrieb sie ihren Swinger Club, dessen Namensgebung bereits in den 80er Jahren von schlechtem Geschmack zeugte und im Jahr 2021 Assoziationen an Hairstylistinnen und Mantafahrerinnen weckte.

An der Einrichtung hatte sie in all´ den Jahren nicht gespart. Nach jedem Besuch einer Sexmesse oder speziellen Einrichtungshäusern fanden sich neue Gegenstände in den Räumlichkeiten wieder. In ihrem geerbten 1200m² Domizil gab es neben den großen Liegewiesen und den vielen Betten auch spezielle Zimmer. Der erste Blick in eines dieser ließ den Weihnachtsmann damals etwas erröten. Viel erröten. Als er danach auf dem Schlitten Platz nahm, vermuteten die Rentiere, dass sein rotes Gesicht der Hektik des heiligen Abends in 1991 geschuldet war. Damals fand er es schade, sich mit ihnen nicht darüber austauschen zu können. Dank dem WWW, welches bei ihm nur zwischen Weihnachten und Sylvester zu nutzen war, konnte er nun die Kreuze, die Ketten, Peitschen und Nadeln zuordnen. Die verschiedenen Sybian Maschinen entlockten ihm inzwischen nur noch ein müdes Lächeln. Grinsen musste er, wenn er das Quietschen des großen Bauernbettes in der Bauernstube hörte. Zwischen rotkarierter Bettwäsche räkelten und bewegten sich immer ausreichend Körper beider Geschlechter. Es schien seit Jahrzehnten eines der beliebtesten Zimmer zu sein. Irgendwie rechnete der Weihnachtsmann bei seinen Terminen im Club, dass Susi ein Zimmer stylisch in eine Scheune umwandeln würde und er wildes treiben im Heu beobachten könnte, während Jürgen Drews aus den Lautsprechern dröhnen würde.

 

Der Zeitplan des Weihnachtsmanns war schon immer eng getaktet. Er kannte es kaum anders als: Rauf auf den Schlitten, runter vom Schlitten, Weihnachtsgeschenke schleppen, zurück zum Schlitten zu hecheln und die Rentiere zu Geschwindigkeitsübertretungen zu überreden. Mit „Work Life Balance“ hatte der Heiligabend schon lange nichts mehr zu tun. Manchmal versuchten die Rentiere ihn ein wenig zu entschleunigen und sangen laut „Last Christmas“. Den CD Spieler und die Lautsprecher hatte er bereits in den 90ern konfisziert, so dass nun ihre schrägen Stimmen den Song schmettern. Es hörte sich so gruselig an, so dass er meist laut lachen musste, um dann mit seinem Bariton einzustimmen.

Diese enge Taktung führte dazu, dass er sich eigentlich im Club nicht umschauen konnte. Oder umschauen sollte. Doch konnte er der Versuchung nicht widerstehen. Beim Buffet blieb er immer hängen. Während er dem aktuellen Golden Retriever 2kg frisch Faschiertes in den Napf legte, machte sich bereits Vorfreude in seinem Bauch bemerkbar. Die Susi war eine Köchin der alten Schule. So sehr sie darauf achtete, den Club zeitgemäß einzurichten, sich selber optisch immer auf dem neuesten Stand brachte oder an hohen Feiertagen die nackig spielende Coverband „The Dreamboys and Dreamgirls“ zu buchen, so blieb sie ihrem Buffetstil seit der Eröffnung treu. Während die Dreamboys und Dreamgirls inzwischen mit den Zeichen der Zeit zu kämpfen hatten, wie Körperteile, die sich der Erdanziehungskraft hingeben mussten oder Körperhaare, die jedem Färbemittel trotzten oder Falten, die sich trotz teurer Hyaluronbehandlungen immer tiefer in die Haut gruben und sogar Botox an ihnen verzweifelte, so sah Susis Mettigel an jedem Heiligabend gleich aus. Es gab Dinge, die würden sich nie ändern. Nie würde sie auf einen Golden Retriever an ihrer Seite verzichten, nie würde sie ihr Gebot „Never fuck in the same company“ brechen, nie würde es neumodischen Schnickschnack auf ihrem Buffet geben. Und solange sie einen Hund an ihrer Seite hatte, würde der Weihnachtsmann diesem 2kg Faschiertes als Geschenk vorbeibringen. Und nie würde er vergessen sich das Buffet anzuschauen. Wenn es doch nur beim Anschauen bleiben würde. Ganz unbewusst legte er seine Tour so, dass er immer dann bei „Chez Susi“ aufschlug, nachdem sie gerade die Speisen aufgebaut hatte und bevor die ersten Gäste eintrudelten. Meterweise Köstlichkeiten gab es zu sehen: Mettigel in großer Auswahl, Tomaten-Mozarella-Spieße mit Basilikum, Spargelstangen aus dem Glas mit Kochschinken umwickelt und in Mayonnaise ertrinkend, Schichtsalat, Käse-Lauch-Suppe, Käsespieße. Soleier, Frikadellen, Krabbencocktail, Eiersalat, Russisch Ei, Vanillepudding und Rote Grütze.

