Kolumne: Die Qual der Wahl(en):

Wie kann es mir nur passieren, dass ich den oben genannten Gedanken hege? Durch den Wegzug aus dem Schwabenländle ins Ruhrgebiet darf ich nun erneut in kurzer Zeit für einen Landtag wählen. Ach, wenn das doch nur so einfach wäre. Seit 2013 Mitglied einer Partei und sicherlich nicht passiv tätig, die Strukturen und Gesichter im Ländle kennend, war es recht einfach, wo das Kreuz, bzw. die Kreuze, gesetzt werden.
Das war einmal. Vorkommnisse und Entscheidungen auf Bundesebene ließen Zweifel aufkommen. Zeit sich mit diesen auseinanderzusetzen und erhoffte Erneuerungen abwartend, hätten ausreichend Zeit für Diskussionen gelassen und ausreichend Zeit meine Stimme überzeugt abzugeben.

Diese Zeit gibt es gerade nicht. Die üblichen Verdächtigen, öh Spitzenkandidaten, sind bekannt. Den Infoständen konnte man nicht ausweichen und die kreativen Goddies täuschen häufig nicht über inhaltsleere, mit Floskeln versehene Wahlprogramme hinweg, an die man sich nach einem Wahlsieg nicht selten genug nicht mehr gebunden fühlt.

Und jetzt?

Ich gehöre nicht zu den Stammwählern, die einer Partei über 50 Jahre ihre Stimme geben, um sich dann zu monieren, dass für den „armen Arbeiter“ nichts getan wird oder getan wurde.
Ich gehöre nicht zu den Wählern, die aus Protest braunes Dreckszeug wählen, um es „denen da oben mal zu zeigen.“
Ich gehöre nicht zu den Wählern, die sagen „hat doch eh keinen Sinn.“

Die Anzahl der Wahlplakate inspirieren mich nicht. Auch in diesem Bundesland fällt mir auf, dass die MLPD reichlich und schnell plakatiert. Bis ins kleinste Kaff hinein. Na ja, das Erbe verstorbener Gönner muss ja sichtbar gemacht werden?
Ebenso fällt auf, dass einer anderen Partei anscheinend das Geld oder die Manpower ausgeht. Plakate dieser sind im öffentlichen Raum zu suchen. Ich lese, studiere Wahlprogramm, gehe zu Veranstaltungen und… bin so schlau, wie zuvor. Was ich nicht wählen werde, ist klar. Was ich wählen werde…..
Manchmal überkommen mich Momente, in denen ich mir sage: Ja mein Gott, welches von dem Dreckspack soll ich denn nun wählen?
Meine Momente, potenziert um die Momente vieler Wahlberechtigter in NRW, ängstigen mich dann. Gleichzeitig gilt für mich: NICHT wählen geht gar nicht!

 

Das Foto zeigt ein Goodie im Wahlkampf. Nicht mehr und nicht weniger.

Lucinda Riley: Die sieben Schwestern (Band 1)

 

Klappentext:
Der Anfang der Geschichte um sieben Schwestern und deren einzigartiger Vergangenheit.
„Atlantis“ ist der Name des herrschaftlichen Anwesens am Genfer See, in dem Maia d’Aplièse und ihre Schwestern aufgewachsen sind. Sie alle wurden von ihrem geliebten Vater adoptiert, als sie noch sehr klein waren, und kennen ihre wahren Wurzeln nicht. Als er überraschend stirbt, hinterlässt er jeder seiner Töchter einen Hinweis auf ihre Vergangenheit – und Maia fasst zum ersten Mal den Mut, das Rätsel zu lösen, an dem sie nie zu rühren wagte. Ihre Reise führt sie zu einer alten Villa in Rio de Janeiro, wo sie auf die Spuren von Izabela Bonifacio stößt, einer schönen jungen Frau aus den besten Kreisen der Stadt, die in den 1920er Jahren dort gelebt hat. Maia taucht ein in Izabelas faszinierende Lebensgeschichte – und fängt an zu begreifen, wer sie wirklich ist und was dies für ihr weiteres Leben bedeutet …
Der Auftakt zur Erfolgsserie von Lucinda Riley.

