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„Read what I see“: Im Pub

In der Nähe des Eingangs sitzen wir an einem Tisch. Die Theke habe ich im Blickfeld, den Zigarettenduft in der Nase und die Musik in den Ohren. Ich sitze in einem Pub, einem urigen kleinen Irish Pub. Ein Teil der Wände ist in einem dunklem grün gestrichen, Werbeplakate zum St. Patrick´s Day zieren die Wände und grüne Lamellen hängen vereinzelt von der Decke herab. Kleeblätter als Dekoration erfüllen für manch einen Klischees. Die Stimmung ist gut. Liegt es an der reichlichen Whiskeyauswahl oder an der Live-Musik oder an der Wirtin? Ein jeder wirkt entspannt. An der Theke sitzen Frauen mit der Zigarette in der Hand, ihre Handtaschen haben sie an den kleinen Haken unter dem Tresen aufgehängt. Sie schauen in die Richtung des Musikers, der gerade „Nothing else matters“ covered. Nicht nur sie singen die Zeilen, die sie kennen, mit. Ich nippe an meinem Guiness. Dem Wunsch nach einem kleinen Bier wurde entsprochen und ein Glas mit 0,4l serviert. Innerlich schmunzele ich über die hier eingesetzte Definition von klein. Es stört  mich nicht. Im Gegenteil, es passt hierher. Der Baileys im kleinen Cognacschwenker schwimmt über einem Eiswürfel und schmeckt in der Kombination mit dem leicht bitteren Guiness extra lecker. Meine Tischnachbarn singen ebenfalls mit. Es geht weniger darum den Ton zu treffen, als sein sich wohl fühlen über die Lautstärke des Gesangs und dem sich mitwiegen zur Musik öffentlich zu zeigen.
Links in den Nischen sitzen, auf den alten Sitzbänken mit aufgeschlagenen Kissen, junge und alte Gäste nebeneinander. Auch hier wird mitgesungen und geraucht. Rechts von uns tanzen ein Mann und eine Frau. Sie scheint nicht mehr ganz nüchtern zu sein und den Tanz umso mehr zu genießen. Ihre Augen leuchten und die Asche ihrer Zigarette fällt zu Boden, während sie die Hüften wiegt. In der Nähe der Theke ist die Stimmung nicht leiser. Es wird mitgesungen, getrunken und geraucht. Ein Gefühl von Gemeinsamkeit und Toleranz herrscht vor. Nur ein Open Fire Place und der Duft nach Torf fehlen, um sich wie in einem Pub an der irischen Küste zu fühlen. Hier redet jeder mit jedem, es wird geduzt und die aufmerksame Wirtin kümmert sich um alle. Die eine oder andere Runde wird spendiert. Die von ihr und dem Kellner getragenen Guiness T-Shirts benötigen sie nicht, um sich als „Mitarbeiter“ zu erkennen zu geben. Sie sind Gastgeber und vermitteln dieses Gefühl durch und durch. Sie sind Gastgeber in ihrem Wohnzimmer.
Schaue ich mich um, sehe ich Menschen, die Zufriedenheit ausstrahlen. Es gibt niemanden, der nicht lächelt oder gar schweigsam ist. Sie scheinen sich über den gelungenen Abend, der allmählich in die Nacht übergeht zu freuen.
Und fühlen sich, mit mir zusammen, angenommen und sauwohl im WohnzimmerPub.