Das liebevoll gestaltete Buffet anzuschauen, zu riechen und nicht davon zu naschen, schafft nur ein Masochist auf Diät. Diäten verpönte der Weihnachtsmann und ein Masochist war er auch nicht. Ausnahme: Der Gesang der Rentiere.

Während Susi die letzte Runde mit ihrem Golden Retriever absolvierte, nahm sich der Weihnachtsmann einen Teller und füllte ihn mit Köstlichkeient. Vorsichtig darauf bedacht, keine Spuren und leere Stellen auf den Platten zu hinterlassen. Die langsam gerinnende Mayonnaise im Eiersalat ignorierte er. Die Haut auf dem Vanillepudding ebenfalls. Voller Genuss verputzte er die Schlemmereien. Fast vergaß er die Zeit und sein Sättigungsgefühl. Die ersten Gäste trafen ein und er musste sich sputen, um nicht gesehen zu werden. Schnell stellte er seinen Teller mit dem Besteck unter das Bauernbett, rannte zum Kamin und stieg von dort nach oben. Denkste. Sein Aufstieg geriet ins Stocken. „Verdammte Laktoseintoleranz“ fluchte er in seinen Bart. Zu viel Vanillepudding, zu viel Mozarella, zu viele Käsespieße verursachten ihm ein unangenehmes Völlegefühl und einen exorbitanten Blähbauch, der ihn nun zwischen den Wänden des Schornsteins fixierte. Sarkastisch dachte er daran, dass er keine Ketten benötigte, um nicht von der Stelle zu kommen.

Wann würde er heute den Schornstein passieren können? Wie könnte er es beschleunigen, seine Luft so schnell wie möglich aus seinem Bauch zu bekommen?

Oh, heute musste er eine Erschwerniszulage beim Chef beantragen. Die Playlist stockte und WHAM sang zum vierten Mal in Folge über Last Christmas. Gut, dass die Rentiere es nicht hören konnten.

Berieselt von Weihnachtsmusik versuchte er anhand seines Verzehrs auszurechnen, wie viele Pupse er noch ablassen müsste, um die Luft in seinem Bauch deutlich zu verringern. Parallel spielten sich vor seinen Augen die Szenen ab, die er heute ungewollt in den verschiedenen Zimmern zu sehen bekam. Körper über Körper. Unmengen an original verpackten Kondomen lagen in den Ecken und Schalen herum, daneben leere Mülleimer ohne benutzte Kondome als Inhalt, kein vorzeigen des gelben Heftleins am Eingang und vögelnde Menschen als gäbe es kein Morgen mehr.

 

Heute konnte er ihnen noch fröhliche Weihnachten wünschen. An Sylvester würde er einigen von ihnen fröhliches sterben wünschen müssen.

 

 

Foto: pixabay.com

Hjorth & Rosenfeldt: Die Früchte, die man erntet (Ein Fall für Sebastian Bergmann, Band 7)

 

Klappentext:

Drei Morde innerhalb weniger Tage: Die beschauliche schwedische Kleinstadt Karlshamn wird vom Terror erfasst. Vanja Lithner und ihre Kollegen von der Reichsmordkommission stehen unter Druck, den Heckenschützen zu stoppen, bevor weitere Menschen ums Leben kommen. Aber es gibt keine Hinweise, keine Zeugen und keine eindeutigen Verbindungen zwischen den Opfern.
Sebastian Bergman hat sich für ein ruhigeres Leben entschieden, seit er Großvater geworden ist. Er arbeitet als Psychologe und Therapeut. Doch plötzlich wird seine Welt auf den Kopf gestellt, als ein Australier ihn aufsucht, um seine Erlebnisse während des Tsunamis 2004 zu verarbeiten. Bei dem Sebastian selbst Frau und Tochter verlor.
Wie viele andere auch, ersehnte ich den neuen Band sehnsüchtig.
Was soll ich sagen? Die Vorfreude wurde heftig enttäuscht. Dieser Band ist grottenschlecht. Auf mich wirkt es so, als hätte ein anderer Autor mitgeschrieben und nicht die beiden Autoren Hjorth & Rosenfeldt.
Die Zeitspanne zum Vorgängerroman und die eingetretenen Veränderungen sind gut erklärt.
Es kommt einfach keine Spannung auf. Liegt es am Plott? Liegt es daran, dass die Handlungsstränge, ungewohnt, hintereinander erzählt werden? Oder, dass Sebastian Bergmann ruhiger geworden ist?