Wer war Pa Salt, der sieben Mädchen adoptierte und sie abgeschieden aufwachsen ließ? Überraschend stirbt er, hinterlässt seinen Töchtern Hinweise und somit beginnt die Reihe um die sieben Schwestern.
Im ersten Band geht es um die älteste Schwester Maia. Eine Frau, die von Vernunft geleitet wird und anscheinend risikolos durchs Leben geht und irgendwie an Atlantis gebunden zu sein scheint. Stück für Stück wird dieser Eindruck aufgelöst. Sie stellt sich ihrer Herkunft und Vergangenheit. Selbstverständlich verliebt sie sich dabei.
Im Grunde ist damit bereits der Inhalt des 576 Seiten Buches erzählt. Zieht man die Leseprobe und die Anmerkungen der Autorin ab, schrumpft das Buch auf 537 Seiten. Diese 537 Seiten kamen mir zwischendurch recht lang vor. Ja, Pa Salt scheint der tolle Vater schlechthin gewesen zu sein, von dem dennoch keines seiner Kinder vieles wusste. Er bleibt geheimnisvoll, so dass ihm im nächsten Frühjahr Band 8 gewidmet wird. Der Rubel muss ja rollen?

Beim Lesen des Buches schleicht man irgendwie voran. Die Sprache ist nicht herausfordernd, im Gegenteil. Ich hätte ein Rosamunde Pilcher Buch in den Händen halten können. Dies ist nicht verwerflich. Oder gar abwertend gemeint. Entspannende Lektüre mit einer Liebesgeschichte, bei der ich als Leserin nicht viel mitdenken muss. Der interessanteste Part entfiel auf die Geschichte der Izabela Bonifacio und dem Bau des Cristo Redentor. Diese Geschichte erklärt die Herkunft von Maia, was die Aufgabe der folgenden Bücher zu sein scheint: Die Vergangenheit der einzelnen Schwestern zu erfahren und schlussendlich die von Papa Salt. Mit der sich anschließenden Leseprobe wird die Neugier auf Band 2 geweckt.

Muss man dieses Buch gelesen haben? Sicherlich nicht.
Wer ein anspruchsloses Buch mit einer netten Geschichte lesen möchte, ist mit diesem Buch gut bedient. Wie man widerstehen will, die folgenden Bände nicht zu lesen, um die Geschichten um die anderen Schwestern und von Pa Salt zu erfahren, ist mir ein Rätsel. Es kann gut sein, dass ich im Sommer nachgeben werde. Leichte Lektüre für sonnige Stunden auf dem Balkon oder am See kann man immer gebrauchen

 

„Read what I see“: Im Café Mai 2022 – Teil I

„Boh, jetzt muss ich die ganze Kinderschokolade umtauschen.“
„Musst Du nicht, überprüfe doch erst einmal die Chargennummern.“
„Chargen Watt?
„So Nummern auf der Schokolade. So steht es im Internet.“

Ich liebe es eine Spannerin zu sein und stehe zu dieser Vorliebe. In einem Café als passive Zuhörerin Unterhaltungen mitzuhören und teilweise anzuschauen ist immer wieder ein Quell der Freude. Während der Pandemie vermisste ich einige Dinge. Vor allem die Besuche in Cafés. Unfreiwillig in Geschehnisse eingebunden zu werden, die zu eigenen Gedankengängen, Vermutungen und Geschichten führen ist eine schöne Kopfarbeit. Die Qualität des servierten Kaffee ist manchmal zweitrangig.
Heute wurde ich ein einem Café am Niederrhein fündig. Eine nette Mitarbeiterin schaufelte mir im wahrsten Sinne des Wortes noch einen Platz in der Ecke, neben zwei Seniorenpärchen, frei. Der Parkplatz ist rappelvoll mit Fahrzeugen jeder Art, an der Theke gibt es eine ständige Schlange und die Gäste, aber auch die Mitarbeiter, wirken entspannt. Den gewünschten Milchkaffee bekam ich schnell serviert, fuhr den Laptop hoch und stellte fest, dass ein kostenlosen WLAN-Zugang angeboten wird. Die ersten Satzfetzen der Gäste, die meine Ohren erreichen, deuten an, dass mir der Aufenthalt hier gefallen wird. Die runden, blaugrauen Sessel sind gemütlich. Die Tischdeko ist dezent, aber farblich abgestimmt. In den grau angemalten Marmeladengläsern von „Glück“ wurde etwas Stroh und Holz reingelegt, dazu ein Stecker mit „It´s spring time“ aufgehängt.
Die meisten Gäste scheinen hier zu frühstücken. Auf einem Tisch steht eine Etagere mit Marmelade, Wurst usw. Auf den anderen Tischen Thermoskannen mit Kaffee. Daneben kleine Müslischalen mit abgepackter Kondensmilch und Zuckerwürfeln in Papier eingewickelt. Später erfahre ich, dass es eine Kaffee Flatrate gibt. Unbewusst erwarte ich den Spruch: „Draußen gibt es nur Kännchen.“
Die zwei Pärchen neben mir diskutieren, wie bereits erwähnt, über den großen Rückruf der Kinderschokolade Produkte und wundern sich, wie es geschehen konnte.
„Boh, jetzt muss ich die ganze Kinderschokolade umtauschen.“
„Musst Du nicht, überprüfe doch erst einmal die Chargennummern.“
„Chargen Watt?“
„So Nummern auf der Schokolade. So steht es im Internet.“
„Wie konnte datt nur passieren?“
„Da wird wohl Scheisse in die Produktionsanlage gelaufen sein.“
Würde Ferrero dies zugeben?

Ich nippe an meinem heißen Milchkaffee und mutiere erneut ungewollt zur ohralen Spannerin.
„Mein Mann hat nur noch wenige Hobbies: Fernsehen, essen und furzen.“
„Warum besorgst Du Dir dann keinen neuen?“
Fast spucke ich meinen Kaffee aus. Mit ach und krach kann ich verhindern ganz laut loszulachen.
Die Sätze fallen in einer Frauenclique, die aus sechs Frauen besteht. Die anderen Frauen dieser Clique scheinen den besagten Ehemann zu kennen und gehen nicht weiter auf die Hobbies oder die neue Besorgung ein. Sie widmen sich mit ihrer Unterhaltung nun anderen Themen. Mir ist dieser Ehemann unbekannt, dennoch bauen sich vor meinem Auge einige Bilder auf. Wer kennt besagte „“Helden“ nicht von Erzählungen betagter oder auch weniger betagter Damen?

Es gibt viel zu hören und zu sehen. Hinter der Verkaufstheke arbeitet ein junges Mädchen, die mit jedem zweiten Satz sagt: „Weiß ich nicht.“ Nichts zu wissen ist nicht schlimm. Doch wie sage ich gerne: Man sollte sein Nichtwissen kompetent und eloquent verkaufen. Oder?
Ob es eine Auszubildende ist oder eine Schülerin, die sich in den Osterferien ihr Taschengeld aufbessert? Die vorgeschriebene, lange Schürze mit Rüschen steht ihr gut und lässt sie kaum älter als 16 Jahre wirken. Wo werden noch Schürzen mit Rüschen getragen? Oder mit Spitze? Der Einheitslook – oder die Corporate Identity- gibt meist die bequemen langen Bistroschürzen vor. Die weißen Bauchschürzen aus gestärkter Baumwolle gehören schon lange dem letzten Jahrhundert an.
Schauen, zuhören, Gedanken fließen lassen und parallel dazu zu schreiben führt heute vermutlich dazu, dass ich den einen oder anderen Schreibfehler fabriziere?
Von der Frauengruppe höre ich noch: „Jetzt werden zwei Ehemänner an ihrem Grab stehen. Das ist doch schön.“
„An meinem wird keiner stehen und das ist auch schön.“
Die Unterhaltung driftet in das promiskuitive Verhalten der Freundin mit den zwei Ehemännern ab. So sehr die Frauen es in ihrer weiteren Unterhaltung verurteilen, so sehr bewundert es eine von ihnen. Wenn sie noch einmal die Zeit zurückdrehen könnte, ja dann … Was würde ich machen, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte?
Was würdest Du machen?
Eine Frage, die sich manch einer nicht nur an seinem Geburtstag stellt? Momente rückgängig machen, in denen Menschen verletzt wurden? Der einen oder anderen Versuchung nachgeben?

Fortsetzung folgt ….