Als die Neuererscheinungen im Jahresrhythmus rausgeknallt wurden, waren die Bände tausendmal besser geschrieben. In der Mitte dieses Buches überlegte ich mir wirklich es beiseitezulegen und nicht weiterzulesen. Es reizte mich nicht einmal das Ende zu lesen.
Doch ich hielt durch. Es war vergeudete Lebenszeit.
Für mich ist die Reihe auserzählt. Und die Figur Sebastian Bergmann ebenfalls.
Warum es noch einen Band geben wird, bevor die Reihe beendet wird, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Wer das Buch trotzdem lesen möchte, dem sei empfohlen die Vorgängerbände zu lesen oder mindestens Bände 4 bis 6. Die Bände 1 bis 6 sind hervorragend geschrieben und verfügen meist über eine „Nagelabbeissgarantie“. 😊
Band 1: Der Mann, der kein Mörder war
Band 2: Die Frauen, die er kannte
Band 3: Die Toten, die niemand vermisst
Band 4: Das Mädchen, das verstummte
Band 5: Die Menschen, die es nicht verdienen
Band 6: Die Opfer, die man bringt

 

9. Mai

9. Mai
Kein runder Geburtstag für Dich.
Kein Muttertag für Dich.
Viele Grüße nach….
ja wohin?
Einem Ort, an dem es Dir besser geht?
Einem Ort, an dem Dich nichts mehr an vor dem 9. Juli erinnert?

Du fehlst.
Auf Deine Dir spezielle Art und Weise.

Deine Tochter

Kolumne: 10 Dinge

Liegt es an dem bald anstehendem Geburtstag oder der besinnlichen Stimmung, in der ich mich gerade befinde? Einige Gedanken gehen mir durch den Kopf und führen dazu diese Aufzählung zu schreiben. Nein, keine Einkaufsliste oder eine Liste über Bücher, die ich noch lesen möchte. Es ist viel einfacher.
„10 Dinge, die ich noch machen möchte, bevor ich 55 bin:“

Erstens:
Ich möchte ein halbes Jahr in Irland in einem gemütlichen Cottage am Meer leben. Dem schwülen Sommer hier entfliehen, mir Sonnenbrände bei Spaziergängen am Meer einfangen und mein „Erlebniswohnen am Fuße der Schwäbischen Alb“ beenden. Mit den Locals im Pub am Kamin sitzen, dem knistern der Flammen zuhören und den Geruch nach Torf genießen. Scones mit jam werde ich in meinen Tagesablauf einbinden. Und der Muse weise ich durch den Bauerngarten den Weg ins Cottage.

Zweitens:
Jedes Jahr möchte ich an einer gemütlichen Lesung teilnehmen oder eine eigene organisieren. Um sich im persönlichen Miteinander auszutauschen und sich kennenzulernen: Wer schreibt denn da? Wer liest denn da?

Drittens:
Einmal möchte ich mich trauen auf einem Rammstein Konzert in der ersten Reihe zu stehen. Mitsingen bis ich heiser bin und am nächsten Tag meine Ohren suchen.

Viertens:
Ich möchte eine Granny Square Decke häkeln. Meine eigene Oma Erinnerung produzieren.

Fünftens:
Täglich mindestens eine Seite schreiben. Warum wohl?

Sechstens:
Euch durch meine Zeilen zum Lachen und Weinen bringen. Euch amüsieren und nachdenklich machen.

Siebtens:
Einen Schreibwettbewerb gewinnen. Einfach so.

Achtens:
Meine Kurzgeschichten in einem eigenen Band veröffentlicht sehen. Das Exemplar anstarren, das Notizbuch in die Hand nehmen und weiterschreiben.

Neuntens:
Den Blick auf die Besonderheiten im Alltag nicht verlieren, denn ohne sie würde es die zehnminütigen „Read what I see“ Kolumnen nicht geben.

Zehntens:
Mit einem Glas Rotwein in der Hand einen Abend vor dem Kamin mit Philipp Poisel – oder doch Denis Scheck- nö Philipp Poisel verquatschen.

Kolumne: November 2014

Die Vergangenheit ruht.
Die Geister, die ich rief –
sie erscheinen nur gelegentlich.
Erscheinen noch in den unmöglichsten Momenten.
Ich lasse mich nicht beirren,
ich lasse mich nicht verwirren.

Ich lasse los,
ich schiesse in den Wind.
Ich begehre auf.
Ich kämpfe nieder.
Ich bekämpfe.

Ich siege.
In kleinen Schritten.
In sehr kleinen Schritten.