„Read what I see“: Im Café Mai 2022 Teil I

„Boh, jetzt muss ich die ganze Kinderschokolade umtauschen.“
„Musst Du nicht, überprüfe doch erst einmal die Chargennummern.“
„Chargen Watt?
„So Nummern auf der Schokolade. So steht es im Internet.“

Ich liebe es eine Spannerin zu sein und stehe zu dieser Vorliebe. In einem Café als passive Zuhörerin Unterhaltungen mitzuhören und teilweise anzuschauen ist immer wieder ein Quell der Freude. Während der Pandemie vermisste ich einige Dinge. Vor allem die Besuche in Cafés. Unfreiwillig in Geschehnisse eingebunden zu werden, die zu eigenen Gedankengängen, Vermutungen und Geschichten führen ist eine schöne Kopfarbeit. Die Qualität des servierten Kaffee ist manchmal zweitrangig.
Heute wurde ich ein einem Café am Niederrhein fündig. Eine nette Mitarbeiterin schaufelte mir im wahrsten Sinne des Wortes noch einen Platz in der Ecke, neben zwei Seniorenpärchen, frei. Der Parkplatz ist rappelvoll mit Fahrzeugen jeder Art, an der Theke gibt es eine ständige Schlange und die Gäste, aber auch die Mitarbeiter, wirken entspannt. Den gewünschten Milchkaffee bekam ich schnell serviert, fuhr den Laptop hoch und stellte fest, dass ein kostenlosen WLAN-Zugang angeboten wird. Die ersten Satzfetzen der Gäste, die meine Ohren erreichen, deuten an, dass mir der Aufenthalt hier gefallen wird. Die runden, blaugrauen Sessel sind gemütlich. Die Tischdeko ist dezent, aber farblich abgestimmt. In den grau angemalten Marmeladengläsern von „Glück“ wurde etwas Stroh und Holz reingelegt, dazu ein Stecker mit „It´s spring time“ aufgehängt.
Die meisten Gäste scheinen hier zu frühstücken. Auf einem Tisch steht eine Etagere mit Marmelade, Wurst usw. Auf den anderen Tischen Thermoskannen mit Kaffee. Daneben kleine Müslischalen mit abgepackter Kondensmilch und Zuckerwürfeln in Papier eingewickelt. Später erfahre ich, dass es eine Kaffee Flatrate gibt. Unbewusst erwarte ich den Spruch: „Draußen gibt es nur Kännchen.“
Die zwei Pärchen neben mir diskutieren, wie bereits erwähnt, über den großen Rückruf der Kinderschokolade Produkte und wundern sich, wie es geschehen konnte.
„Boh, jetzt muss ich die ganze Kinderschokolade umtauschen.“
„Musst Du nicht, überprüfe doch erst einmal die Chargennummern.“
„Chargen Watt?“
„So Nummern auf der Schokolade. So steht es im Internet.“
„Wie konnte datt nur passieren?“
„Da wird wohl Scheisse in die Produktionsanlage gelaufen sein.“
Würde Ferrero dies zugeben?

Ich nippe an meinem heißen Milchkaffee und mutiere erneut ungewollt zur ohralen Spannerin.
„Mein Mann hat nur noch wenige Hobbies: Fernsehen, essen und furzen.“
„Warum besorgst Du Dir dann keinen neuen?“
Fast spucke ich meinen Kaffee aus. Mit ach und krach kann ich verhindern ganz laut loszulachen.
Die Sätze fallen in einer Frauenclique, die aus sechs Frauen besteht. Die anderen Frauen dieser Clique scheinen den besagten Ehemann zu kennen und gehen nicht weiter auf die Hobbies oder die neue Besorgung ein. Sie widmen sich mit ihrer Unterhaltung nun anderen Themen. Mir ist dieser Ehemann unbekannt, dennoch bauen sich vor meinem Auge einige Bilder auf. Wer kennt besagte „“Helden“ nicht von Erzählungen betagter oder auch weniger betagter Damen?

Es gibt viel zu hören und zu sehen. Hinter der Verkaufstheke arbeitet ein junges Mädchen, die mit jedem zweiten Satz sagt: „Weiß ich nicht.“ Nichts zu wissen ist nicht schlimm. Doch wie sage ich gerne: Man sollte sein Nichtwissen kompetent und eloquent verkaufen. Oder?
Ob es eine Auszubildende ist oder eine Schülerin, die sich in den Osterferien ihr Taschengeld aufbessert? Die vorgeschriebene, lange Schürze mit Rüschen steht ihr gut und lässt sie kaum älter als 16 Jahre wirken. Wo werden noch Schürzen mit Rüschen getragen? Oder mit Spitze? Der Einheitslook – oder die Corporate Identity- gibt meist die bequemen langen Bistroschürzen vor. Die weißen Bauchschürzen aus gestärkter Baumwolle gehören schon lange dem letzten Jahrhundert an.
Schauen, zuhören, Gedanken fließen lassen und parallel dazu zu schreiben führt heute vermutlich dazu, dass ich den einen oder anderen Schreibfehler fabriziere?
Von der Frauengruppe höre ich noch: „Jetzt werden zwei Ehemänner an ihrem Grab stehen. Das ist doch schön.“
„An meinem wird keiner stehen und das ist auch schön.“
Die Unterhaltung driftet in das promiskuitive Verhalten der Freundin mit den zwei Ehemännern ab. So sehr die Frauen es in ihrer weiteren Unterhaltung verurteilen, so sehr bewundert es eine von ihnen. Wenn sie noch einmal die Zeit zurückdrehen könnte, ja dann … Was würde ich machen, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte?
Was würdest Du machen?
Eine Frage, die sich manch einer nicht nur an seinem Geburtstag stellt? Momente rückgängig machen, in denen Menschen verletzt wurden? Der einen oder anderen Versuchung nachgeben?

Fortsetzung folgt ….

Robert Seethaler: Der letzte Satz

Klappentext:
Gustav Mahler auf seiner letzten Reise – das ergreifende Porträt des Ausnahmekünstlers. Nach „Das Feld“ und „Ein ganzes Leben“ der neue Roman von Robert Seethaler.
An Deck eines Schiffes auf dem Weg von New York nach Europa sitzt Gustav Mahler. Er ist berühmt, der größte Musiker der Welt, doch sein Körper schmerzt, hat immer schon geschmerzt. Während ihn der Schiffsjunge sanft, aber resolut umsorgt, denkt er zurück an die letzten Jahre, die Sommer in den Bergen, den Tod seiner Tochter Maria, die er manchmal noch zu sehen meint. An Anna, die andere Tochter, die gerade unten beim Frühstück sitzt, und an Alma, die Liebe seines Lebens, die ihn verrückt macht und die er längst verloren hat. Es ist seine letzte Reise.
„Der letzte Satz“ ist das ergreifende Porträt eines Künstlers als müde gewordener Arbeiter, dem die Vergangenheit in Form glasklarer Momente der Schönheit und des Bedauerns entgegentritt.

„Ein ganzes Leben“ war ein Kleinod und machte mich auf den Autor aufmerksam. „Der Traffikant“ mochte ich, mit „Das Feld“ wurde ich noch nicht warm.
Dieses Büchlein – bei 128 Seiten mag ich nicht von einem Buch schreiben, enttäuschte mich. Inhaltlich war es austauschbar. Ob er über Gustav Mahler geschrieben hat oder einen anderen Menschen, nichts brachte mich Gustav Mahler näher. Ging es wirklich um ihn? Oder einen x-beliebigen Mann? Zu abstrakt wurde G. Mahler beschrieben. Berührten die bisher gelesenen Bücher, wurden Bilder im Kopf erzeugt, war die Sprache in diesen magisch – so fehlte all´ dies in diesem Büchlein. Ein Büchlein, das was darstellen soll? Eine Biographie? Verfehlt. Ein Bericht? Verfehlt. Ein Reisebericht? Verfehlt. Eine Sammlung an Erinnerungen? Verfehlt.
Der Verlag Hanser Berlin hätte gutgetan, dieses Werk noch wachsen zu lassen, zumal 19€ für 128 Seiten ein wirklich stolzer Preis sind.
Der Aufkleber: „Spiegel Bestseller“ stellt erneut kein Qualitätsmerkmal dar.

 

Kurzes Buch = Kurze Besprechung