 

 

„Read what I see“ oder besser „Read what I cook“: Der Kochkurs

Der Kursleiter, der sehr viel Wert auf die Schreibweise „Bistrot“ legte eröffnete den Kochkurs „Pariser Bistrot Küche“. Entstanden sei diese Bezeichnung für einen Teil der französischen Küche während des zweiten Weltkriegs. Paris wurde durch Russen, die ihre Bestellung stets mit: „Bistrot, bistrot“ aufgaben, besetzt. Auf Russisch bedeutet es angeblich schnell. Den Wahrheitsgehalt habe ich nicht per google gegengeprüft.
8 Teilnehmer plus Kursleiter – eine überschaubare Teilnehmeranzahl für die große Küche. Mein Blick fiel auf die 12 Flaschen Wein. Aha, korrespondierenden Wein wird es also in reichlicher Menge geben. (Später stellte ich fest, dass ich als einzige mit dem Auto angereist war). Während der Vorstellungsrunde schaute ich mir die bereit gestellten Lebensmittel an. Die Qualität war wirklich gut.
Kicher, kicher, kicher. Wie es bei solchen Kursen manchmal ist, wenn die Hausfrauen abends los gelassen werden, erfüllte sich mein Vorurteil schnell. Der Worte wurden wenig genutzt, das Gekichere ersetzte sie. Die erste Weinfalsche wurde gekippt, bevor der erste Kochtopf heraus gesucht wurde; beim Kursleiter verbal eingeschleimt, wenn man bereits an einem Kurs teilgenommen hatte.
Herrlich für meine niederen Instinkte namens: „Ich liebe es zu beobachten…..“
Laut Kochplan sollte folgende gekocht werden:
Soupe courte a`la provencale, Provenzalische Suppe
Tatin dèchalotes, Tarte mit Schalotten
Tatin de Tomates, Tarte mit Tomaten
Quenelles de poisson, sabayon de safran, Fischklößchen mit Safran Zabaione
Souris dàgneau aux lentilles, kleine Lammhäxle mit schwarzen Linsen (grüne waren ausverkauft)
Magret de canard a`lórange, Ente Orange mit Orangensauce
Bourdelots normands, In Blätterteig gebackener Apfel
Sacristains, Blätterteigstangen mit Mandeln
Mousse au chocolat
Kürbispüree
Pommes Macaire

Diese Gerichte waren nicht nur auf dem Kochplan zu lesen. Nein, sie wurden auch alle gekocht. Später wurden alle reichlich probiert, bzw. reichlich davon gegessen.
Wo war ich stehen geblieben? Alle schlugen sich darum, Mitglied in der Gruppe zu sein, die die Ente zubereiten sollte. O.K., es war „nur“ Entenbrust, doch irgendwie wollte jeder die Ente massakrieren.
Die Teams wurden aus jeweils 2 Personen zusammengestellt. Meine Kochnachbarin war eine Frau namens xxxxx. Den Namen habe ich vergessen. Nicht vergessen konnte ich, dass sie niemals zuvor im Leben Zabaione geschlagen hat. Im Gegensatz zu mir. Diese Erfahrung wird sie sicherlich nicht so schnell vergessen oder gar wiederholen. Doch dazu später mehr.
Daheim habe ich als Arbeitsfläche in meiner Küche nur meine Spüle zur Verfügung. Das schränkt den Spaß am Kochen teilweise etwas ein. Umso mehr genoss ich die großen Arbeitsflächen in dieser Küche oder Zutaten und Töpfe mit einem Handgriff in der Nähe zu haben.
Wir legten mit der provenzalischen Suppe los. Lammfleisch, gepökeltes Schweinefleisch, Zwiebeln, Knoblauch, sehr viel frische Kräuter, gehackte Tomaten, Lammbrühe und Gewürze ergaben nach 1,5 Stunden eine tolle Suppe. Wenige Minuten vor Kochende wurden ein paar kleine Makkaroni beigefügt. Serviert wurde die Suppe mit etwas geriebenem Parmesan.
Was soll ich sagen? Der Topf wurde leer gegessen und ich werde sie in den nächsten Wochen nachkochen. Der Geschmack des Lamms tritt zugunsten des gepökelten Schweinefleisches zurück und ergibt eine sehr aromatische Mischung.
Weiter ging es mit den Fischklößen. 400 g Rotbarsch wurden von Gräten befreit, in kleine Stücke geschnitten und püriert. Eiweiß und etwas Sahne dazugeben und mit Salz, Pfeffer, Muskat und Cayennepfeffer abschmecken. Für 30 Minuten in den Kühlschrank geben. In unserem Fall stand die Schüssel neben der Mousse, von der wir nicht naschten, auch wenn es schwer fiel.
Ein Topf wurde mit Salzwasser aufgesetzt und die Fischklößchen abgestochen. In einem gebutterten Topf auf den Boden gesetzt und mit dem nicht mehr sprudelnd kochendem Salzwasser übergossen.
Gar ziehen lassen.
In der Zwischenzeit gab ich mir vor, mich nicht über die Kochnachbarin aufzuregen. Es gibt solche und solche Leute beim Kochen. Besserwisserinnen, wie in diesem Fall und „ich nutze jeden Topf, jede Messer die es gibt. Spülen können andere.“
Hach, mein kleiner Moment der Genugtuung sollte noch kommen. Nein, nicht dadurch, dass sie sich einen Wolf spülen würde. Nein, viel subtiler … Wer hat schon einige Zabaiones hergestellt? Ich.
Wer noch nie? Genau, die Koch-Utensilien-Verschwenderin.
„Soll ich vielleicht die Zutaten mischen und Du machst dann die Sauce? Der Kursleiter erklärt Dir, wie angeboten, die weitere Vorgehensweise anschließend in aller Ruhe.“
„Tolle Idee, so lerne ich es endlich.“ (Sie schaut überhaupt nicht dezent auf den riesigen Spülberg)
„O.K. wenn ich es schaffe, beginne ich schon einmal mit dem Abwasch.“
Schwups wurden Fischfond, Weißwein, Eigelb, Safran, Sahne, Tomatenmark, Salz und Cayennepfeffer vermischt, während das Wasser für das Wasserbad erwärmte.
„Kursleiter xxx, kannst Du mir bitte erklären, wie ich die Zabaione machen muss?“
Kursleiter kommt, erklärt ihr wie sie am besten rührt/schlägt und ich drehe mich um. Beginne innerlich grinsend mit dem Abwasch. Eine Zabaione lässt sich nicht in einer Minute schlagen.
Zwischenstand nach 5 Minuten:
Abwasch ist erledigt, abgetrocknet noch nicht.
Kochnachbarin schnauft leicht bei gleichzeitig gerötetem Gesicht.
Zwischenstand nach 7 Minuten:
Die Lautstärke beim schnaufen erhöht sich deutlich, die Armbewegungen sind deutlich langsamer.
Kochgeschirr ist abgetrocknet.
Zwischenstand nach 10 Minuten:
Mit hochrotem Kopf wird nach Verstärkung zum Rühren gerufen. Vergeblich.
Ich rolle Blätterteig in 4 Stücke aus, steche 4 Äpfel aus, fülle sie mit Vanillezucker, Calvados und Zucker. Stelle diese auf die Vierecke, schlage den Teig um und pinsele den Teig mit Eigelb ein.
Zwischenstand nach 15 Minuten:
Die Zabaione wird nicht dickflüssig, fluffig. Der Versuch wird aufgegeben.
Egal, es wird mit dem gemeinsamen Essen begonnen und ich frage mich, ob meine Kochnachbarin beim nächsten Kurs lieber spült, statt irgendwelche Zutaten aufzuschlagen?
Die Fischklößchen wurden mit der Safran Zabaione und etwas Baguette serviert. Sie schmeckten lecker. Ich fühlte mich wie nach meinem ersten Zahnarztbesuch: Fischklößchen zu machen tut gar nicht weh. Ist mit wenig Aufwand herzustellen, gut vorzubereiten und schmeckt einfach nur lecker.
Anschließend gab es die Tarte mit Tomaten. Da ich kein so großer Freund von Tartes bin, fand ich sie OK, aber nicht so berauschend. Geschmacklich wirklich gut, aber halt nicht so mein Fall.
Gefolgt wurde diese Tarte von einer Zwiebeltarte, die ein wenig daneben ging. Ein krümeliger Teighaufen aus Dinkelmehl war bedeckt mit karamellisierten Schalotten. Der Teig zuvor war ebenfalls von wenig Erfolg gekrönt, so dass dieser Versuch aus Zeitgründen herhalten musste. Wer Krümel mit zu dick karamelisierten Schalotten mag, der wird auf seine Kosten gekommen sein.
Es gab eine kleine Verschnaufspause. Wir schmissen den Backofen an, puhlten uns das Karamell aus den Zähnen, schauten den anderen Köchen über die Schulter, genossen den Duftmischmasch in der Küche, genossen ein Schluck Wein.
Weiter ging es mit den kleinen Lammhaxen auf schwarzen Linsen und Kürbispüree. Was soll ich sagen? Das Fleisch war butterzart, die Linsen ein Gedicht und das Püree lecker. Die Menge war sehr reichlich bemessen und wir hatten unsere Teller nicht wenig gefüllt.
Irgendwie schienen wir alle vergessen zu haben, dass noch ein Hauptgang (die Ente) und drei Desserts folgten.
4 Lammhäxle wurden mit Salz und Pfeffer gewürzt und in Öl angebraten. Später wurden Knoblauchzehen, Zwiebel, Thymian, Rosmarin, 1/8l Lammfond, 1/8l Rotwein dazu gegeben. Deckel drauf und 1,25 Std. kochen lassen.
In Öl Suppengemüse anschwitzen, schwarze Linsen und Lorbeerblätter zugeben. Mit Fond/Rotwein aufgießen und aufkochen. 1 Std. köcheln lassen.
Die Lammhäxle mit ihrem Fond zu den Linsen geben. Umrühren und für 30-45 Minuten in den Ofen stellen.
Boh, wenn solch Gericht auf dem Tisch steht gibt es nur eine einzige Gefahr: Dass man zu viel isst, weil es so bombig schmeckt.
Ein Teil der Kursteilnehmer kämpfte mit ihren Hosenknöpfen und wünschte sich bereits jetzt ein Verdauungsschnäpschen.
Weiter ging es mit der Ente Orange. Also Entenbrust Orange. Hierzu schreibe ich nichts zur Zubereitung, reiche diese notfalls nach.
Das Highlight bei dem Gericht war die separat gekochte Sauce. Eine „Angebersauce“, eine „Baby ich mache Dich schwach Sauce“, eine „damit befriedige ich auch die Schwiegermutter Sauce.“ Welches Superlativ hatte ich noch nicht in Gebrauch? Toll, super lecker, hammer lecker, bombig lecker? Ich sage nur: Turbo lecker.
Honig wird mit dem Orangensaft aufgekocht, reduziert. Die Streifen von der Orangenschale im Saft verrühren, dann den Essig zugeben, reduzieren. Rotwein dazu, reduzieren. Geflügelfond dazu, reduzieren. Es sollen etwas 0,3l Sauce übrig bleiben.
Mit den Gewürzen abschmecken.
Zur Entenbrust gab es die besagte Sauce in kleiner Menge und Pommes Macaire. Letztere mag ich seit den 80er Jahren nicht mehr, passten aber gut zu dem Gericht. Wie soll ich sagen? Die „Ich bin aber satt“ Rufe wurden lauter. Um sich zu bewegen, wurde eine allgemeine Spülrunde eingeläutet. Weiter ging es der Mousse au chocolat. In diesem Rezept wird die Hälfte der Sahne durch Butter ersetzt. Die Mousse ist in der Konsistenz fester, schmeckte auch nicht mehr so süß. Wir nahmen jeder einen kleinen Löffel. Die Hosenknöpfe sollten schließlich dran bleiben.
Wo blieb eigentlich der Rest der fast vollen Schüssel?
Es folgten die Blätterteigstangen mit Mandeln, die gar nicht blätterten und bei weitem nicht so süß schmeckten, wie man im Vorfeld geglaubt hatte. Lecker.
Blätterteig wurde ausgerollt, mit Eigelb bepinselt und der Inhalt einer Vanilleschotte darauf verteilt. Puderzucker mit gemahlenen Mandeln vermischen und bis auf 3 EL darauf verteilen, ebenso 2/3 der gehobelten Mandeln. Einmal zusammenschlagen, Streifen von ca. 2cm Dicke schneiden, radeln. Jedes Teil drehen und auf Blech setzen. Mit dem restlichen Ei bepinseln und den restlichen Zucker und Mandeln darüber streuen.
Zum Schluss, kurz bevor die Hosenknöpfe abfielen, gab es die in Blätterteig gebackenen Äpfel mit einem Glas Calvados. Auch diese schmeckten lecker, waren aber nichts Besonderes. Wir waren halt an dem Abend zu sehr verwöhnt worden.
Es begann die Plauderrunde, die den Kursleiter anhimmelnde Gesprächsrunde (man will ja schließlich wieder am nächsten Kurs teilnehmen können) und die „Ich will jetzt gar nicht mehr nach Hause“ Gesprächsrunde. Ich weiß nicht, ob man aus meinen Worten nachvollziehen kann, dass ich mich an dem Abend teilweise köstlich amüsiert habe. Zum einen habe ich etwas gelernt, Angst vor Fischklößchen verloren, Schadenfreude gegenüber meiner Kochnachbarin gehabt (tja, hatte ich wirklich ein wenig) und den meisten Spaß an den Beobachtungen meiner Mitstreiterinnen gehabt.
Doch beinahe hätte ich einen wichtigen Punkt vergessen. Ich kann nicht schließen, ohne auf das Thema „Tupper“ einzugehen.
Ja, so ist es mit den Schwaben. Wenn in der Kursbeschreibung steht, „Tupperschalen mitbringen“, so wird dieser Aufforderung brav gefolgt. Sie werden nicht nur in große Einkaufstaschen mitgebracht, nein sie werden auch gefüllt mit heim genommen. Der noch reichlich gefüllte Topf mit Resten wird unter dem Vorwand: „Ich gehe schon mal den Topf spülen“ außer Reichweite des Esstisches gebracht, an dem die “Konkurrenz“ sitzt. Anschließend wird sich auf den Küchenboden gehockt, durch die Küchenzeilen von Blicken der anderen Teilnehmer geschützt der Inhalt des Topf heimlich in die Tupperschale(n) umgefüllt und leer der Kochkollegin präsentiert.
Ich verstehe die Welt nicht mehr.
So erging es auch den Lammhaxen mit schwarzen Linsen und Kürbispüree, die noch locker für eine 6-köpfige Familie, die Cortison einnehmen und dementsprechenden Heißhunger haben, gereicht hätten. Sie wurden schnell von einer Teilnehmerin in eine riesige Tupperschale verfrachtet und in der Ecke gebunkert.
Interpretation:

  • Der Schwabe bunkert, was er bekommen kann?
  • Die Schwäbin hat keine Lust zu kochen und füttert ihren Ehemann viele Tage damit?
  • Die Schwäbin nimmt die Tupperschale mit in die Firma, um in der Mittagspause angeben zu können. „Schaut ´mal liebe Kollegen, was ich Euch tolles in meiner schlaflosen Nacht nur für Euch gekocht habe.“

Mensch, ich hätte beinahe meine Seele verkauft, um von diesen Linsen erneut einen Löffel naschen zu können.

Und wo ist die Schüssel mit der Mousse geblieben???

 

Foto: Pixabay.com

Kolumne: Umtopfen

Ich muss sortieren.
Meinen Garten im Kopf aufräumen.
Die Schlingpflanzen entwirren,
die jungen Triebe finden,
sie pflegen,
mich von den vertrockneten Trieben trennen.
Kürzen.
Trennen.
Abschneiden.
Pflegen.
Nicht entsorgen.
Umtopfen.

Einen kleinen Ableger schenke ich Dir.

 

Foto: ich

 

Juli 2020

Juli 2020
Jetzt stehe ich hier und kann Dich auf dieser Trauerfeier nicht gehen lassen, ohne Dir noch einige Worte auf den Weg zu geben. (Sorry, ich kann einfach nicht anders.)

Du weißt, die Vorstellung von einem Himmel oder einer Hölle, des Mannes im weißen Gewand und mit weißem Rauschebart überzeugten mich nie. Aus irgendwelchen Gründen glaube ich ja fest an die Wiedergeburt.
So absurd die Vorstellung eines Himmels für mich ist, so kann ich mir gut vorstellen, dass Du neben Deinem Bruder Manni auf einer Wolke sitzt, die Beine baumeln lässt und Dich dort wohlfühlst – wo immer diese Wolke auch sein mag. Manni hat eine Thermoskanne mit starkem Kaffee zwischen Euch stehen, nimmt einen kräftigen Zug von seiner Zigarette und sagt. „Hey, Petra, schaue hinunter. Dort unten: Das ist heute DEIN Tag!“
Von hinten kommt Dein Vater in kleinen Schritten und flucht, dass er Euch erst jetzt gefunden hat. Tante Hilde nimmt heute eine Auszeit von der Wolke.

Denke ich darüber nach, kommen mir bereits die Tränen. Ich versuche tapfer zu sein, damit Du meine Worte verstehen kannst und sie nicht erahnen musst.

Welche Spuren kann ein Mensch auf der Erde oder dem Universum hinterlassen?  Du hast Deine Spuren hinterlassen. Fünf Kinder und sechs Enkel würde es ohne Dich nicht geben. Mich würde es nicht geben.

Während ich über die Worte für Deinen Abschied nachdachte, fiel mein Blick auf die Einladungskarte zu Deinem 60. Geburtstag. Du hattest eine große Feier geplant und dann kam der Nierenkrebs dazwischen. Wir hatten für Dich eine Reise nach Irland gebucht, dem Land in dem Du zweimal Urlaub gemacht hast, als ich dort wohnte. Du wolltest so gerne noch einmal dorthin reisen.
Die große Feier und die Reise fielen aus und konnten nie wieder nachgeholt werden.
Ab dann gab es immer wieder kritische gesundheitliche Situationen in Deinem Leben.

Ich weiß nicht mehr genau, wie oft Du dem Tod von der Schüppe gesprungen bist. Auch, weil Deine Patientenverfügung missachtet wurden. Du kamst immer wieder hoch. Du hast dem Tod immer ein Schnippchen geschlagen, warst schneller. Wie im Juli vor zwei Jahren, als auch mit Mimis Hilfe, Dein Leben gerettet wurde.
Nun haben wir wieder Juli, dieses Mal bist Du nicht von der Schüppe gesprungen. Jetzt hast Du einen Weg gefunden, Deinen Weg zu gehen, ohne dass Dir noch einmal jemand in Form von Krankenhaus, Notarzt o.ä. dazwischen pfuscht.
Du hast einen stillen Weg genommen, der für Dich hoffentlich friedlich war. Und ist.

Montag telefonierten wir noch und am Donnerstag gab es Dich plötzlich nicht mehr. Das Wort „plötzlich“ hat für mich nun eine ganz andere Dimension bekommen.
Apropos Weg: Während ich das Wort ausspreche, denke ich an den Weg in Oberstdorf, der am Bach entlangführte. Diesen Spaziergang am Bach entlang mochten Didi und Du so gerne. Er gehörte zu Euren Urlauben in Oberstdorf dazu. Gelegentlich besuchte ich Euch dort.
Erinnerst Du Dich, als ich bei einem Spaziergang am Bach entlang. die nicht eingelaufenen roten Schuhe trug und mir böse Blasen lief? Wenn wir uns später daran erinnerten lachten wir meist, da ich mir nach dem Spaziergang humpelnd im Schuhgeschäft die erstbesten Schuhe, die hinten offen waren, kaufte. Oder an den Eisstand mit dem leckeren Eis? Und an den feschen Jungbauern in der Milchbar? Erst im Mai schauten wir uns noch Erinnerungsstücke aus Oberstdorf an.
Ich verbrachte einige Urlaube mit Dir und Didi im Allgäu. Gemeinsame Erinnerungen, die weiter bestehen bleiben. Die Kaffeepausen im schlichten Museumscafé in Wangen, der Rundweg am Waldsee in Lindenberg. Lindau, den Bodensee und viele andere Orte erlebten wir gemeinsam.

Mama, wenn ich an Dich denke, sehe ich nicht nur die letzten 9 Jahre, in denen Dich seit dem Nierenkrebs häufig Krankheit und Phantomschmerzen dominierten.
Du warst rst so viiiiel mehr:
Die die jüngsten Enkel abgöttisch liebte
Die ein großes Haus nicht nur in Schuss hielt und dieses später räumte. Am Wochenende des Umzugs lud ich Dich nach Hamburg ins Hotel Atlantik ein, damit Du am eigentlichen Akt des Umzugs nicht anwesend sein musstest. Wir logierten im schicken Hotel. Auch hier lachten wir später über gemeinsame Erinnerungen. Wie ich erst im anderen, falschen schicken Hotel einchecken wollte und mich kaum davon abbringen ließ, dass ich die Hotelnamen verwechselt hatte und somit an der falschen Rezeption stand.
Die großzügig war
Du konntest tanzen und Dich führen lassen. 1.2.3. tschatschatscha klappte bei Dir wunderbar
Die damals so viel Spaß mit ihren Strickweibern hatte
Die eine Überlebenskämpferin war
Die ihren Dickkopf und auch Egoismus durcchzusetzen wusste
Die Spaß an der Arbeit mit Gästen in der Gastronomie u.ä. hatte
Die ihren Didi betüdelte solange sie es konnte
Die es genoss in einer „Hells Angels“ Kneipe eine Cola zu trinken und irgendwie hoffte, dass jetzt auch etwas passieren würde 🙂

Im März und Mai sahen wir uns noch und nichts deutete auf den 9. Juli hin. Nichts. Heute bin ich froh, Dich diese insgesamt viereinhalb Wochen noch gesehen und erlebt zu haben.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie Du, auf dem Weg in die Stadt, mit Deinem Elektro Rolli den Bürgersteig verließt, auf die Straße fuhrst, an deren Straßenrand sehr viele Autos parkten und entgegen der Fahrtrichtung mit geradem Rücken Gas gabst. Autos, die um die Kurve kamen, mussten bremsen. Scharf bremsen. Auf mein ängstliches Geschrei reagiertest Du nicht. Was würde ich drum geben, Dir noch einmal ein „Bist Du narrisch, passe auf“, hinterherrufen zu können.
Gerade sehe ich Dich wieder auf Deiner Wolke. Mit Deinem Ellenbogen schubst Du Manni an und sagst. „Das habe ich Dir doch gerade erzählt. Gleich fällt der Satz, sie ist emotional überfordert.“ 
Diese Anspielung beziehen sich auf die Momente als ich Dich Mama, im März und im Mai, nach dem Umsetzen aus dem E-Rolli in den anderen Rollstuhl in die Wohnung schob. Du hielst Dich, mit dem Gesicht zu mir, an den Rändern fest und schautest mich mit Deinen großen, braunen Kulleraugen unter den dichten Wimpern von unten an. In dem Moment bestandst Du für mich nur aus diesen großen Augen und dem Griff. Darauf vertrauen zu müssen, dass ich Dich vorsichtig in die Wohnung schob. Währenddessen sahst Du so klein und so verwundbar aus.  Ich unterdrückte meine Tränen und antwortete auf Deine Frage, dass ich gerade „emotional überfordert bin“. „Das musst Du doch nicht.“ Und tätscheltest meine Hand. Doch, Du wirktest so furchtbar verletzlich.
Mama, wir beide hatten sicherlich eine spezielle Beziehung. Dies ändert nichts daran, dass ich Dich jetzt schon vermisse.

Wer weiß, wann und wie wir uns wiedersehen? Oder spüren?
Danke Mama, dass es Dich
Gab
Gibt
Und weiter gibt

 

Nachtrag: Januar 2021:
Die Trauer ist weiterhin da. Anders. Folgend zitiere ich den Satz eines Enkelkinds: „Oma Petra kommt wieder. Dann hat sie auch wieder Beine.“
Wie ich zuvor schrieb: „Und weitergibt“